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21.01.2014

"Es führt kein Weg an der Servicequalität vorbei"

Interview mit Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus

Daniel Egloff

Daniel Egloff

Wie entwickelt sich der Tourismus in Basel? Sind wir international noch konkurrenzfähig? Wie geht es weiter mit den Marketing- und Verkaufsaktivitäten? Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus, redet über Städtereisen, hohe Schweizer Kosten, den Claim "Culture Unlimited", wichtige Zukunftsmärkte und den rasanten Ausbau der Zimmerkapazitäten.

Vor gut dreizehn Jahren kamen Sie an den Rhein. Wie hat sich Ihr Basel-Bild seither verändert?

Sehr zum Positiven! Zu Beginn war ich überrascht, wie "Basel-fokussiert" debattiert wurde: Fasnacht, FCB, Zürich und der Bodenbelag der Freien Strasse schienen die einzig stadtrelevanten Themen zu sein. Die letzten Jahre hat sich Basel geöffnet; es wird differenzierter und urbaner diskutiert und gehandelt. In städtebaulicher Hinsicht wurden gute Akzente gesetzt, insbesondere bei der Umgestaltung und Belebung des Rheinufers. Ich fühle mich hier zuhause.

Der Städtetourismus in Europa ist sehr robust. Worauf ist das zurückzuführen?

Die Zeichen im Städtetourismus stehen seit langem auf Wachstum. Die Entwicklung wurde durch bessere und günstigere Verkehrs- und Flugverbindungen begünstigt. Zudem haben Geschäfts-, Kurz- und Erlebnisreisen laufend zugenommen. Zu den Hintergründen dieser Trends gehören eine steigende Zahl von kinderlosen Haushalten, die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und die Globalisierung.

Basel entwickelte sich seit der Jahrtausendwende dynamisch und schneidet von den Schweizer Städten am besten ab. Zieht man jedoch Vergleichszahlen aus Deutschland, Österreich oder Skandinavien heran, erhält man den Eindruck einer touristischen Wachstumsschwäche. Woran liegt das?

Immer mehr Touristen aus Osteuropa, Asien und Amerika entdecken die Attraktivität europäischer Städte. Weil der Tourismus in der Schweiz schon lange sehr international ist, ermöglichte ein Nachholbedarf nun ausländischen Destinationen zusätzliches Wachstum. Bei Städten wie Wien und Berlin spielt wohl auch die Nähe zu aufstrebenden Quellmärkten wie Polen oder Tschechien eine Rolle. Vielerorts wurden die Beherbergungskapazitäten ausgebaut, was zu mehr Logiernächten in Spitzenzeiten führte. Die Entwicklung in den Schweizer Städten wurde demgegenüber durch den starken Franken und das hohe Preisniveau gebremst.

Ist die Schweiz als Tourismusland überhaupt noch international wettbewerbsfähig?

Grundsätzlich schon, denn unser Land und unsere Städte haben viele Trümpfe aufzuweisen. Allerdings wäre es ohne Wechselkurs-Untergrenze der Nationalbank katastrophal herausgekommen. Weil die Schweiz im internationalen Vergleich teuer ist, führt kein Weg an einer aussergewöhnlichen Servicequalität vorbei. Hier haben einige Anbieter noch Defizite. Es ist eine gewaltige Herausforderung, zu hohen Schweizer Kosten produzieren zu müssen, gleichzeitig aber auf dem internationalen Markt preislich mitzuhalten.

In Ihre bisherige Amtszeit fallen der Claim "Culture Unlimited" und eine Stärkung des Freizeittourismus. Ist diese Strategie bisher aufgegangen?

Der Claim hilft dabei, uns klar zu positionieren. Das hat die Zunahme der Freizeittouristen und die die verbesserte Auslastung an den Wochenenden erst ermöglicht. Unser Claim eignet sich durchaus auch für den MICE-Bereich, denn für diese Gäste ist das Kulturangebot ebenso wichtig. Kultur ist ein breites Feld und deckt auch Themen wie die Architektur und die Gastronomie ab.

Drängen sich Korrekturen im Marketing auf?

Zu unseren übergeordneten strategischen Zielen gehören die Positionierung von Basel als Kulturstadt, die Zielmarktdiversifikation, die Nutzung von Veranstaltungen für das touristische Marketing sowie die Forcierung der internationalen PR-Arbeit. Wir sind gut unterwegs und setzen auch künftig auf die bewährte Mischung aus Medienarbeit, Ansprache der Reisemittler, Promotion und E-Marketing.

Die Bekanntheit Basels ist noch nicht dort, wo wir sie gerne hätten. Im Meeting-Bereich werden wir die Kräfte noch stärker auf die Akquisition von grossen Verbandskongressen fokussieren. Nach wie vor gilt es zudem, die Übernachtungszahlen an den Wochenenden und in den auslastungsschwachen Monaten zu erhöhen.

Und bei den Zielmärkten?

