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13.01.2012

Sprunghafter Anstieg des Einkaufstourismus

Preiserosion verschärft Rückgange des Schweizer Detailhandels

Die Credit Suisse hat gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz den jährlichen "Retail Outlook" veröffentlicht. Der Schweizer Detailhandel wird 2012 weiterhin von den negativen Effekten der Frankenstärke und des Preiszerfalls betroffen sein. Die Studie schätzt, dass 2011 über den Einkaufstourismus vier bis fünf Milliarden Franken an Kaufkraft ins Ausland geflossen sind. Ferner zeigt die Studie mit dem Schwerpunktthema Innenstädte, dass die Zentren von Zürich, Genf und Bern besonders attraktiv sind. Der Anteil der Filialketten nimmt zwar laufend zu, die Experten finden allerdings keine Hinweise für eine generelle Verschlechterung des Branchenmix.

Die Rahmenbedingungen für den Detailhandel sind 2012 gemischt: Solange die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Eurokrise anhält und die Arbeitslosigkeit steigt, wird die schwache Konsumentenstimmung die Umsatzentwicklung im Detailhandel belasten.

Positive Impulse liefert allerdings weiterhin die Zuwanderung, welche sich 2012 auf hohem Niveau nur leicht abschwächen dürfte. Zudem wirken die sinkenden Preise im Detailhandel einem Kaufkraftverlust entgegen. Die Ökonomen der Credit Suisse gehen denn auch davon aus, dass die realen Detailhandelsumsätze 2012 moderat wachsen werden. Der prognostizierte nominale Umsatzrückgang ist wie bereits 2011 hauptsächlich auf fallende Preise zurückzuführen.

Wenig Optimismus

Die vom Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz durchgeführte Umfrage unter 200 Entscheidungsträgern des Schweizer Handels und deren Lieferantenpartner zeugt von einer weniger optimistischen Grundhaltung in der Branche als ein Jahr zuvor. 38% der Befragten budgetieren für 2012 eine im Vergleich zum Vorjahr stagnierende oder rückläufige Entwicklung beim Umsatz, beim Gewinn sind es sogar 51%.

Trotz der eingetrübten konjunkturellen Aussichten beabsichtigen 55% der Händler, im 2012 ihre Verkaufsflächen um durchschnittlich über 5% zu erhöhen. Die Flächenproduktivität bleibt folglich unter Druck. Der Detailhandel wird 2012 den Hebel hauptsächlich bei der Arbeitsproduktivität ansetzen und wie bereits 2011 netto Stellen reduzieren.

Die Frankenstärke erwischte den Handel und die Lieferantenpartner 2011 auf dem falschen Fuss. Die Befragten budgetierten das Geschäftsjahr 2011 mit einem durchschnittlichen Euro-Franken-Wechselkurs von 1.34. Die Frankenstärke war ein Grund, dass 58% der Unternehmen ihre Umsatz- und 43% ihre Gewinnziele 2011 unterschritten.

Nur 11% der Befragten berichten von überwiegend positiven Folgen der Frankenstärke. Es erstaunt daher nicht, dass die Hälfte der Unternehmen die derzeitige Wechselkursuntergrenze der Schweizerischen Nationalbank von CHF 1.20 als zu tief erachtet.

Starker Preisrückgang

Die Preise gingen 2011 im Detailhandel um über 2% zurück – ein Rekord seit dem Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1969. Die Preiserosion verschärfte den Rückgang der nominalen Detailhandelsumsätze.

Der bedeutende Bekleidungsdetailhandel bremste die Branchenkonjunktur 2011 mit einem Umsatzrückgang von über 3% am stärksten. Real setzten allerdings zahlreiche Segmente des Detailhandels, etwa der Lebensmitteldetailhandel oder der Elektronikhandel, mehr Waren ab als im Vorjahr.

Trotz der Stabilisierung der Wechselkurssituation rechnen die Ökonomen der Credit Suisse 2012 mit einem weiteren, wenn auch im Vergleich zu 2011 weniger ausgeprägten Preisrückgang im Detailhandel. Der Einkaufstourismus nahm 2011 sprunghaft zu, um schätzungsweise 20 bis 30%, und belastete insbesondere den grenznahen Schweizer Detailhandel stark.

Den Kaufkraftabfluss 2011 beziffern die Ökonomen der Credit Suisse mit insgesamt 4 bis 5 Millarden Franken. Der Einkaufstourismus dürfte den Schweizer Detailhandel 2012 weiterhin belasten, sich aber nach der massiven Zunahme in den vergangenen zwei Jahren nicht weiter verschärfen.

Mehr Ketten in den Innenstädten

Das Schwerpunktthema der aktuellen Studie ist der Detailhandel in der Innenstadt. Jeder siebte Beschäftigte des Detailhandels arbeitet in einer Innenstadt der zehn grössten Schweizer Städte. Trotz der hohen Attraktivität der Innenstadtlage ist auch dieser Standort vom Ladensterben betroffen. Zwischen 1998 und 2008 schloss netto jedes neunte Innenstadtgeschäft; die Beschäftigung ging während dieser Zeit um insgesamt 3.3% zurück. Darin widerspiegeln sich der Trend zu grösseren Läden sowie die gestiegene Arbeitsproduktivität im Detailhandel.

