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19.08.2016

"Der Kongressmarkt wird weiter wachsen"

Interview mit Jonas Scharf vom Congress Center Basel

Basel gehört zu den führenden Kongressdestinationen Europas. Damit dies so bleibt, betreibt das Congress Center Basel (CCB) zusammen mit Partnern einen sehr hohen Aufwand. Besonders umkämpft ist das Geschäft mit internationalen Kongressen. Die Frankenstärke macht es Basel nicht gerade leichter. Dennoch bleibt Jonas Scharf, der Leiter des CCB, optimistisch. Er setzt auf die Stärken des Standorts, zu denen er unter anderem die exzellente Verkehrsanbindung, die kurzen Wege innerhalb der Stadt sowie das hervorragende Kultur- und Freizeitangebot zählt. Nicht zuletzt sprechen auch die erstklassige Infrastruktur, die Dienstleistungsqualität und die starke Life-Sciences-Branche für weiteres Wachstum.

Welche Bedeutung haben Grosskongresse?

Grosse Kongresse sind für uns von starker Bedeutung: mit 10% der Anlässe im Segment Kongresse werden 35% des Jahresumsatzes im Congress Center Basel gemacht. Aber auch die Hoteliers profitieren: Fünf bis zehn internationale Kongresse pro Jahr bringen der Hotellerie 40'000 bis 60'000 Logiernächte, was einem Mehrumsatz von neun bis 15 Millionen Franken entsprechen dürfte. Grosse Kongresse sind zudem langfristig planbar, sie bringen frühzeitige Auslastung, denn die Zusagen werden oftmals bereits drei bis sechs Jahre im Voraus gemacht. Kongresse sind zudem weniger abhängig von Wirtschaftsschwankungen, denn laut Statuten müssen Verbände in regelmässigen Abständen tagen.

Wie bringt man überhaupt einen Kongress nach Basel?

Internationale wissenschaftliche Veranstaltungen, die weltweit zwischen Kongressdestinationen rotieren, unterliegen meist einem aufwändigen Bewerbungsprozess. Mögliche Kongresse werden vom CCB aktiv recherchiert; wir fokussieren uns dabei auf Kongresse mit einer Grösse von 500 bis6000 Teilnehmern.

Das Team im Congress Center Basel begleitet die Organisatoren oftmals über Jahre hinweg in sämtlichen Belangen und arbeitet dabei eng mit der Stadt Basel zusammen. Dazu gehört die Erstellung eines sogenannten Bid Books, ein "Bewerbungsdossier", das die Stadt und ihre Standortvorteile, die Hotellerie, das Kongresszentrum, Rahmenprogramme und dergleichen präsentiert. Und all dies präzise abgestimmt auf die jeweiligen Bedürfnisse der Veranstaltung. Dank dieser intensiven und erfolgreichen Zusammenarbeit konnten zwischen 2010 und 2015 über 65 internationale und 60 nationale Kongresse unterschiedlicher Grösse mit insgesamt rund 650'000 Teilnehmenden in Basel realisiert werden.

Lässt sich Basel einfach vermarkten?

Die Bewerbung für rotierende Kongresse ist eine überaus spannende Herausforderung und gestaltet sich wie die Vergabe einer Olympiade. Hier befinden wir uns oftmals im direkten Wettbewerb mit Destinationen wie etwa Wien und Paris.

Dank der Lage im Dreiländereck, der erstklassigen Verkehrsanbindung mit dem stadtnahen Flughafen, zwei zentralen Bahnhöfen und einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehr vermag sich Basel aber immer wieder gegen grosse Metropolen zu behaupten. Die Infrastruktur sowie die kurzen Wege im Zentrum machen Basel zu einer der bedeutendsten Messe- und Kongressstädte Europas. Dazu kommen die reiche Auswahl an Hotels, Restaurants und Bars, gute Shoppingmöglichkeiten und ein umfangreiches Freizeitangebot, nicht zuletzt mit den rund vierzig Museen. Ausserdem gilt die Schweiz als sicher: Das ist, ein Aspekt, der gerade die Amerikaner überzeugt.

Gibt es noch weitere Faktoren, die Basel als Kongressstandort begünstigen?

Dass ein Kongress nach Basel kommt, ist ein Zusammenspiel von zahlreichen Faktoren. Wertvoll ist, dass die Regierung des Kantons Basel-Stadt die Bedeutung von Kongressen bereits früh erkannt und darum die Kongressförderungsinitiative "Congress Board Basel" ins Leben gerufen – Ziel ist es internationale Kongresse am Standort Basel zu fördern und mit einem Fonds 2014-2017 zu unterstützen. Eine tragende Rolle des Erfolges spielt auch der etablierte Life-Sciences-Standort Basel mit Sitz von zahlreichen wichtigen Pharma- und Biotechunternehmen wie Actelion, Novartis und Roche. Der Forschungsstandort Basel möchte sich internationalisieren; viele hochkarätige Forscher arbeiten in der Region, die als Meinungsbildner dienen.

Welches sind die Chancen und Risiken für Basel im Wettbewerb mit Genf aber auch im grossen internationalen Konkurrenzumfeld?

Es klingt unglaublich, aber Basel kann die Kongressstadt Nummer 1 der Schweiz werden, falls alle am gleichen Strick ziehen. Nachhaltiger Erfolg durch gute Reputation: Die Branche kehrt an erfolgreiche Kongressorte zurück. Genau wie die Michelin-Sterne-Restaurants ist auch in der Kongressbranche die Menge von Anbietern und Nachfragern bekannt. Sehr gute oder Fehlleistungen sprechen sich rasch herum und bewirken das Kommen oder das Fernbleiben der Gäste.

