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23.08.2016

"Soweit zufrieden mit dem ersten Halbjahr"

Interview mit Thomas Truttmann von McDonald's

Die Schweizer Gastronomie steht vor grossen Herausforderungen. Davon bleiben auch die Anbieter von Schnellverpflegung nicht verschont. Besonders starke Frequenzprobleme treten in Grenznähe, in Innenstädten und Tourismusregionen auf. Laut Thomas Truttmann, der beim Schweizer Ableger von McDonald's für Marketing, Kommunikation, Public Affairs und Supply Chain zuständig ist, will die grösste Restaurantkette der Schweiz dennoch im bisherigen Tempo weiter wachsen.

baizer.ch: McDonald's musste 2015 deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen. Welches sind die Hauptursachen?

Thomas Truttmann: Für die Schweizer Gastronomieunternehmen steht die Frankenstärke im Vordergrund. Der Einkaufstourismus hat von 2014 auf 2015 nochmals um 11 Prozent zugenommen. Die Aufhebung des Mindesteurokurses führte ausserdem zu einem weiteren Rückgang an Touristen. Das betrifft besonders Restaurants in den Städten und den Tourismusregionen.

Wir stellen zudem Veränderungen im Konsumverhalten fest. Die Bedürfnisse sind je länger je flexibler und zum Teil auch widersprüchlicher: Burger über Mittag, am Abend ein Vegimenü in einem Restaurant und am Wochenende grosses Kochen zu Hause für Freunde. Die Zahlen zeigen, dass heute Konsumenten am Abend wieder mehr zu Hause essen.

Wie entwickeln sich die Same-Store-Umsätze im laufenden Jahr?

Wir sind soweit zufrieden mit dem ersten Halbjahr 2016, doch der Markt ist weiterhin herausfordernd. Die bereits erwähnten Faktoren wirken fortwährend. In den Kantonen im Kern der Schweiz können wir mehr Gäste begrüssen. In Grenzregionen wie Basel oder dem Tessin hingegen leiden die Märkte. Viel mehr Schweizer kaufen zurzeit auf der anderen Seite der Grenze ein und gehen dann auch dort ins McDonald's-Restaurant essen. Diese Gäste fehlen uns.

Welches sind eigentlich die härtesten Konkurrenten von McDonald's?

Die Konkurrenz ist sehr vielseitig. Bäckereien und Tankstellen-Shops wachsen in der Anzahl und haben ihr Sortiment im Take-Away-Bereich stark ergänzt. In den letzten Jahren kamen immer mehr neue Anbieter auf den Markt. Auch wenn dies lokale, kleine Ketten sind, werden die Verpflegungsmöglichkeiten für die Konsumenten stetig grösser. Und dies in einem schrumpfenden Markt. Das starke Convenience-Angebot des Detailhandels spürt der Gastronomiemarkt natürlich auch.

McDonald's hat im Zürcher Niederdorf einen seit langem bestehenden Mietvertrag nicht erneuert und zieht dort aus. Ist das ein Einzelfall oder gibt es eine Tendenz, eher ausserhalb der Stadtzentren zu wachsen?

Wir haben in den letzten drei Jahren neun Restaurants eröffnet. Wir achten auf einen guten Mix von Innenstädten, Einkaufszentren sowie Agglomeration. Im laufenden Jahr haben wir vier Eröffnungen: Murten, Genf Flughafen, Pratteln und Bern Wankdorf. Wir beurteilen jeden neuen Standort und jede Vertragsverlängerung individuell und im Kontext des jeweiligen Teilmarktes.

Sind die Mieten in den Städten ein Problem?

Ja. Der Schweizer Immobilienmarkt ist ganz klar überhitzt und die Mieten für viele Arten der Geschäftstätigkeit sehr hoch – vor allem für Gastronomieunternehmen, die mit kleinen Margen kalkulieren müssen. Dies kann unseres Erachtens mittelfristig zu einer Verdrängung von Gastronomie aus den zentralen Lagen führen und somit die Struktur von Städten verändern.

Haben die Innenstädte ein Frequenzproblem?

Der Einfluss der Online-Handels sowie des Einkaufstourismus haben klar einen negativen Einfluss auf die Belebung und Frequenz unserer Innenstädte. Dies betrifft jedoch noch mehr den stationären Handel als die Gastronomie mit einem unmittelbaren Verzehr.

Gibt es aufgrund der aktuellen Umstände Veränderungen bei der Wachstumsstrategie?

Wir sind seit vierzig Jahren in der Schweiz zu Hause und arbeiten stetig an unserer Marktstrategie. So wie in der Vergangenheit eröffnen wir jährlich zwei bis vier neue Restaurants. Zugleich überprüfen wir laufend unser Portfolio und entscheiden strategisch, ob wir Mietverträge nochmals über 10 resp. 15 Jahre verlängern. Wir wollen dort sein, wo sich das Leben der Konsumenten abspielt: Das ist unser Kompass in der Marktentwicklung.

Wie bewährt sich das neue Servicekonzept, das Sie beispielsweise in Pratteln ausprobieren?

Wir testen das Konzept "Service an den Tisch" sowie das neue Küchensystem mit Zubereitung der Burger auf Bestellung aktuell in rund zwanzig unserer 165 Restaurants. Die Feedbacks der Gäste sowie auch unserer Mitarbeitenden sind sehr positiv. Tests zeigen, dass die Servicezeiten ungefähr gleich lang sind, wie wenn der Gast an der Theke bestellt und das Menü selbst an den Tisch nimmt. Gefühlt ist die Servicezeit jedoch kürzer. In den Testbetrieben entscheidet sich etwa die Hälfte der Gäste für den Service an den Tisch.

In vielen Filialen stehen Self-Ordering-Kioske. Wie hoch ist der Anteil der Gäste, die bereits solche Bestellterminals benutzen?

Self-Ordering-Kioske haben wir momentan in 120 Restaurants. Sie sind für den schnelleren Service vor allem in Stosszeiten beliebt. Heute wird bereits jede zehnte Bestellung an einem Self-Ordering-Kiosk aufgegeben. Entscheidend ist, dass wir die Gäste – auf Wunsch – auch bei der Bedienung des Bestellkiosks unterstützen resp. ihnen Empfehlungen machen.

Wird Self-Ordering mittelfristig zum Normalfall?

Bei uns haben die Gäste immer die Wahl – sei es beim Produktangebot wie auch beim Service. Die persönliche Bestellung bei einem Mitarbeitenden wird bei McDonald’s sicher immer möglich sein.

Thomas Truttmann: "Der Schweizer Immobilienmarkt ist ganz klar überhitzt." Bild: McDonald's


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