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12.03.2013

Gefährdet Basel III das Gastgewerbe?

Kapitalbeschaffung könnte schwieriger und teurer werden

In der Wahrnehmung der Branche haben sich die Banken weitgehend vom Kreditgeschäft mit der gewerblichen Gastronomie und Hotellerie zurückgezogen. Durch das Regelwerk Basel III könnten sich die Finanzierungsschwierigkeiten und damit der Investitionsstau noch verstärken. Bankenvertreter geben allerdings weitgehend Entwarnung.

Der Basler Ausschuss der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat 2010 ein Reformpaket für die bestehende Bankenregulierung Basel II vorgestellt, das schrittweise in Kraft treten soll. Als Reaktion auf die weltweite Finanzkrise entstanden unter der Bezeichnung Basel III vor allem neue Vorschriften für Kapitalquoten.

Banken sollen für Mittelstands- und Immobilienkredite wesentlich mehr Eigenkapital nachweisen. Das wird kaum ohne Spuren auf das Kreditgeschäft mit KMU bleiben. Nicht zuletzt wird auch das Gastgewerbe noch schwieriger an dringend benötigtes Fremdkapital herankommen. Basel III wird schlimmstenfalls dazu führen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und dem Staat wichtige Steuerzahler wegbrechen.

"Die Banken haben sich bei Geschäften, mit denen unsere Branche nicht einmal in Berührung kommt, verzockt, und wir Kleinen sollen die Zeche zahlen", klagt Ulrich N. Brandl, Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. "Dabei ist der Mittelstand während der Wirtschaftskrise einmal mehr die Stütze und nicht der Sargnagel der Bankenwelt", so Brandl. Es gelte politisch entschieden gegenzusteuern, um die Kreditproblematik nicht noch weiter zu verschärfen.

Stephan Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, hatte in einem Gastkommentar im "Bayernkurier" angemahnt, die Basler Vorgaben anzupassen. Neben einer Korrektur der Risikogewichtung bei Mittelstandskrediten müsse die regulatorische Definition dieser Kredite der Realität angepasst werden. Derzeit sei sie viel zu eng gefasst.

Entgegen aller Unkenrufe

Werden die Finanzierungsprobleme also zunehmen? Die Banken sehen die Situation anders. "Das Kreditvolumen an gastgewerbliche Betriebe in der Region Basel hat sich letztes Jahr um 5 Prozent erhöht", sagt Bernhard Fischer, Leiter des KMU-Geschäfts Region Nordschweiz der Credit Suisse. Zwar gelte das Gastgewerbe als Branche mit "leicht erhöhtem Risiko", doch finde nach wie vor eine individuelle Prüfung statt.

Mit einem guten Business-Plan könnten Wirte und Hoteliers durchaus Fremdkapital erhalten. "In den 90er-Jahren wurden Kredite an das Gastgewerbe allerdings zu grosszügig verteilt und viele Banken erlitten Verluste", so Fischer. Deshalb habe eine Korrektur eingesetzt.

Auch Karin Aquilino von der Medienabteilung der UBS kann keine Kreditklemme erkennen. "UBS ist ein starker Finanzierungspartner insbesondere der Hotellerie und will dies auch bleiben", so Aquilino. Der Kreditmarkt sei unter den Banken nach wie vor sehr kompetitiv. Wer einen erfolgsversprechenden Businessplan vorlege, finde auch eine Fremdfinanzierung.

Gestützt werden die Aussagen der Bankenvertreter durch offizielle Statistiken. Gemäss dem Bankenstatistischen Monatsheft der Nationalbank vom Januar 2013 hat das Kreditvolumen für das Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie) seit Ende 2007 stets leicht zugenommen. Freilich geht aus den Zahlen nicht hervor, wie stark kleingewerbliche Gastronomen und Hoteliers von den Ausleihungen profitierten.

