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25.06.2010
In Vals brodelt die Gerüchteküche
Schlammschlacht um Zumthors Thermalbad spaltet Bündner Bergdorf
Um das Thermalbad von Stararchitekt Peter Zumthor im bündnerischen Vals tobt eine Schlammschlacht. Die für ihre Architektur international bekannte Therme spaltet das idyllische Dorf.
Der Streit um das in Gemeindebesitz stehende Bad erschüttert das kleine Ferien- und Bauerndorf im Bündner Oberland seit über einem Jahr. Den vorläufigen Tiefpunkt markiert die Bekanntmachung intimer Details aus dem Privatleben des abgewählten Verwaltungsratspräsidenten und Direktors der Therme, Pius Truffer, durch Mitglieder der Therme-Kommission der Gemeinde.
Als Folge der medialen Blossstellung erlebe seine ganze Familie jetzt ein "unglaubliches soziales Mobbing", sagte Truffer gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.
Zusammenarbeit mit Stararchitekt gekündigt
Begonnen hat der Dorfknatsch mit einer Trennung von Zumthor. Der Stararchitekt hätte das 1996 eröffnete Thermalbad um ein architektonisch schillerndes Hotel in Turmform ergänzen sollen.
Doch nach jahrelangen Vorbereitungen kündigte der Verwaltungsrat unter Truffer Anfang 2009 wegen "schwieriger Zusammenarbeit" alle Verträge mit Zumthor. Der Architekt sprach daraufhin Truffer jegliche kulturellen und fachlichen Kompetenzen ab, das Bad zu führen.
Knapp ein Jahr später stand der ganze Verwaltungsrat samt Präsident Truffer auf der Strasse. Die Therme-Kommission unter der Leitung von Gemeindepräsidentin Margrit Walker-Tönz hatte ihn überraschend abgewählt. Truffer bezeichnet die Aktion als "handstreichartig".
"Vals stellt sich hinter Zumthor" titelte daraufhin die Tageszeitung "Die Südostschweiz". Die Vermutung stand im Raum, die Kommission habe mit der Palastrevolution den Weg für eine erneute Zusammenarbeit mit Therme-Übervater Zumthor freimachen wollen.
Belegschaft stellt sich hinter Verwaltungsrat
Die Kommission dementiert diese Absicht bis heute und nennt vor allem Machtkumulation und Fehler in der Amtsführung als Abwahlgrund. Vorwürfe, die Truffer als nicht stichhaltig bezeichnet. Die Belegschaft der Therme scheint das auch so zu sehen. Am Tag nach der Abwahl marschierten 60 Angestellte in einem Protestzug für "ihren" Verwaltungsrat durch Vals.
Die Gemeinde wollte es nun genau wissen und setzte die Geschäftsprüfungskommission (GPK) ein. Deren Fazit: Die Abwahl ist nicht gültig. Dennoch ist offenbar die Wahl des neuen Verwaltungsrates verbindlich, da die gestürzte Führungsmannschaft keine Rechtsmittel ergriffen hat.
Rücktritt der Gemeindepräsidentin gefordert
Truffer und seine Verwaltungsratskollegen gingen erst nach dem GPK-Bericht zum Gegenangriff über. Sie wollen die Gemeindepräsidentin aus dem Amt hebeln. An einer Medienkonferenz in der Kantonshauptstadt forderten sie Walker-Tönz zum Rücktritt von all ihren Ämtern auf.
"Frau Walker-Tönz hat bei der Abwahl demokratische Rechte verletzt und sämtliche Verfahrens- und Anstandsregeln gebrochen", betont Truffer. Dagegen verwahrt sich die Gemeindepräsidentin. "Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass alles rechtens behandelt wurde", sagte Walker-Tönz auf Anfrage.
Die nächste Episode der Valser-Soap wird vor Gericht geschrieben. Dieses wird sich aber nicht mit der Abwahl, sondern mit den Veröffentlichungen zu Truffers Privatleben befassen. Der gestürzte Verwaltungsrat hat gegen die Therme-Kommission Klage wegen Persönlichkeitsverletzung eingereicht.
Autorin: Jara Uhricek / sda
Dossier: Tourismus
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