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09.04.2011

Der jüdische Beitrag zum Alpentourismus

Eine verborgene Geschichte

Eine Ausstellung im Forum der Schweizer Geschichte spürt einer weitgehend verborgenen Beziehungsgeschichte nach: Dem Beitrag der Juden bei der Entdeckung und Erschliessung der Alpen. "Hast Du meine Alpen gesehen?" ist bis zum 28. Oktober 2011 in Schwyz zu sehen.

sda. Berge spielen in Religionen eine wichtige Rolle. Wer nach einem spirituellen Erlebnis sucht, erlebt die Spitze des Berges als Grenze der Physischen Welt, fühlt sich dem Himmel näher. Und auf einem Berg erhielten die Juden die Zehn Gebote.

Nachdem in der Romantik die Schönheit der Berge entdeckt wurde, strömten die Menschen aus den nun als hässlich und ungesund empfundenen Städte in die Höhe. Unter ihnen auch viele Juden, die zu eigentlichen Pionieren des Alpentourismus wurden.

Mit Ihrem Titel nimmt die Ausstellung Bezug auf den Begründer der jüdischen Neoorthodoxie in Deutschland, Samson Raphael Hirsch. "Wenn ich vor Gott stehen werde, wird der Ewige mich fragen: Hast Du meine Alpen gesehen?" soll Hirsch gesagt haben, bevor er in die Schweiz fuhr.

Ungewöhnlich lange habe man an dieser Ausstellung gearbeitet, sagt Kurator Hanno Loewy vom Jüdischen Museum Hohenems. Was auch daran liegt, dass diese Beziehungsgeschichte weitgehend unbekannt ist. Und nach dem Niedergang des Nationalsozialismus vieles verdrängt und verborgen wurde.

"Unerwünschte" Juden

Tatsächlich spielten jüdische Bergsteiger eine wichtige Rolle bei der Eroberung der Alpen, gehörten Juden zu den Pionieren des Skitourismus, spielten jüdische Ärzte ein wichtige Rolle beim Aufbau von Sanatorien und Kurhäusern in den Bergen.

Auch Künstler, Autoren, Forscher leisteten ihren Beitrag. In der Ausstellung zu sehen sind beispielsweise Sigmund Freuds Wanderstock oder Theodor Herzls Fahrrad.

Doch legte sich bald der Schatten des Antisemitismus über die Juden. Die "reine Bergwelt" sollte von Juden rein bleiben. Im Zuge der Arisierung wurden beispielsweise in den 1920er-Jahren die Juden aus dem österreichischen Alpenverein ausgeschlossen.

Zunehmend wurden Juden ausgegrenzt, wurde ihnen der Zutritt verweigert, wurde ihnen auf Strassenschildern mitgeteilt, dass sie "unerwünscht" seien. Wo möglich, suchten sie sich ihre eigenen koscheren Hotels.

Diskreter Antisemitismus in der Schweiz

Der Antisemitismus beschränkte sich nicht auf das Dritte Reich. Auch in der Schweiz waren Juden Schikanen ausgesetzt, auch wenn hier antijüdische Tendenzen, wie Loewy sagt, sich meist "sehr diskret" zeigten.

In Davos etwa trieb der Schweizer Landesgruppenleiter der NSDAP, Wilhelm Gustloff, sein Unwesen. Er bespitzelte deutsche Touristen, bedrohte Touristen, die in jüdischen Geschäften einkauften und übte Druck auf Hotels aus, die jüdische Gäste aufnahmen. 1936 wurde er von einem jüdischen Studenten erschossen.

Was unter "Diskretion" zu verstehen ist, pflegten jene Hotels, die eigentliche Fichen über ihr Gäste führten. Da fehlte bei Juden selten der Hinweis auf ihre Religion. "Gute Kunden, aber Juden" (Palace Hotel, St. Moritz), "trés juifs mais gentil" (Waldhaus, Vulpera/Schuls).

Solche Fichen waren übrigens bis vor wenigen Jahren in einem kleinen Hotelmuseum im Waldhaus ausgestellt. Inzwischen sollen die Dokumente vernichtet worden sein, damit sich die Gäste daran nicht stören.

Autor: Meinrad Buholzer / sda


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