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31.08.2009

Ist der Aargau ein Tourismuskanton?

Langsamer Prozess der Imageänderung

Als eigenständige Marke taucht der Aargau auf touristischen Übersichtskarten selten auf. Die Angebote zielen mehrheitlich auf ein lokales oder regionales Publikum und die Kantonsteile orientieren sich stark an den grossen Zentren ausserhalb. Nun hat man auch im Aargau erkannt, dass der Tourismus einen wertvollen Beitrag zur Imagebildung und zur nachhaltigen Entwicklung leisten kann.

Der Kanton Aargau und seine Regionen sind aus touristischer Sicht Nischenanbieter. Nischenprodukte laufen stets Gefahr, im lauten Konzert der Top-Destinationen unterzugehen. Der Aargau ist keine Ferienregion und sein Potenzial als Freizeitregion wird zu wenig wahrgenommen.

Spezielle Angebote für Tagestouristen und individuelle Kurzurlaube, Tagungen und Kongresse positionieren den Aargau aber als durchaus interessante touristische Destination. Die Nähe zu Basel, Zürich, Zug, Luzern, Solothurn und Süddeutschland bietet Chancen.

Zentrale Vermarktung in den Kinderschuhen

Das touristische Marketing ist bei Aargau Tourismus zentralisiert. Die Schwerpunkte liegen bei den Themen Schlösser, Kunst und Kultur, Wasser und Natur sowie Wellness und Sport. Die Heterogenität und unterschiedliche Ausrichtung der Regionen wird durch Kooperationen und Koalitionen – auch über die Kantonsgrenzen hinaus – berücksichtigt.

Die Geschäftsstelle von Aargau Tourismus ist für das überregionale, nationale und grenzüberschreitende Marketing zuständig. Sie fungiert als Fach- und Servicestelle für die dreizehn Tourismusregionen Aarau, Baden, Wettingen, Lenzburg, Seetal, Bremgarten, Wohlen, Brugg, Laufenburg, Muri/Freiamt, Rheinfelden, Zofingen und Bad Zurzach. Zudem engagiert sich die Dachorganisation in der Tourismuspolitik und achtet auf Qualität und Nachhaltigkeit der Angebote.

Die finanzielle Ausstattung von Aargau Tourismus ist bescheiden. Finanziert wird die Organisation bisher vorwiegend aus dem Lotteriefonds. Das Budget beträgt inklusive Eigenmittel etwa eine halbe Million Franken. Das neue Standortförderungsgesetz bringt es mit sich, dass ab 2010 auch Kantonsgelder zur Verfügung stehen.

Eine vordringliche Aufgabe von Aargau Tourismus ist es, den Kanton "auf die Landkarte zu bringen”. Potenzial ist durchaus vorhanden. Das breite touristische Angebot bietet Marktchancen, welche besser genutzt werden sollen. Den nötigen Schub dürfte das neue Thermalbad von Mario Botta in Baden bringen.

Die unterschiedlichen regionalen Ausprägungen des Angebots können als Stärke verstanden werden. Die Vorzüge liegen in der Vielfalt und in der Kombinierbarkeit der Angebote. So lassen sich verschiedene Segmente und ein breites Publikum ansprechen.

Touristisches Potential ist vorhanden

In Zukunft werden Naturerlebnisse wie Auenlandschaften und Flüsse stärker kommuniziert, um den Tagestourismus und Kurzferien zu fördern. Für Wanderer und Radfahrer stehen fast tausend Kilometer markierte Velowege, ein gut ausgebautes Wanderwegnetz und zahlreiche Paddelrouten zur Verfügung.

Der Aargau hat nicht nur intakte Landschaften, Flüsse und Seen für Erholung und Sport zu bieten, sondern auch Thermalquellen und Bäder für die Gesundheit und die Wellness, vielfältige Kulturangebote für die Bildung und Unterhaltung (z.B. rund 70 Museen), hübsche Kleinstädte zum Entdecken und Verweilen, Weinbauregionen und Einkaufszentren.

Die Gastronomie ist vielseitig und die rund 180 Hotels des Kantons verzeichnen pro Jahr 700'000 Logiernächte. Dabei beherbergt die Hotellerie nur 43 Prozent der übernachtenden Gäste. In der Parahotellerie, zu welcher unter anderem acht Campingplätze sowie zahlreiche Privatpensionen, Ferienwohnungen, Gruppenunterkünfte und Bauernhöfe gehören, nächtigen pro Jahr rund 300'00 Gäste. Hinzu kommen etwa 560'000 Personen, die bei Bekannten und Verwandten übernachten.

Jeder zweite Hotelgast kommt aus der Schweiz, etwa 20 Prozent stammen aus Deutschland. Touristen aus Übersee haben kaum Bedeutung. Das Hotelgewerbe entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten unterdurchschnittlich. Sowohl die Betriebs- als auch die Bettenzahl ist seit langem rückläufig. Die Zahl der Gäste hat hingegen zugenommen. Wegen der kürzeren Aufenthaltsdauer resultierte dennoch ein Rückgang bei den Logiernächten – auch in der Parahotellerie.