Laut Angela Knuchel, Leiterin Immobilien-und Konsumfragen bei der Schweizerischen Bankiervereinigung, sind die Banken nach wie vor am Kreditgeschäft mit KMU interessiert: "Sie unterstützen Projekte, sofern diese erfolgsversprechend und rentabel sind."

Franz Würth, Mediensprecher von Raiffeisen Schweiz, bestätigt, dass "gute Betriebe mit einer soliden Finanzierungsstruktur und intakter Ertragskraft nach wie vor eine Bankenfinanzierung finden". Für das Gastgewerbe wende man identische Prüfungskriterien an wie in anderen Branchen.

Von einem Rückzug der Banken aus dem mittelständischen Gastgewerbe will auch Dr. Michael Buess, Direktionsmitglied der Basler Kantonalbank, nichts wissen. "Für uns gehört das Kreditgeschäft im KMU-Segment zu den strategischen Zielsetzungen." Bei der Beurteilung der Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit kämen nebst branchenspezifischen Risikoeinschätzungen und Kreditportfolioüberlagen
einheitliche Kriterien zur Anwendung.

Kredite könnten teurer werden

Die Bankenvertreter sind der Ansicht, dass es keine Kreditklemme geben wird. Dennoch ist zu erwarten, dass das Regelwerk Basel III nicht nur Auswirkungen auf die Finanzwirtschaft haben wird. "Die Realwirtschaft dürfte vor allem von Anpassungen bei den Kreditkonditionen betroffen sein", meint Angela Knuchel von der Bankiervereinigung. Wie diese Anpassungen konkret und im Einzelfall aussehen, lasse sich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht vorneweg nehmen.

Liegenschaftsbesitzer könnten zusätzlichen Anreiz erhalten, auf gastgewerbliche Betriebe in ihren Immobilien zu verzichten, weil letztere weniger stark belehnt werden können. Restaurants an Top-Lagen haben bereits heute oft zu wenig Ertragskraft für die hohen Mieten. Erste Beispiele für die Verdrängung durch andere Branchen gibt es schon, z.B. das Mövenpick am Zürcher Paradeplatz oder die Markthalle in Bern.

Auch das Aufkommen von kleinflächigen Konzepten oder reinen Take-Away-Betrieben ist vor diesem Hintergrund besser verständlich. In amerikanischen Städten sind Dutzende von "Food Trucks" unterwegs, die sich statt teurer Flächen einfach temporär Stellplätze mieten.

Von den Banken wird nicht bestritten, dass es aufgrund der unterschiedlichen Nutzung eine unterschiedliche Belehnungshöhe von Wohnobjekten und kommerziell genutzten Objekten gibt. Sie betonen, dass der Wert einer Liegenschaft zu einem erheblichen Teil vom Ertrag resp. Erfolg des entsprechenden Betriebes abhängt.

"Basis für eine Immobilienfinanzierung bildet nebst der Tragbarkeit auch die Bewertung eines Objektes. Diese ist stark von den erzielbaren Mieterträgen abhängig", erklärt Franz Würth von Raiffeisen. Liessen sich mittels eines Gastronomiebetriebs tiefere Mieterträge erzielen als mit einem Verkaufslokal, so habe die einen negativen Einfluss auf die Belehnbarkeit.

"Ein errechneter Ertragswert aus Restaurant- oder Hotelmietzinsen wird tiefer belehnt als der einer reinen Wohnliegenschaft", sagt Karin Aquilino von der UBS. Michael Buess von der Basler Kantonalbank weist noch auf einen anderen Punkt hin: Gastgewerbliche Objekt beinhalten spezielle Einrichtungen wie Küche, Kühl- und Lagerräume, welche die Nutzungsmöglichkeiten einschränken resp. bei einer Umnutzung zusätzliche Kosten verursachen. "Wir tragen diesen erhöhten Risiken mit einer reduzierten Belehnung Rechnung", so Buess.


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