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04.11.2016

Wofür Touristen Geld ausgeben

Satellitenkonto Tourismus

Die jüngsten Zahlen des Satellitenkontos zeigen einmal mehr, wie wenig touristisches Geld eigentlich ins Gastgewerbe fliesst.

Ums Jahr 2000, es ist mittlerweile eine halbe Generation her, gab sich die touristische Schweiz international der Lächerlichkeit preis: Der Bund liess im Rahmen einer seiner ständigen Sparübungen die eigentlich hoheitliche Aufgabe einer Tourismusstatistik weitgehend fallen. Ab 2003 ging eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen in den statistischen Blindflug über, zimmerte ab 2004 für die Hotellerie das permanente Provisorium einer halbprivaten Statistik – und bekam erst heuer vom Bund wieder eine halbbatzige Parahotellerie-Statistik.

Diesem hoheitlichen Skandal steht allerdings eine Sensation gegenüber, die ebenfalls eine halbe Generation alt ist: das Satellitenkonto Tourismus. Hier werden nicht Frequenzen gezählt, die wenig aussagen oder gar in die Irre führen hinsichtlich Arbeitsaufwand, Preisen oder Geldflüssen. Hier ist vielmehr genau zu sehen, was die Gäste hierzulande ausgeben - und wohin dieses touristische Geld fliesst.

Letzte Woche hat das Bundesamt für Statistik (BFS) die jüngsten Zahlen veröffentlicht. Erstmals erlauben es die Zahlen dabei, bis ins Jahr 2001 zurückzublicken, mithin Entwicklungen nachzuvollziehen und Vergleiche anzustellen. Das Gesamtbild ist unerfreulich: So ist die touristische Nachfrage seit 2001 weder insgesamt ähnlich gewachsen wie die ganze Volkswirtschaft, geschweige denn mit Blick auf die touristischen Kernbranchen Gastronomie, Hotellerie, Bergbahnen.

Die volkswirtschaftliche Leistung (BIP zu laufenden Preisen) der ganzen Schweiz ist seit dem Jahr 2000 von rund 400 auf über 600 Milliarden Franken gestiegen - hat also volle 50 Prozent zugelegt. Im Tourismus stand man 2001 bei einer Nachfrage von 37.4 Milliarden Franken, und 2016 waren es 44.8 Milliarden – eine Zunahme von kaum 20 Prozent.

Ebenfalls unerfreulich sind die Zahlenreihen mit Blick aufs Gastgewerbe: Zum einen ist der Anteil der Ausgaben, die Touristen in der Schweiz für Verpflegung in Restaurants und Hotels tätigen, seit 2001 zurückgegangen. Die Gäste geben heute weniger von ihrem Ferienbudget fürs Essen im Restaurant aus, lassen dafür aber mehr liegen für Transporte.

Besonders erschreckend dabei ist, wie wenig Geld in den touristischen Kernbranchen landet: Nur jeweils einer von zehn Franken, die in- und ausländische Touristen in der Schweiz ausgeben, fliesst in die Hotellerie und die Gastronomie.

Gut zwei von zehn Franken landen bei Transportunternehmen. Die Hälfte des entsprechenden Gesamtbetrages von knapp 10 Milliarden Franken fliegt dabei Fluggesellschaften zu. Bergbahnen erhalten gerade mal gut einen Zehntel der Gesamtausgaben für Transporte.

Jeden siebten Franken oder stolze 6.1 Milliarden Franken geben Touristen hierzulande für tourismusfremde Produkte aus, also zum Beispiel für Souvenirs oder Benzin. Das ist mehr als für die Hotellerie oder für die Gastronomie.

Die Lehren, die aus solchen Zahlen zu ziehen wären, sind so alt wie das Satellitenkonto und sonnenklar: Es kann nicht sein, dass rund ums Gastgewerbe zahlreiche Branchen massiv von den Touristen profitieren, ohne etwas dafür zu tun, dass diese kommen, wiederkommen und hier vom Wanderweg bis zur Gästekarte wohl sind.

Anders gesagt darf es nicht sein, dass vorab das Gastgewerbe mit seinem Engagement und seinen erzwungenen Abgaben dafür sorgt, dass die Touristen kommen und wiederkommen und sich hier wohlfühlen.

Wo Tourismus dominiert, ist die Finanzierung von touristischen Strukturen und Marketingaufgaben weitgehend gemäss den Erkenntnissen aus dem Satellitenkonto verteilt. In weniger touristischen Gebieten jedoch sieht es anders aus, und ein besonderes Lehrstück liefert zurzeit Appenzell-Ausserrhoden: Zwar setzte sich hier das kantonale Gewerbe für ein Tourismusgesetz ein, das alle Profiteure an den touristischen Gestehungskosten beteiligen sollte. Aber Regierung und Parlament hatten kein Verständnis und verabschiedeten umstandslos ein Gesetz, das den Tourismus vorab als gastgewerbliche Sache ansieht – ein faktenwidriger Affront.

Peter Grunder / GastroJournal


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