Pro Jahr dürfen wir uns für ca. zwei Grosskongresse mit mehr als 3000 Teilnehmern bewerben, zudem akquirieren wir 12 bis15 internationale Kongresse pro Jahr mit Teilnehmerzahlen zwischen 500 bis 6000 Personen. Basel hat die Chance für Grosskongresse mit mehr als 5000 Teilnehmern eine Alternative zu Genf und Zürich zu sein.

Wie können die Wirte mithelfen, ein positives Bild der Kongressstadt Basel zu vermitteln?

Die Wirte können zur Willkommenskultur unserer Stadt beitragen, beispielsweise mit einem offerierten Aperitif bei Vorweisen des Kongress-Badges oder ähnlichen Welcome-Ideen.  

Die Preisdiskussion im Vergleich mit dem nahen Ausland – was sagen Sie dazu?

Für das Tagungs- und Bankettgeschäft mit lokalen Firmen und Institutionen im Wettbewerb mit dem nahen Ausland steht neben der Leistung oftmals auch der Preis im Vordergrund. Wir müssen darum lernen, aus jedem Budget etwas zu machen. Das Jammern über bessere Bedingungen im grenznahen Ausland bringt kein Weihnachtsessen in unsere Stadt. Erfreulicherweise ist hier aber eine gewisse Entspannung feststellbar.

Wie beurteilen Sie die gastronomischen Belange für Kongressbesucher?

Die Verpflegung entscheidet massgeblich über den Erfolg eines Anlasses. Wie sagt man so schön: Liebe geht durch den Magen, auch die Kongressteilnehmer nehmen ihre kulinarischen Eindrücke mit und berichten darüber.

Während den Tages-Sessions werden die Teilnehmer meist rasch, aber dennoch kreativ und gesund innerhalb unserer Räumlichkeiten von unserem Catering-Partner verpflegt. Aber für Side-Events, für Abendprogramme oder auch für individuelle Lunches und Dinners begeben sich die Kongressteilnehmer in Gaststätten ausserhalb der Messe und lernen so die ganze baslerische Gastfreundschaft kennen. Freundlichkeit, faire und gute Leistungen werden geschätzt und mit guten Bewertungen quittiert. Wir stellen gerade bei internationalem Publikum eine steigende Vorliebe fest für Bewertungen auch in sozialen Medien. Und diese dienen späteren Gästen wieder als Urteil. Wer Mehrwerte schafft für Kongresskunden, wird darum langfristig davon profitieren.

Sind Kongresse überhaupt noch zeitgemäss in unserer zunehmend digitalisierten Welt?

Trotz den digitalen Kommunikationsmöglichkeiten werden Kongresse nach wie vor unverzichtbar bleiben. Digitale Webinare gibt es bereits heute, und mit der jüngeren Generation ist eine Veränderung der Kongressinhalte absehbar. Kongresse können aber gleichwohl nicht durch voll digitalisierte Lehrmittel ersetzt werden. Sie sind zentrale Networking-Plattformen und dienen dem direkten und persönlichen Austausch.

Wie sehen Sie die Zukunft von Basel als Kongressdestination?

Der Kongressmarkt wird weiter wachsen, davon bin ich überzeugt. Dank unserer grosszügigen Infrastruktur und der direkten Anbindung an die Messe Basel sind wir heute in der Lage, Kongresse mit über 6000 Teilnehmern zu empfangen. Dafür benötigen wir aber auch die entsprechenden Hotelzimmer in allen Preiskategorien. Die Erhöhung der Hotelkapazitäten wird uns ermöglichen, immer mehr und grössere Kongresse nach Basel zu bringen!

Congress Center Basel
Das Congress Center Basel (CCB) ist das flächenmässig grösste Kongresszentrum der Schweiz und gehört als Teil der international tätigen MCH Group zum Standort der Messe Basel. Jährlich werden im Congress Center über 220'000 Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt erwartet. Dank der grosszügigen Infrastruktur und der direkten Anbindung an die Messe Basel können Kongresse mit über 5000 Teilnehmern problemlos durchgeführt werden. Im CCB tagen aber nicht nur Wissenschaftler und Sachexperten, es finden die unterschiedlichsten Veranstaltungen wie der Humorkongress oder die Bodybuilding Schweizer Meisterschaften statt. Nebst den wissenschaftlichen Veranstaltungen machen unzählige Firmenevents den weitaus grössten Anteil des Geschäfts im Congress Center Basel aus.

Zur Person
Jonas Scharf, Jahrgang 1968, ist diplomierter Hotelier HF/SHL und Master of Marketing der Universität Basel. Er sammelte an mehreren Stationen im In- und Ausland berufliche Erfahrungen. Im Jahr 1998 wechselte er zur MCH Messe Basel, wo er zuerst im Hallenmarketing tätig war. 2001 trat er ins Congress Center Basel über, das er seit 2006 erfolgreich leitet Er wohnt mit seiner Frau und 3 Kindern in Riehen. Der Gourmet und Weinliebhaber reist gerne, fährt Ski, Velo und ist Hobbyläufer.

Jonas Scharf, Leiter CCB: "Wir befinden uns im Wettbewerb mit Destinationen wie Wien oder Paris."

Dossier: MICE
Permanenter Link: https://www.baizer.ch/aktuell?rID=5686


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