69% der Beschäftigten im innerstädtischen Detailhandel arbeiten in Filialketten, weit über dem Schweizer Durchschnitt von 55%. Die Filialketten haben in den letzten Jahren in fast allen Innenstädten stark an Bedeutung gewonnen.

Für die oft geäusserte These, dass der Branchenmix in der Innenstadt aufgrund der Expansion von Kleider- oder Uhrenläden immer einseitiger werde, finden die Experten der Credit Suisse über die ganze Schweiz gesehen keine Evidenz.

Die Beschäftigung im Bekleidungssegment und bei den Warenhäusern, beides deutlich übervertretene Branchen in den Innenstädten, nahm zwischen 1998 und 2008 um insgesamt 9% bzw. 8% ab. Eher schwach vertretene Branchen wie der Sport- und Elektronikdetailhandel gewannen hingegen in den Innenstädte an Bedeutung. Die Verschlechterung des Branchenmix betraf meist einzelne Haupteinkaufsstrassen, aber in vielen Fällen nicht die Innenstadt als Ganzes.

Unbestritten ist aber, dass die Filialisierung tendenziell zu einer Monotonisierung führt. Dagegen könne man wenig konkrete Massnahmen ergreifen, heisst es in der Studie. Innenstadtorganisationen seien aber ein wichtiges Forum, in dem sich die betroffenen Parteien austauschen und gemeinsame Massnahmen zur Steigerung der Attraktivität treffen können.

Wichtig wäre ein stärkerer Einbezug der Immobilieneigentümer. "Diese befinden sich aufgrund der Fragmentierung des Grundbesitzes in einem Gefangenendilemma", schreiben die Autoren. Ohne Kooperationen hätten sie keinen Anreiz, unilateral von der Strategie der Renditemaximierung abzuweichen.

Demgegenüber wissen Einkaufszentren oder Eigentümer grösserer Flächen um die zentrale Bedeutung des guten Branchenmix und bieten deshalb auch Spezialgeschäften, Dienstleistungen und Gastronomieangeboten Platz, die eine geringere Rendite abwerfen als Flagship Stores.

Neben verstärkter Kooperation wäre von vielen Eigentümern auch mehr Innovation erwünscht. Etliche brachliegende Untergeschossflächen böten zum Beispiel Raum für unabhängige Detailhändler oder Dienstleister, die sich keine Erdgeschosslagen leisten können, aber zu einem interessanteren Branchenmix und einer grösseren Attraktivität der Umgebung beitragen würden.

Zürich, Genf und Bern besonders attraktiv

Um die Attraktivität aus Sicht der Konsumenten zu untersuchen, werden in der Studie systematisch die Stärken und Schwächen der Innenstädte der zehn grössten Schweizer Städte erläutert. Folgende Hauptindikatoren fliessen in den Städtevergleich ein: Höhe des Angebots, Branchenmix, Ausmass der Filialisierung und Beschäftigungskonzentration, Fussgängerfreundlichkeit, Erreichbarkeit mit dem öffentlichen und dem Individualverkehr sowie Ladenöffnungszeiten.

Die Innenstädte von Zürich, Genf und Bern schneiden in der Vergleichsgruppe am besten ab. Die gute Platzierung basiert nicht allein auf dem grossen Angebot, sondern auch auf dem soliden Abschneiden bei den übrigen Indikatoren.

Zürich kann mit den längsten Öffnungszeiten aller Städte punkten und hat eine relativ geringe Beschäftigungskonzentration. Genf verfügt über einen relativ hohen Anteil an Läden, die nicht einer Filialkette angehören, und Bern überzeugt insbesondere mit einem ausgewogenen Branchenmix und die für Fussgänger attraktive Kompaktheit der Innenstadt. Von einem durchschnittlichen Laden sind in Bern 110 weitere Läden in einem Umkreis von 200 Metern Wegstrecke erreichbar.

Aber auch kleinere Innenstädte können punkten. Winterthur hat ein relativ geringes Angebot, schneidet aber dank der Fussgängerfreundlichkeit und des guten Branchenmix überdurchschnittlich gut ab. Lausanne ist die am besten erreichbare Innenstadt. Sie ist mit dem ÖV relativ fein erschlossen und verfügt im Vergleich zum Detailhandelsangebot über das mit Abstand grösste Parkplatzangebot aller Innenstädte.

Die Innenstadt von Basel ist relativ fussgängerfreundlich, schneidet im Vergleich aber bei den Indikatoren weder stark positiv noch stark negativ ab. Die kleineren Städte kompensieren das im Vergleich zu den anderen Innenstädten kleinere Angebot meist mit einer guten verkehrstechnischen Erreichbarkeit sowie einem oft ausgewogenen Branchenmix.


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