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19.02.2016

Clubszene Schweiz: Die fetten Jahre sind vorbei

Von Herausforderungen und Trends in der Zukunft

Die Clubszene ist gefordert, einerseits durch die erdrückenden politischen Rahmenbedingungen, andererseits durch die Clubbesucher und Anrainer. Einblicke.

In der medialen Öffentlichkeit ist vom "Clubsterben" die Rede, dann wiederum vom "Clubleben, das nie tot war". Die Szene polarisiert durch ihre Schnelllebigkeit und ihren Wandel. Kaum ein Club existiert, der sich über Jahrzehnte behaupten konnte. Es herrscht ein Kommen und Gehen. Denn Konzepte und Betreiber wechseln: Was heute noch hip war, ist morgen schon veraltet.

Hinzu kommt, dass etliche Einsteiger unter den Club-Betreibern nicht das knallharte Geschäft sehen, sondern nur das vermeintlich schnelle Geld – ein Trugschluss, wie man ihn auch aus anderen Bereichen des Gastgewerbes kennt.

"Wer heute einen Club betreiben will, der muss unternehmerisch agil sein und braucht in den ersten ein bis zwei Jahren ein finanzielles Polster, um die Durststrecke zu überwinden", weiss Rolf Bähler, Gastgeber im Bonsoir in Bern und Vorstand der Bar & Club Kommission Bern (BuCK). Erst ab dem dritten Jahr rentiere ein Club finanziell – und dann müsse das Konzept bereits wieder überdacht werden. Doch das Finanzielle ist nur eine von zahlreichen Herausforderungen der Szene, wie eine Tour d'Horizon zeigt.

"Die Zürcher Clubszene ist eindeutig aussen vor", konstatiert der Berner Rolf Bähler und räumt der Limmatstadt damit einen ganz eigenen Status ein. "Denn nirgendwo sonst in der Schweiz ist die Clubszene so etabliert und anerkannt wie in Zürich." Trotz Sonderstatus bleibt aber auch die Zürcher Szene nicht vor täglichen Herausforderungen verschont. So machen ihnen mitunter die 24-Stunden-Kiosks zu schaffen.

"Die sind problematisch, weil die Gäste schon feucht-fröhlich in den Club kommen, die gekauften Getränke vor der Türe bunkern und der Lärm sowie der Abfall dadurch zunehmen", erklärt Marc Blickenstorfer, Präsident der Bar & Club Kommission Zürich (BCK). Diese Extrakosten seien dann von Clubbetreibern als Verursacher zu tragen, was stossend sei. "Zudem sinken die Einkünfte und es gibt leider etwas mehr Vorfälle." Zu schaffen mache den Zürcher Clubs ausserdem die fehlende Rechtssicherheit in gewissen Bereichen, beispielsweise bei der Emmission-Toleranz.

In Bern beschäftigt die Clubbetreiber zurzeit vor allem, dass es immer weniger Nachtschwärmer gibt und dass die öffentliche Mobilität national und international sehr gut ausgebaut ist – die Gäste somit nicht in Bern verweilen. Auch der massiv rückläufige Getränkekonsum ist ein Thema, da die Gastronomie nicht mehr mit den Detailhändlern mithalten könne, wie Rolf Bähler vom BuCK mitteilt. Durch verschärfte Bau- und Lärmvorschriften seien zudem die Investitionskosten für einen Club kaum noch stemmbar.

In Basel indes haben die Clubbetreiber mit den einengenden behördlichen Auflagen zu kämpfen. So äusserte kürzlich Eres Oron alias DJ Montes gegenüber der "Tageswoche": "Wenn man von Anfang an erdrückt wird mit einem Ordner voller Formulare und Auflagen, dann ist das absolut demotivierend."

Das bestätigt Stefanie Klär, Co-Präsidentin des Verein Kultur & Gastronomie (K&G): "Die Herausforderungen bleiben vielfältig: ob Bassbegrenzungen, Bespielungspläne für öffentliche Plätze oder Änderungen im Allmendgesetz." Und fügt weiter hinzu: "Politisch sind die Dauerbrenner Lärmschutz, Bewilligungswesen und Verfügbarkeit der Räume."

