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11.09.2015

Geld kommt von gelten

Nationalbank in einer schwierigen Position der Stärke

Die USA und die EU beleidigen jeglichen währungspolitischen Verstand. Damit setzen sie kleinere, ¬seriöse Währungsräume wie die Schweiz unter starken und steigenden Druck.

Das Wesen des Geldes muss dem Gewerbe kaum erklärt werden: Der Alltag lehrt alle Unternehmen, dass hinter jedem Verdienst Leistung stehen muss und dass nicht mehr ausgegeben werden kann, als hereinkommt. Überdies ist etwas beiseite zu legen, damit die Substanz erneuert, angepasst und längerfristig erhalten werden kann. Und nicht zuletzt lehrt der geschäftliche Alltag, wie schwer es ist, das alles zu schaffen.

Wissenschaft und Politik haben es nun geschafft, diese simplen, jedem Gewerbler klaren Wahrheiten ums Geld mit Fachbegriffen und mathematischen Modellen zu vermüllen. Überdies missbraucht die Politik das Geldwesen gerade jetzt massiv. So bestreitet niemand ernsthaft, dass die hemmungslose, historisch einzigartige Ausweitung der Geldmengen von Dollar und Euro im Zuge der internationalen Bankenkrise die entsprechenden Währungen entwerten und also Früchte von Arbeit mutwillig zerstören muss.

Als druckte ein Gewerbebetrieb Geld, um Löhne oder Lieferanten zu bezahlen: Die Europäische Zentralbank oder die US-amerikanische Federal Reserve tun letztlich nichts anderes. Doch obschon die Konsequenzen bekannt sind, hören sie damit nicht auf. Denn einerseits hat die Politik kaum Möglichkeiten, die Bilanzen von überschuldeten Staaten und "systemrelevanten" Grosskonzernen im Lot zu halten, sprich fehlende oder vernichtete Früchte von Arbeit auszugleichen. Andererseits können Nationalbanken im Gegensatz zu Gewerblern auch einfach Geld in Umlauf bringen – oder müssen es unter politischem Druck tun.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist hier eine löbliche Ausnahme. Sie achtet seit jeher darauf, die Geldmengen im Griff und die Politik auf Distanz zu halten – das Mobben des früheren Direktors gilt hier als perfider Sündenfall. Das absurde Verhalten der grossen globalen Akteure der Weltwirtschaft bringt aber die SNB ohnehin in Not. Schwerwiegend war zuletzt das Jahr 1971, als die im Vietnamkrieg überschuldeten USA den US-Dollar vom Gold lösten – es folgte eine Weltwirtschaftskrise, die als "Ölschock" umgedeutet wurde.

In allen Krisen konnte die SNB aufgrund ihrer seriösen Politik freilich aus einer Position der Stärke handeln. Dies im Gegensatz zu schwachen Nationalbanken, die mit Gelddrucken Staatshaushalte sanieren oder ihre Währungen schwächen, um Exporte zu verbilligen und Importe zu verteuern.

Für die SNB ist es aus der Position der Stärke technisch kein Problem, den Eurokurs bei 1.20 Franken zu halten: Die SNB kauft mit Franken, die sie mit Klicks schafft und in die Bücher nimmt, einfach so lange und so viele Euros, bis der Wechselkurs in der gewünschten Höhe steht. Weil die SNB dabei eine starke Währung repräsentiert, kommt dagegen grundsätzlich niemand an – ausser politischen und buchhalterischen Kräften.

In den Bilanzen und nach den Regeln ordentlicher Unternehmen sieht die Übung nämlich irre aus: Abermilliarden gekaufter Euros häufen sich bei der SNB. Als ordentliche Nationalbank will sie zwar diese Euros längerfristig wieder gegen Franken verkaufen und dann vernichten. Weil aber die Europäische Zentralbank (EZB) ungeniert Euros in Umlauf bringt, zweifelte die SNB am Plan und brach Mitte Januar 2015 ab – wohl auch mit Japans vergleichbarem, schlechtem Beispiel vor Augen.

Gegen das Wirkenlassen der Marktkräfte ist nichts zu sagen, auf Dauer macht das die Schweizer Volkswirtschaft fit. Der Preis dafür ist aber die Bedrohung wenig produktiver und arbeitsintensiver Branchen, darunter zuvorderst Gastgewerbe und Tourismus.

