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30.10.2005

Wirtshausnamen im Wandel der Zeit

Symbole der Gastfreundschaft

Wir haben uns daran gewöhnt, dass Restaurants fremdländische Namen wie Taj Mahal, Miss Saigon oder Akropolis tragen. Doch wie heissen eigentlich die typischen alten Deutschschweizer Beizen?

Ursprünglich waren Gasthäuser mit Büschen und Kränzen gekennzeichnet. Bei einfachen Landschenken und "Straussenwirtschaften" hat sich das teilweise gehalten, in den Städten setzten sich bereits ab dem 13. Jahrhundert Namen und Schilder durch. Als Wirtshausbezeichnung weit verbreitet sind Wappentiere wie Adler, Löwen und Bären, ausserdem christliche Schöpfungssymbole wie Ochsen, Pferd (Rössli), Lamm (Schäfli) und Storchen.

Überhaupt spielen Symbole eine grosse Rolle: Die Sonne als Spenderin von Licht, der Stern als Glücksbringer, die Krone als Sinnbild von Macht und die Rose als altes Marienzeichen, daneben auch Heiligenattribute wie Anker, Schlüssel, Schwert oder Pflug. In der Region Basel darf natürlich der Stab nicht fehlen!

Den "Salmen" gibt es immer noch, auch wenn der Lachs bei uns ausgestorben ist. In anderen Gegenden sind Gasthäuser eher nach Hecht und Forelle benannt. Der biblische Walfisch konnte sich nicht etablieren. Seinen Platz als König der Lüfte macht dem "Adler" auch als Gasthausnamen kein anderer Vogel streitig: Weder Falken noch Sperber, weder Raben noch Spatz, weder Schwanen noch Taube, schon gar nicht Strauss und Pfauen.

An Wildtieren kommen Hirsch, Steinbock, Gemsli und Widder vor (im solothurnischen Bezirk Thierstein heissen sogar drei Restaurants "Reh"). Mit Jagd- und Schiessleidenschaft sind Jägerstübli, Schützenhaus und Fischerstube zu erklären.

Bahnhof und Post befinden sich unter den Top Ten: Wo Publikumsverkehr herrscht, dauert es eben nie lange, bis ein Lokal aufgeht. Analoge Entstehung ist bei Station, Central, Eisenbahn, Schiff, Kreuzstrasse, Scheidweg und Wegweiser anzunehmen. Auch Mühle, Waage, Brücke, Schmitte, Säge und Rathaus verdanken ihre Existenz vor allem der Gästefrequenz. Der "Alte Zoll" erinnert daran, dass unsere Grenzen nicht immer so verliefen wie heute.

Zu einem stattlichen Gasthof gehören schattenspendende Bäume: Daran erinnern nicht nur Linde, sondern auch Tanne, Erle, Ahorn, Arve und Kastanienbaum, ausserdem Bezeichnungen wie Baumgarten, Platanenhof und Waldegg. Viele Namen sind im wahrsten Sinne blumig - neben "Rose" (auch in Varianten wie Rosengarten) und "Blume" je nach Lage auch Seerose, Edelweiss, Alpenrösli und Enzian.

Unsere Gebirgswelt übte einen grossen Einfluss auf Gasthausnamen aus: Alpenblick, Alpenhof, Alpina oder Jura belegen dies genau so wie Säntis, Rigiblick, Gotthard, Bernina oder Simplon. Bellavista, Belvedere und Panorama beziehen sich auf die "Frohe Aussicht" vieler Lokale.

Die Namen von Kirchenpatronen sowie religiöse Bezeichnungen wie Engel und Drei Könige waren schon früh gebräuchlich. Im 19. Jahrhundert setzten sich dann vermehrt patriotische Namen durch - vom Weissen Kreuz zu den Drei Eidgenossen, von Rätia bis Baselstab, von Rütli bis Morgarten, von Helvetia bis National, von Schweizerdegen bis Heimat und hin zu den Helden derselben (Wilhelm Tell, Stauffacher, Winkelried, Dufour).

