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29.08.2016

Ganz am Boden der Tatsachen

Kreditklemme im Schweizer Gastgewerbe

Insgesamt steckt das Schweizer Gastgewerbe in einer Kreditklemme. Aber weil es folgerichtig ist, akzeptiert die Branche das.

Interlaken ist ein abschreckendes Beispiel: Ein Grossteil des gastgewerblichen Kapitals, also Hotels und Restaurants, ist nicht mehr in Schweizer Händen. Im Gespräch mit eingesessenen Hoteliers und Restaurateuren wird klar, dass dies bedauerlich sein mag, aber wirtschaftlich folgerichtig ist: Die über Jahrzehnte schwindenden gastgewerblichen Renditen haben im Zusammenspiel mit der schwankenden Bankenpolitik das traditionelle Schweizer Gastgewerbe auflaufen lassen und blockiert.

Nachdem die Banken in den 1980er-Jahren auch gastgewerbliche Projekte noch zu 100 Prozent belehnt hatten, folgte in den 1990er-Jahren die komplette Kehrtwende. Der Zusammenbruch der Berner Kantonalbank war ein Tiefpunkt, in der Folge wurden Ertragswerte und Ratings zum Mass aller Dinge und gastgewerbliche Projekte nicht mehr kreditwürdig.

Die Finanzierung sei gerade im Gastgewerbe "der grosse Knackpunkt", hat jüngst René Dobler bestätigt, ETH-Architekt und Chef der Stiftung für Sozialtourismus: Wirtschaftlich seien "die Kosten in den meisten Fällen fast nicht tragbar. Das bedeutet, dass ein Hotelier oft keine genügende Finanzierung von der Bank erhält, da diese auf dem Ertragswert basiert. Das wiederum heisst: Entweder besitzt der Hotelier viel Eigenkapital, was meist nicht zutrifft, oder er nutzt potenzielle Fördermittel, oder es helfen eben nur noch Kosteneinsparungen, damit das Projekt finanzierbar ist".

Dieses verheerende Fazit hat der Schweizer Tourismus-Verband im Frühling unter der Affiche "akuter Handlungsbedarf für die Schweiz" auf folgenden Punkt gebracht: "Aufgrund der aktuellen Situation im ländlichen und alpinen Tourismus erhalten viele Tourismusbetriebe keine Kredite und Hypotheken mehr, oder es werden massive Risikozuschläge erhoben."

Aus einer anderen Warte bestätigt dies Jürg Zumkehr, der für einen Grossteil der besagten Interlakner Häuser ausländische Käufer gefunden hat: "Natürlich möchte ich die Hotels lieber an Schweizer verkaufen, aber es gibt keine." Zumkehr nennt dafür auch Gründe: Einerseits fehle manchmal die "nötige Risikobereitschaft", andererseits mangle es an den Eigenmitteln – "welcher 30-Jährige mit einem Hotelfachschulabschluss hat das?"

Dass der Ertragswert hinsichtlich Krediten grundsätzlich der richtige Orientierungspunkt ist, ist heute zwar weitgehend unbestritten. Der hohe Eigenkapitalbedarf und banktechnische Automatismen sind jedoch fragwürdig, wie Hans Hess, langjähriger Ständerat für den Kanton Obwalden, letzthin festgehalten hat: Früher hätten die Banken alle Unternehmer, die Kredit brauchten, samt ihren Familien und ihrem Umfeld persönlich gekannt, "man wusste um die unternehmerischen Fähigkeiten und konnte die Risiken einschätzen". Dann seien Ratings samt ortsunkundigen Ökonomen gekommen, und "das Resultat ist, dass zumindest Grossbanken sich aus dem Gastgewerbe und anderen kleingewerblichen Branchen verabschiedet haben".

Der volkswirtschaftliche Sinn solcher Bankenpolitik dürfte sich, wenn überhaupt, erst in Jahrzehnten erschliessen – ähnlich wie der aktuelle Ausverkauf des gastgewerblichen Kapitals ins Ausland. Erstaunlich dabei ist, wie stark die Branche auf den Markt setzt und wie wenig sie staatlichen Interventionismus will: Eine Tourismusbank, die mit Blick auf professionelle Personen und Projekte für Eigenkapital geradestehen würde: Skepsis, weil dies das Problem nur verschiebt. Anleihen, deren Attraktivität für ausländische Anleger den Kostennachteil schweizerischer Tourismusanbieter makroökonomisch exakt aufwiegen würde: Skepsis, weil der Weg zur Investition vor Ort weit ist.

Peter Grunder

Maroder Zeitzeuge: Hotel Furkablick


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