Vor solchen Hintergründen sind zwei Strategien in Diskussion: Die erste möchte im Vertrauen auf die langfristige Stärke Europas, dass die SNB ihren Plan wieder aufnimmt, den Mindestkurs erneut verteidigt und die buchhalterischen Folgen trägt. Die andere Strategie hat weniger Vertrauen in den Euroraum. Sie sieht ebenfalls vor, dass die SNB wieder Euros kauft, bis der Kurs stimmt. Aber diese Euros sollen später nicht wieder in Franken getauscht und dann "sterilisiert" werden, sondern über einen Staatsfonds in konkrete Werte im Euroraum fliessen.

Was die SNB tut und lässt, bleibt abzuwarten, in einem mehrfachen Dilemma steckt sie sowieso. Aber klar müsste sein, dass die SNB an ihrer Stärke und an der Schwäche der grossen Akteure leidet. Und klar müsste werden, dass mit dem harten, jetzigen Kurs tragende Äste der Schweizer Volkswirtschaft, auf denen vorab Randregionen sitzen, gnadenlos abgesägt werden.

Peter Grunder / GastroJournal


Wie das Geld in die Welt gekommen ist

Zwei unlängst veröffentliche Bücher klären ebenso unterhaltsam wie informativ weite Bereiche des Geldwesens: David Graebers "Schulden - die ersten 5000 Jahre" und Ernst Baltenbergers "Der Schweizer Franken – eine Erfolgsgeschichte".

Während Graeber die Geschichte des Geldes weltweit aufgearbeitet hat, bietet der ehemalige Nationalbanker Baltensberger die faszinierende Geschichte des Schweizer Frankens. Dabei fällt besonders auf, wie spät der Schweizer Franken zur Landeswährung wurde und wie weit entfernt die Ökonomie von der Realität ist.

Wie Baltensberger, so räumt auch Graeber gründlich mit der populären, von Adam Smith geprägten Vorstellung auf, Geld sei in die Welt gekommen, um Tauschgeschäfte zu erleichtern. Graeber und Baltensberger legen vielmehr nahe, dass der Staat das moderne Geld wie auch den Markt im heutigen Sinn verantwortet.

Der Anthropologe Graeber gibt dabei eine schlagende Erklärung für die Einführung von Münzgeld: Demnach standen vor rund 2500 Jahren die Herrscher im Nahen Osten, in Indien und in China vor der Herausforderung, stehende Heere zu versorgen. Statt nun riesige Versorgungsapparate aufzubauen, kamen sie unabhängig voneinander und praktisch gleichzeitig auf die Idee, den Soldaten Münzen zu geben, die wiederum als Abgaben von der Bevölkerung verlangt wurden. Damit waren die Herrscher fein raus, musste doch die Bevölkerung an die Münzen kommen und also die Soldaten versorgen, was ohne weiteres zu Märkten und zum Geld im heutigen Sinn führte. pg


Was das Geld eigentlich ist

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist Geld das möglichst exakte Spiegelbild der Werte, die in einem Währungsraum erarbeitet werden. Anders gesagt kann die Nationalbank für jede Kartoffel, die auf einem Schweizer Acker wächst, herausgeholt und zu einer Rösti verarbeitet wird, Schweizer Franken in Umlauf bringen.

Doch weil die Rösti ja verputzt wird, leuchtet eine der grossen Herausforderungen von Nationalbanken auf: die Geldmengen im Griff zu behalten. Denn wenn länger zu viel Geld vorhanden ist, entwertet es sich – das ist Inflation. Und hat es zu wenig, wird es wertvoller – Deflation.

In der Praxis sind diese grundsätzlich einfachen Mechanismen kompliziert: Eine Hauptschwierigkeit ist, dass Geld über Kredite an Banken in die Kreisläufe fliesst und die Nationalbanken die Geldmengen fast nur durch den Zinssatz gegenüber diesen Banken steuern können. Überdies haben politische Hasardeure angesichts der Schuldenprobleme grosser Währungsräume und Banken begonnen, ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Leistungen einfach genug Geld zu drucken, um Löcher zu stopfen – der Wertezerfall von Euro und US-Dollar ist vor diesem Hintergrund verständlich.

Schliesslich sind Währungen ihrerseits Waren, die in grossem Massstab gehandelt werden, was den Ausgleich der Nationalbanken ebenfalls erschwert. Starke Währungsräume sind aber hier in einer guten Lage, denn deren Nationalbanken können aus dem Nichts Geld schöpfen, das für den Kauf andere Währungen gebraucht werden kann. Dies hat die Schweizerische Nationalbank bis zum 15. Januar 2015 getan. pg


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