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03.03.2013

New Public Management in der Hotellerie?

Im Zimmerpreis inbegriffen ist nur das Wohnen

Helene Bellwald

Helene Bellwald

Helene Bellwald beschäftigt sich in ihrer Kolumne mit Möglichkeiten, Erkenntnisse des "New Public Management" in der Hotellerie anzuwenden. Die Vorschläge sind nicht ganz ernst gemeint, regen aber zum Nachdenken an.

Endlich traut sich meine Tochter. Eine kleine Überraschung, die sich über ihr persönliches Glück hinaus auch für die Hotellerie als positiv erweisen wird. Also, das Gesuch für die Trauung liegt auf dem Tisch. Ein Formular mit den persönlichen Daten und den Angaben für die Trauung muss ausgefüllt werden.

Man kann wählen, zwischen einer kurzen Trauung, zirka 10 Minuten und einer Standard-Trauung, 15 bis 30 Minuten in Dialekt oder Hochdeutsch. Auch die Ringe können getauscht werden oder nicht. Das alles gibt es zum Preis von 335 Franken. Einen tollen Stundenlohn, dachte ich neidisch und erstaunt darüber, dass diese Dienstleistung nicht in den Kantonssteuern inbegriffen ist.

"New Public Management" nennt sich das und dient unter anderem der Mittelbewirtschaftung für den Staatsapparat. Ein cleverer Schachzug des Staates, sich dieses privatwirtschaftlichen Systems zu bedienen. Ich erinnere an die weiteren und letzten fünf Minuten einer ärztlichen Konsultation oder die Kontenführungskosten bei der Bank.

Nun geht's weiter mit dem Wahlprogramm. Eine Trauung auf Englisch oder Französisch ist nur nach Absprache mit dem Zivilstandsamt möglich und erzeugt Mehrkosten von 50 Franken. Englisch, na gut, es verirrt sich ja auch kaum ein Englischsprechender ins Oberwallis und wird sich da sogar verheiraten. Sollte es dennoch passieren, einen Standesbeamten zu finden der Englisch ablesen kann oder es sogar spricht, ist offenbar mit Mehraufwand verbunden.

Ein französisch sprechender Beamter, in einem zweisprachigen Kanton, zusätzlich 50 Franken? Liebe kennt bekanntlich keine Grenzen, nicht mal die Raspille. Sicher haben sich schon mehrfach Unterwalliser/innen im Oberwallis verliebt, verlobt und verheiratet. Nun gut, meine Tochter wird sich trotz Mehrkosten auch für Französisch entscheiden. Einfach nur, damit ihr Laurent très bien versteht, zu was er "oui" sagt. Immerhin, mit der Trauung am Dienstag spart sie sich 75 Franken, den Zuschlag für die Hochzeit am Samstag.

Endlich traue ich mich, diese "New Public Management"-Idee der Hotellerie vorzuschlagen. Im Zimmerpreis inbegriffen ist nur Wohnen. Informationen über das Hotel und die Destination, Kommunikation und kleine Nettigkeiten wie Gepäck deponieren und Skipass besorgen, sind kostenpflichtig und können vom Gast modulartig mit der Reservationsbestätigung gewählt werden.

Verpflichtet sich der Gast, alles Wissenswerte über Wanderwege, Veranstaltungen, Wetter selber zu besorgen, fallen keine Mehrkosten an. Möchte er aber wirklich die Ferien geniessen und sich verwöhnen lassen, werden für einfache Fragen wie "Wann fährt der nächste Bus?" oder "Wo kann man diesen feinen Käse kaufen?" 5 Franken auf die Hotelrechnung gebucht.

Für etwas anspruchsvollere wie "Welche Wanderung können Sie mir empfehlen?" berechnen wir zehn Franken. Schwierige Fragen wie "Wird es heute regnen?" oder "Warum sprechen Sie kein Walliserdeutsch?" kosten den Gast 20 Franken.

Natürlich müsste man im Preis auch berücksichtigen, ob die Frage zum Beispiel an einem Mittwoch oder am Wochenende und zu welcher Uhrzeit gestellt wird. Selbstverständlich kann der Gast auch die Sprache wünschen, in welcher er angesprochen werden möchte. Fremdsprachen, inklusive Französisch werden nach Aufwand berechnet. Als kostengünstigste Variante, quasi als "Billigferien in der Schweiz", bleibt noch die Option, ob er überhaupt angesprochen werden möchte. Damit wäre auch das leidige Thema der Freundlichkeit vom Tisch.

Die Autorin Helene Bellwald ist Inhaberin des Beratungsunternehmens hotelcoaching hb.


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