Höhere wirtschaftliche Bedeutung als vermutet

Eine Wertschöpfungs- und Situationsanalyse des Instituts für Tourismuswirtschaft der Fachhochschule Zentralschweiz und von Rütter & Partner schloss viele Wissenslücken. Bestätigt wurde die Vermutung, dass der Anteil der Tagesgäste sehr hoch liegt – schätzungsweise bei 86%, was neun Millionen Gästen entspricht!

Die touristische Gesamtnachfrage im Kanton Aargau beträgt 820 Millionen Franken. Zur Nachfrage steuern die Tagesgäste 380 Millionen Franken und die Hotelgäste 130 Millionen Franken bei. Die übrigen übernachtenden Gäste geben rund 60 Millionen Franken aus. Weitere 10 Millionen Franken entstehen durch die Pflegekosten von ausländischen Patienten in den Kliniken des Kantons. Beim Detailhandel und bei den Tankstellen fallen nochmals rund 240 Millionen Franken für Ausgaben von Transitgästen an.

Der Anteil der touristischen Leistungsträger an der Gesamtbebeschäftigung im Kanton liegt bei 5.3%. Etwa 3% der Beschäftigung (6340 Vollzeitäquivalente) und 2.2% des kantonalen BIP lassen sich auf den Tourismus zurückführen. Die touristische Bruttowertschöpfung beträgt rund 630 Millionen Franken pro Jahr.

Thermalbäder als wichtige Anziehungspunkte

Der Aargau ist mit seinen über den Kanton hinaus bekannten Bädern im wachsenden Wellnessmarkt gut positioniert. Die Frequenzen in Rheinfelden, Baden, Zurzach und Schninznach belegen die Anziehungskraft der Bäder. Kurgäste und Patienten in Rehabilitationskliniken sowie deren Besucher stellen ein wichtiges Gästesegment dar.

Das Veranstaltungsangebot deckt unterschiedliche Bereiche ab. Im Vordergrund stehen Theater, Kleinkunst, Openairs und das Casino in Baden. In den Altstädten der Aargauer Kleinstädte finden regelmässig Märkte statt, die auch von ausserhalb der jeweiligen Region gut besucht werden.

Durch die Nähe zu den vier grössten Deutschschweizer Agglomerationen Zürich, Basel, Bern und Luzern bietet sich der Aargau als Kongress- und Tagungsort an. Es überrascht deshalb nicht, dass die Hotellerie im Bereich Geschäftstourismus stärker ist als Freizeitbereich.

Die Zusammenarbeit einzelner Regionen mit den Städten Basel, Luzern und Zürich ist ein wichtiger Faktor für die Auslastung des Angebots. Durch die Nutzung dieser Synergiepotenziale entstehen aber auch Konflikte in Bezug auf die kantonale Tourismusförderung und die strategische Entwicklung.

Tourismusförderung = Standortförderung

Der Kanton hat die Stärkung des Tourismuspotenzials durch die Erschliessung der Kulturgüter erkannt und verschiedene Projekte lanciert, ohne andere wichtige Potenziale aus den Augen zu verlieren. Die offiziellen Stellen wissen, dass die touristischen Angebote und deren Vermarktung sich positiv auf die Attraktivität des Kantons als Wohnort und Wirtschaftsstandort auswirkt, z.B. durch die Erhöhung der Lebensqualität und die Steigerung des Bekanntheitsgrades.

Viele Restaurants, aber auch Kulturinstitutionen und Bäder, leben zu einem bedeutenden Teil von der Bevölkerung aus der Region. Das führt dazu, dass das Tourismusbewusstsein im Aargau schwach ausgeprägt ist. Aber auch die Aussenwahrnehmung ist eher von Vorurteilen geprägt. Vorstellungen über verkehrsreiche Transitrouten, die Zersiedelung und die bestehenden Kernkraftwerke verfestigen negative Bilder.

Es wird Zeit, die touristischen Highlights des Kantons besser zu positionieren und die (buchbaren) Angebote weiter zu entwickeln. Eine Imageänderung ist nur sehr schwierig zu erreichen. Auf jeden Fall wird es sich um einen langsamen Prozess handeln, selbst wenn die Regionen die Zusammenarbeit mit Aargau Tourismus verbessern.

Rütter & Partner / Institut für Tourismuswirtschaft der HSW Luzern
Wertschöpfungs- und Standortanalyse des Tourismus im Kanton Aargau
Mai 2007

Der Aargau hat viel zu bieten: Die gute Erreichbarkeit birgt leider auch die Gefahr punktueller Überlastungen der Natur- und Kulturlandschaft.


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