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Wirteverband Basel-Stadt

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21.02.2012

"Wir werden den Druck erhöhen!"

Interview mit Josef Schüpfer zu den Direktimporten

Der Wirteverband Basel-Stadt nimmt es mit den grossen Getränkekonzernen auf. Um Druck auf die hohen Gastronomie-Einkaufspreise in der Schweiz zu machen, importiert der Verband Soft Drinks und Bier aus der EU, um sie hier günstig an Wirte und Hoteliers verteilen zu lassen. Präsident Josef Schüpfer erläutert Hintergründe und Details.

Weshalb geht der Wirteverband so aggressiv gegen die grossen Getränkekonzerne vor?

Josef Schüpfer: Die Einkaufspreise der gastronomierelevanten Gebinde sind nicht nur gegenüber den gleichen Produkten im Detailhandel unverständlich hoch, sondern auch im internationalen Vergleich. Nachdem die Währungsgewinne der letzten drei Jahre nicht an uns weiter gegeben wurden, haben wir keinen Grund mehr, speziell freundlich zu sein. Wenn wir unseren Unmut nicht laut und deutlich kundtun, wird sich an der gastronomiefeindlichen Preispolitik der Konzerne nichts ändern.

Die Hersteller argumentieren, dass viele Produkte gar nicht importiert, sondern in der Schweiz abgefüllt werden. Gefährdet Ihre Aktion Arbeitsplätze?

Heineken wird von den Konsumenten auch dann als holländisches Bier wahrgenommen, wenn es in Chur gebraut wird. Das Gastgewerbe ist international nicht mehr wettbewerbsfähig, wenn wir austauschbare Produkte nicht zu Bedingungen einkaufen können, die wenigstens annähernd denjenigen unserer Konkurrenten im benachbarten Ausland entsprechen.

Die automatisierten Getränkefabriken kommen heute mit wenig Personal aus. Setzt man diese Arbeitsplätze ins Verhältnis zu den Jobs, die aufgrund der hohen Kosten im schweizerischen Gastgewerbe gefährdet sind, so sticht das Argument überhaupt nicht: Immerhin arbeiten in unserer Branche 240'000 Menschen!

Für welche Wirte sind die direkt importierten Produkte interessant?

Mit Sicherheit für die kleinen und mittleren Wirte. Diese kaufen nun kleine Mehrwegflaschen von Coca-Cola und Schweppes je nach Rückvergütung bis zu 30 Prozent günstiger ein. Weniger interessant ist das Angebot für die grossen Gastronomiegruppen: Diese schnüren beim Einkauf oft Pakete, die beim Herauslösen einzelner Produkte nicht mehr funktionieren. Man darf nicht vergessen, dass die Getränkehersteller ihre Grosskunden mit Payback-Zahlungen unterschiedlichster Art bei Laune halten.

Welche weiteren Produkte möchten Sie direkt importieren?

Wir begannen bewusst nur mit zwei Marken und fünf Artikeln. Coca-Cola und Schweppes haben wir ausgesucht, weil diese Produkte breit distribuiert und gleichzeitig überteuert sind. Wir standen kurz davor, französisches Red Bull zu importieren und deutlich günstiger anzubieten als in der Schweiz. Dann haben wir bemerkt, dass die Deklarationsvorschriften nicht erfüllt sind, weil bei uns auf den Dosen stehen muss, dass man den Drink nicht mit Alkohol mischen soll.

Sie planen also keinen Ausbau des Sortiments?

Solange die Gastronomie-Einkaufspreise in der Schweiz nicht deutlich sinken, werden wir den Druck erhöhen. Im Fokus stehen Einweg-Bierflaschen, aber auch PET-Gebinde und Dosen.

Weshalb fehlt in Ihrem Angebot ein Mineralwasser?

Viele Wirte führen ein Mineralwasser aus der Region – das finden wir gut so. Der Import von Konzernmarken wie San Pellegrino oder Evian ist aber künftig sicher ein Thema.

Wie viele Betriebe machen bei Ihrer Aktion mit?

Wir verstehen unser Angebot nicht als Aktion, sondern als langfristiges Engagement. Wir gehen nicht davon aus, dass die multinationalen Konzerne sich so schnell geschlagen geben. Wir streben an, 300 von insgesamt 2000 Gastbetrieben in der Nordwestschweiz zu beliefern.

Das wäre dann gerade einmal jeder hundertste Betrieb in der Schweiz...

Wir hoffen, dass unsere Idee in anderen Landesteilen kopiert wird. Wir sind bereit, Schwestersektionen und unabhängigen Getränkehändlern beim Schaffen von Angeboten zu helfen. Die Wirte in unserem Land müssen jetzt aufstehen: Eine breite Bewegung wird die Konzerne zum Einlenken zwingen. Unser Dachverband GastroSuisse ist herzlich eingeladen, den Widerstand anzuführen.

Was machen Sie, wenn Ihre Bezugsquelle in der EU versiegt?

Wir würden die Weko in Bern einschalten. Sollte jemand versuchen, unsere Importe zu behindern, werden wir zusätzlich bei den Kartellbehörden in Brüssel klagen. Dann haben die Markeninhaber ein europäisches Problem!

Falls unsere Quelle versiegt, gibt es noch viele andere Grossisten in der EU, die an Volumen interessiert sind. In Polen oder in Grossbritannien könnten wir die meisten Produkte sogar günstiger einkaufen als in Deutschland, von wo wir jetzt Waren beziehen. Allerdings sind dann Probleme wie das Leergut und die Deklaration schwieriger zu lösen.

Wenn die Wirte günstiger einkaufen, sinken dann auch die Verkaufspreise in den Restaurants?

Grundsätzlich ist jeder Unternehmer selber für die Preisgestaltung zuständig. Einsparungen im Einkauf von Coca-Cola und Schweppes helfen aber, Preiserhöhungen zu vermeiden, wie sie jetzt eigentlich aufgrund der höheren L-GAV-Mindestlöhne und der Einführung des vollen 13. Monatslohnes nötig werden. Sollten die Einkaufspreise von Bier und Soft Drinks auf breiter Front sinken, so wie wir es anstreben, wird das selbstverständlich Auswirkungen auf das Preisniveau in der Gastronomie haben.


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