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27.06.2022

Die Mitarbeitenden – wo sind sie geblieben?

Schreckgespenst Fachkräftemangel

Das langersehnte Comeback der Gastronomie und Hotellerie ist da. Doch jetzt fehlen die Köche und Servicekräfte, um den Besucherandrang zu bewältigen. Der Personalmangel ist neben der Versorgungssicherheit und den stark steigenden Energie- und Warenkosten die grösste Herausforderung für die Branche.

Über fehlende Gäste können sich die meisten Gastbetriebe nicht beklagen. Nach den pandemiebedingten Schliessungen und Einschränkungen strömen die Besucher in ihre Lieblingslokale. Für die Betreiber wird es allerdings wegen des Personalmangels immer schwieriger, die Servicequalität zu halten.

Immer zahlreicher werden die Betriebe, die ihre Angebote und Öffnungszeiten beschränken, um das bestehende Team nicht zu überlasten. Vereinzelt kommt es sogar zu Zwangsruhetagen und zur Ablehnung von Gruppenreservationen.

Selbst bekannte Arbeitgeber wie der Europa-Park in Rust haben Mühe, genügend Mitarbeitende zu finden. Das Unternehmen limitiert zeitweise die Besucherzahlen, damit die Qualität der Dienstleistungen nicht zu sehr leidet. Es fehlen über 100 Arbeitskräfte – und während der Sommerferien zusätzlich noch einige Hundert mehr.

Laut einem Bericht der «Badischen Zeitung» sucht der Freizeitpark seine Mitarbeiter für die Gastronomie und Hotellerie unter anderem über Agenturen in Bulgarien, Ungarn und der Slowakei. Die Suche nach Personal verschiebt sich nun noch weiter nach Osten – bis nach Zentralasien.

Vom Boden verschluckt?

Das Schweizer Gastgewerbe hat während der Pandemie rund 40'000 Voll- und Teilzeitkräfte verloren. Angesichts der grossen Unsicherheit und der anhaltenden Kurzarbeit wechselten viele Mitarbeitende zu Arbeitgebern in anderen Wirtschaftszweigen, z.B. im Detailhandel, in der Logistik oder im Gesundheitswesen.

Im Frühling 2022 suchten alle Betriebe gleichzeitig wieder nach Personal, was den Arbeitsmarkt völlig austrocknete und einen Wettbewerb um die attraktivsten Arbeitsbedingungen in Gang setzte. Auch im Ausland lassen sich trotz der hohen Schweizer Löhne kaum mehr Fach- und Hilfskräfte finden.

Verlässliche Statistiken über die Wanderungsbewegungen der Arbeitnehmenden gibt es nicht. Da auch die meisten anderen Branchen händeringend nach Personal suchen, scheint es, als ob ein Teil der Arbeitskräfte vom Boden verschluckt worden wäre. Der Schwund an Stellensuchenden lässt sich kaum erklären.

Hiess es nicht noch vor wenigen Jahren, dass uns die Arbeit auszugehen droht? Experten warnten davor, dass es wegen der Automatisierung für viele Menschen keine Stelle mehr geben werde. Jetzt ist das Gegenteil eingetreten, wie gestrichene Zugverbindungen und das Chaos an den Flughäfen, der Mangel an Lehrkräften und IT-Spezialisten, die Wartezeiten in Freizeit- und Handelsbetrieben sowie die Vielzahl von Stelleninseraten belegen.

Die grosse Resignation

Der Begriff «Great Resignation» macht die Runde. Zunächst in den USA, dann auch in zahlreichen anderen Ländern kam es zu einem Massenexodus von Arbeitnehmern, der über die statistisch zu erwartende Zahl hinausgeht. Millionen von Menschen geben freiwillig ihre Arbeit auf. Offenbar haben sie sich während der Pandemie Gedanken zu ihrem Leben gemacht und sind nun bestrebt, einiges zu ändern.

Grosszügig ausgebaute Sozialsysteme erleichtern es, diese Phase der Umorientierung in die Länge zu ziehen und die Work-Life-Balance auf Kosten der Allgemeinheit zu verbessern. Wenn so viele Menschen gleichzeitig nicht mehr arbeiten oder ihre Pensen reduzieren wollen, wirkt das wie ein Brandbeschleuniger.

Die Situation wird durch die demographische Entwicklung, das massenhafte Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge und Frühpensionierungen verschärft. Und die jungen Leute haben zum Teil nicht die Qualifikationen, die die Wirtschaft nachfragt: Entweder fehlen die Grundkompetenzen oder sie studieren das «Falsche». Das Handwerk sollte wieder mehr geschätzt werden!

Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Pflicht

Eine Grundlage unseres Wohlstands ist der Fleiss. Die Schweiz ist auch deshalb reich geworden, weil die Leute früh aufstehen und am Feierabend nicht sofort auf die Uhr schauen. Wird nun weniger in die Hände gespuckt, dürfen wir uns nicht wundern, wenn der Wohlstand abnimmt.

Die Arbeitslosenzahlen sind zu hinterfragen. Wie kann man im Gastgewerbe länger als ein paar Wochen ohne Arbeit sein, wenn Tausende von Betrieben verzweifelt nach Personal suchen? Köche und Kellner, die über lange Zeit keine Stelle finden, wollen nicht wirklich arbeiten oder haben persönliche Probleme.

Momentan deutet wenig darauf hin, dass sich die Schwierigkeiten in der Personalbeschaffung einpendeln. Zwar können die Verbände unterstützen, indem sie die Berufsbildung stärken, Weiterbildungsangebote schaffen und am Branchenimage arbeiten. Letztlich ist aber jeder Unternehmer selbst verantwortlich. Vorausschauende Führung bedeutet, den Rekrutierungsschwierigkeiten entgegenzuwirken und als Arbeitgeber attraktiver zu werden.

Maurus Ebneter
Präsident Wirteverband Basel-Stadt

Maurus Ebneter, Präsident Wirteverband Basel-Stadt.


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