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16.11.2016

Auf Kollisionskurs

Zwischen Unternehmensinteressen und Gesundheitspolitik

Auf dem Blog Foodpolitics der amerikanischen Ernährungswissenschaftlerin Prof. Marion Nestle taucht im Oktober 2016 ein Dokument von Coca Cola Europe auf. Es handelt es sich um einen geleakten Bericht des Unternehmens.

Er listet über 40 gesundheits- und umweltpolitische Massnahmen auf, die eines gemeinsam haben: Sie bedrohen den Umsatz. In einer Grafik, genannt "public health risk matrix", werden diese Massnahmen nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und ihrem Umsatzrisiko geclustert und drei Unternehmensstrategien zugeordnet: Überwachen, Vorbereiten und Bekämpfen.

In der Rubrik "Bekämpfen" befinden sich unter anderem Steuern auf Softdrinks und die Einführung von diskriminierenden Nährwertprofilen. In der Rubrik "Vorbereiten" stehen beispielsweise Regelungen, die Werbung an Kinder über 12 Jahre einschränken könnten oder Obergrenzen für den Koffeingehalt in Getränken. In der Rubrik "Monitoring" finden sich CO2-Steuern und eine europaweite Definition von Portionsgrößen.

Coca-Cola Deutschland hat auf Nachfragen des aid infodienst nicht dementiert, dass es sich um einen unternehmenseigenen Bericht handelt. Uwe Kleinert, Leiter Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit von Coca Cola, bestätigt auch, dass sich sein Unternehmen gegen Steuern auf Softdrinks ausspricht: "Wir sind gegen diskriminierende Steuern auf Softdrinks und dass man den Menschen weismachen will, man könne damit das Übergewichtsproblem lösen."

Das Unternehmen setzt stattdessen auf schrittweise Zuckerreduktion (Reformulierung), das Angebot von kalorienfreien Alternativen, kleinere Produktionsgrößen und Nährwertinformationen. Anders als im oben genannten Bericht dargestellt, spricht sich das Unternehmen aber nicht gegen Nährwertprofile oder höhere Recyclingquoten aus.

"Wir sind für den Ausbau der Kreislaufwirtschaft", sagt Kleinert und verweist darauf, dass Coca-Cola in der Branche überdurchschnittliche Mehrwegquoten erzielt. Der Bericht ist also vermutlich als internes Papier einzustufen, das nicht unbedingt die aktuellen Unternehmensziele widerspiegelt.

Wie Unternehmen vorgehen, wenn ihr Umsatz tatsächlich bedroht ist, lässt sich derzeit in den USA beobachten. Anfang November 2016 haben sich die Bürger aus vier kalifornischen Städten per Wahl mehrheitlich für die Einführung einer Softdrinksteuer entschieden, darunter auch San Francisco. Mit Zucker gesüsste Softdrinks wie Limonaden, Energydrinks, Sportgetränke aber auch zuckerhaltiges Wasser, Kaffee und Tee kosten dort künftig 1 bis 2 Cent per Ounce (28 Gramm) mehr. Sie folgen damit dem Vorbild der Stadt Berkeley, die als erste amerikanische Stadt 2014 eine Softdrinksteuer etablierte.

Dieser Entscheidung sind Kampagnen vorausgegangen, die auf beiden Seiten durch millionenschwere Spenden finanziert wurden. Wie das amerikanische Onlineportal VOX berichtet, hat die amerikanische Vereinigung der Getränkehersteller mittlerweile ihre Ausgaben im Kampf gegen die Softdrinksteuer mehr als verdoppelt: Waren es 2014 noch 14 Millionen Dollar, stehen im Jahr 2016 dafür nun 37.7 Millionen Dollar zur Verfügung.

Seit Einführung der Steuer hat sich in Berkeley tatsächlich der Konsum von gezuckerten Softdrinks verringert und zwar um 21%, während er in anderen Städten um 4% anstieg, das zeigt eine neue Studie der Universitäten Berkeley und Harvard. Der Wasserkonsum in Berkeley nahm in derselben Zeit um 63% zu, in den Vergleichsstädten waren es nur 19%. Wenn dieser Effekt anhält, schreiben die Autorinnen, könne die Softdrinksteuer tatsächlich einen wichtigen Beitrag leisten zur Reduktion von Übergewicht und auch von Gesundheitskosten.

Gesa Maschkowski / aid


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