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19.01.2007

Nicht auf Rosen gebettet

Wirten vor 100 Jahren…

Lange Arbeitszeiten, Überkapazitäten, schlechte Ertragslage: Ein Bericht für Leute, die glauben, dass früher alles besser war.

Die Basellandschaftliche Zeitung vom 10. November 1905 berichtet aus der Gemeinde Ettingen:

Wie man hört, sind auch dieses Jahr keine neuen Wirtschaftsmeldungen erfolgt und es bleiben uns also das nächste Jahr unsere 8 Wirte. Auf einen Wirt kommen etwa 100 Seelen. Es kann angenommen werden, dass von rund 100 Einwohnern etwa 50 weibliche sind; von den übrigen 50 sind die Hälfte Unerwachsene, also noch nicht wirtshausfähig, von den 25 sind es wieder 5, die nicht ins Wirtshaus gehen.

Heute hat Ettingen 4844 Einwohner und gibt es nur noch sechs Gastbetriebe, also einen pro 807 "Seelen". In der Zwischenzeit sind auch Kinder, Jugendliche und Damen "wirtshausfähig" geworden. Wie viele Ettinger aber tatsächlich regelmässig im Dorf einkehren, entzieht sich unserer Kenntnis.

Also hat durchschnittlich jeder Wirt an einem Sonntag aus der Gemeinde zwanzig Gäste zu erwarten; an einem Wochentag nehmen wir an täglich fünf Gäste. Gibt dann jeder Gast im Durchschnitt einen Franken aus, so kann für den Wirt 40 Cts. Profit angenommen werden. Also von 20 Gästen des Sonntags 20 x 40 Cts. = 8 Franken. An den Wochentagen 2 Fr., also 12 Franken. 8 Fr. und 12 Fr. wären 20 Fr. per Woche; in 52 Wochen 1040 Franken.

Am Sonntag nach der Kirche wurden 40% des Umsatzes erzielt. Fünf Gäste pro Werktag? Damit würde heute niemand mehr überleben. Und "40 Cts. Profit" pro Umsatzfranken (gemeint ist offenbar der Bruttogewinn) reichen auch nicht mehr: Bruttomargen von deutlich über 70% sind heute Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg.

Wir nehmen an, dass die auswärtigen Gäste des Wirtschaftslokales Heizung, Licht etc. bestreiten. Nach Abzug von Patent und Steuern können wir den reinen Verdienst im höchsten Fall auf 700 Fr. stellen. Soviel kann jeder sparsame Arbeiter verdienen.

Die "auswärtigen Gäste" haben heute ein grösseres Gewicht. In Basel stammen durchschnittlich 25% der Restaurationsumsätze von Touristen, wobei die Unterschiede zwischen den Betrieben natürlich gewaltig sind.

Und wie man gemeinhin annimmt, wie muss ein Wirt ein geduldiger Mensch sein! Wie viele Zumutungen muss sich der Wirt (auf dem Lande wenigstens) gefallen lassen! Wie oft muss er stundenlang ein wertloses, widerliches Geschwätz anhören und oben drauf noch die "Kreide" zur Hand nehmen. Nein, die Wirte sind nicht auf Rosen gebettet: Ihr Einkommen ist ein "sauer verdientes".

Kreditkarten sind an die Stelle der "Kreide" getreten. Mancher Wirt muss aber auch heute noch ein geduldiger Zuhörer sein...


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