Viele Herausforderungen der Clubszene sind politischer Natur. Deshalb haben sich die Bars und Clubs in den letzten Jahren auch zu Interessensgemeinschaften formiert, um sowohl den Dialog mit den Behörden, den Gästen wie auch den Anrainern zu pflegen und gemeinsam Lösungen für eine friedliche Koexistenz zu finden.

In Bern und Zürich läuft dieser Austausch sehr gut, insbesondere mit den Behörden. So treffen sich beispielsweise die Mitglieder der BCK drei bis vier Mal pro Jahr mit deren Vertretern. "Die Stadt Zürich hat erkannt, dass das Nachtleben einen grossen Teil zur Attraktivität der Stadt beiträgt", erklärt BCK-Präsident Blickenstorfer das gute Einvernehmen.

Ein eher angespanntes Verhältnis zu den Behörden pflegen indes die Basler Clubbetreiber: "Es gibt zwar einen Dialog mit den Behörden und der Politik ... von transparenter Zusammenarbeit mit und konkreter Wertschätzung der Clubkultur kann man leider noch nicht sprechen", heisst es in einem Stellungnahme der K&G. Hier brauche es mehr Raum und Möglichkeiten für eine neue Clubkultur, mehr Wertschätzung sowie einen konstruktiven Austausch zwischen Branche, Stadtverwaltung und Politik.

Und was braucht es noch für eine attraktive Clubkultur neben guten politischen Rahmenbedingungen? "Es braucht künftig noch mehr Talent-Sharing", betont Rolf Bähler. "Wir müssen Wege finden, verschiedene berufliche Hintergründe miteinander zu verknüpfen. Sprich, einer hat die Idee, der zweite das gastgewerbliche Know-how und der dritte das wirtschaftliche – und zusammen funktioniert es."

Solche Kooperationen würden bisher noch viel zu wenig gepflegt. Zudem wünscht sich Bähler mehr Nachtschwärmer sowie mehr Emmissionstoleranz von den Anrainern. BCK-Präsident Blickenstorfer ist ausserdem davon überzeugt, dass es künftig von Vorteil sein könnte, wenn für jedes neue Bar- oder Club-Projekt vorab eine tiefere Abklärung stattfinden würde, bevor es überhaupt an den Start geht. "So à la: Wird dieser Club in diesem Gebiet überhaupt toleriert?" Dies würde zwar zu grösseren Initialkosten führen, sollte aber auch mehr Rechtssicherheit bringen.

Mit Blick in die Zukunft sind sich die Clubbetreiber in einem Punkt einig: die Szene wird sich weiter wandeln. Künftig weg von den grossen hin zu den kleinen intimeren Clubs. Grosse dürften es nach der Einschätzung von Blickenstorfer zunehmend schwieriger haben. Das beobachtet auch Bähler: "Dieser Trend hin zu kleinen Clubs zeigt sich auch dadurch, dass alle Grossraumdiscos in Deutschland zurzeit schliessen." Der Königsweg werde künftig über die Diversifikation führen: "Nicht mehr nur ein grosser Club, der auch noch eine Lounge, Bar unter seinem Dach vereinigt, sondern mehrere, dafür klar positionierte Betriebe in Form eines eigenständigen Clubs, einer Bar oder eben einer Lounge."

Die Strukturbereinigung werde zudem weiter um sich greifen – auch das eine europaweite Entwicklung: So hat sich die Clubszene in den Niederlanden zwischen 2001 und 2011 um 38 Prozent verkleinert und diejenige in Grossbritannien sich innert zehn Jahren von 3144 Clubs im Jahr 2005 auf 1733 im Jahr 2015 reduziert.

"Aber eine Strukturbereinigung ist gar nicht das schlechteste", ist Rolf Bähler überzeugt und betont, dass es das Nachtleben immer geben wird, weil es nun einmal ein sozialer und gesellschaftlicher Bestandteil sei. "Eines müssen wir einfach wissen: Die fetten Jahre sind vorbei und wir müssen uns neu oder besser erfinden. Das wird uns die nächsten Jahre beschäftigen und herausfordern."

Christine Bachmann / GastroJournal


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