Auch bürgerliche Tugenden (Frieden, Freiheit, Frohsinn, Harmonie) und Begriffe aus der Arbeiterbewegung (Eintracht, Concordia, Grütli, Volkshaus, Union) kamen in Mode. Manche Restaurantnamen lassen erahnen, wer dort ursprünglich vor allem verkehrte (Buurestübli, Färberstube, Güterhalle, Isebähnli, Kutscherhalle, Militärgarten).

Hopfen und Malz - Gott erhalt's! Dieser Wirtshausspruch spiegelt sich in Namen wie Bierhalle, Brauerei, Hopfenkranz oder Gambrinus (dieser war übrigens kein Biergott, sondern ein Brabanter König, welchem man fälschlicherweise die Erfindung des Biers zuschrieb). Mehr dem Wein zugetan sind Traube, Trübli, Rebe, Rebstock, Weingarten und Trotte.

Im 19.Jahrhundert waren französische Namen en vogue, beispielsweise Beau-Site, Du Lac, Bellevue oder Des Alpes. Mit der Entwicklung des modernen Fremdenverkehrs erhielten vor allem Hotels noch mondänere Namen, z.B. Astoria, Carlton, Cresta, Crystal, Eden, Lido, Metropol, Palace, Plaza, Sporting oder Terminus. Grossen Komfort versprachen Elite, Excelsior, Royal oder Splendid, während Ascot, Bristol, Derby und Victoria wohl eine Referenz an die wichtigen britischen Gäste waren.

Nach dem zweiten Weltkrieg gab es dann kein Halten mehr: Exotisches (Calypso, Capri, Flamingo, Florida, Oasis, Rialto, Rio, Siesta) und moderne Namen (Caravelle, City, Continental, Domino, Orion, Stella, Plaza) wurden zum Standard, klingen heute aber bereits etwas verstaubt.

Wirtshausnamen als Marke

Die fortschreitende Globalisierung lässt sich auch an den Restaurantnamen ablesen, welche immer mehr als Marke verstanden werden. Am auffälligsten ist dies bei Ketten wie Mövenpick, McDonald's, Mr Pickwick oder Starbucks. Die Sprachenvielfalt hat zugenommen, vor allem auch durch das Aufkommen von ethnisch geprägten Lokalen. Obwohl bereits 1935 in Genf das erste chinesische Restaurant der Schweiz eröffnete (Le Céleste Empire), fand der eigentliche China-Boom erst in den 70er-Jahren statt. Das erste italienische Restaurant der Deutschschweiz (Cooperativo) eröffnete bereits 1897 in Zürich. Die anderen Küchen kamen relativ spät in die Schweiz: Das japanische Spezialitätenlokal (Sala of Tokyo) eröffnete 1980, der erste Mexikaner (Tres Kilos) 1986. Heute sind es immer noch italienische, aber auch indische, thailändische und türkische Restaurants, die in grosser Zahl eröffnen. Auch ein gewisses "Swiss Ethno Revival" ist spürbar (Alpenrock).

Englische Namen galten lange Zeit als der Inbegriff von Modernität. Sie sind zwar immer noch verbreitet, gelten aber eher als uncool. Dann lieber noch französisch (Des Arts, Indochine, Bar Rouge), italienisch (Stoffero, Fumare non Fumare) oder spanisch (Mojito, Presidente)! Schon seit längerer Zeit geben sich trendige Lokale wieder vermehrt deutsche Namen (Kaufleuten, Blaue Ente, August), manchmal mit einer gewissen Ironie (null 8 fünfzehn, Erlkönig, Grenzwert, Blinde Kuh). Althergebrachte Bezeichnungen (Bücheli, Schwellenmätteli) und historische Bezüge (Altes Tramdepot, Eisenbeiz, Giesserei Oerlikon, Toni Molkerei, Säulenhalle) werden nicht mehr achtlos weg geworfen, teilweise sogar frühere Namen wieder ausgegraben (Lällekönig). Der Fantasie sind dennoch keine Grenzen gesetzt: Vom Russischen (Pravda) bis zur Verwendung lateinischer Bezeichnungen (etcetera, eo ipso, Opus).


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