Hier streben wir angesichts der anhaltend schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen in Europa und des Potenzials in den aufstrebenden Märkten eine weitere Diversifizierung an. Bis 2016 werden wir über die Promotion von Basel bei Reisemittlern und Medien mindestens zwei Zukunftsmärkte schrittweise erschliessen. Auf dem Radar haben wir unter anderem Australien, Südostasien und Korea. Basel bietet sich dank seiner Lage und Verkehrsanbindung für Reisende aus solchen Fernmärkten als Etappenort an. Die erfolgreiche Aufbauarbeit in Brasilien, Russland, Indien und China setzen wir fort. Auch die Nachfrage aus der Schweiz stimulieren wir verstärkt.

Basel verfügt in unseren Nachbarländern, ja sogar in der Schweiz, teils nach wie vor über ein Image als Industrie- und Chemiestadt...

Wir konnten das verbessern, arbeiten aber weiter daran. Wer nur an Basel vorbeifährt, sieht eine eher unattraktive Kulisse in der Nähe der Autobahn. Imagekorrekturen dauern sehr lange.

Viele Hoteliers sorgen sich, dass der rasante Ausbau der Zimmerkapazitäten in der Region zu einer schwächeren Auslastung und zu vermehrten Preiskämpfen führen könnte. Kommen schwierige Zeiten auf die Basler Hotellerie zu?

Grundsätzlich bin ich positiv gestimmt. Basel gilt im Bereich Kunst und Architektur international als "place to go" und gehört in diesen Bereichen zu den wichtigsten Destinationen in Europa. Reisende aus Fernmärkten werden Basel vermehrt als Etappenort nutzen. Der Geschäftstourismus wird dank unserer Wirtschaftsstruktur stark bleiben. Der Messe-Neubau, die kurzen Wege innerhalb der Stadt und die zentrale Lage in Europa machen Basel als Messe- und Kongressstandort sehr attraktiv.

Ist das Potential im Freizeittourismus ausgeschöpft?

Sicher mehr als noch in den 1990er-Jahren. Ich glaube jedoch an weitere Steigerungsmöglichkeiten, denn Basel hat viele Trümpfe: Eine wunderschöne Altstadt an einem weltbekannten Fluss, eine sehr hohe Dichte an Museen und Kulturangeboten, vielfältige Shopping-Möglichkeiten. Basel verfügt zudem über eine reizvolle Lage im Dreiländereck und sehr attraktive Flugverbindungen. In der Region gibt es auch überdurchschnittlich viele erstklassige Restaurants. Bei "City Breakers", Etappentouristen und der Kabinenschifffahrt gibt es noch Potenzial.

Welche Rolle spielt die Gastronomie bei der touristischen Vermarktung?

Tolle Restaurants und ein vibrierendes Nachtleben sind nicht nur für den Freizeittourismus von entscheidender Bedeutung, sondern auch für unsere Stellung als Kongressstadt. Das gastronomische Angebot macht beim Reisen einen guten Teil des Erlebnisses aus. Ich bin von der hiesigen Gastronomie und ihrer Vielfalt begeistert. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn noch mehr Lokale regionale Spezialitäten auf die Karte setzen würden.

Wissen die Wirte, wie stark sie vom Tourismus abhängen?

Erfreulicherweise haben wir viel mehr Restaurantmitglieder bei Basel Tourismus als früher. Auch Gastronomen sind daran interessiert, dass mehr Leute nach Basel reisen, erzielen sie im Durchschnitt doch etwa einen Viertel des Umsatzes mit Touristen. In einigen Lokalen sind es wesentlich mehr.

Welches sind die Hauptaufgaben von Basel Tourismus?

Unser Ziel ist die Erhöhung der touristischen Wertschöpfung. Hierfür positionieren wir Basel als lohnenswertes Freizeit- und Geschäftsreiseziel und bewerben unsere Region im In- und Ausland, hauptsächlich gegenüber Reisebüros und Reisejournalisten. Für den Verkauf von touristischen Dienstleistungen an Individualgäste und Reiseveranstalter öffnen wir Distributionskanäle. Zu unserem Kerngeschäft gehört nicht zuletzt auch die umfassende Betreuung von Gästen, zum Beispiel an unseren Informationsstellen, im Call-Center oder bei Stadtrundgängen.

Als Tourismusdirektor laufen Sie Gefahr, zum "professionellen Schwärmer" von Basel zu werden. Gibt es Dinge, die besser werden müssen?

Klar, da gibt es eine lange Liste von Wünschen! Es wäre schön, wenn die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus noch mehr anerkannt würde. Das Gastgeberbewusstsein der Bevölkerung ist noch zu schwach ausgeprägt. Wünschenswert wären ferner längere Ladenöffnungszeiten, eine belebtere Innenstadt, mehr offene Restaurants am Sonntag, ein durchgehender Rheinuferweg, ein besserer Anschluss an den Flughafen sowie die einfachere Erreichbarkeit für Reisebusse und den motorisierten Individualverkehr. Auch bei der Besucherführung, der Inszenierung von Sehenswürdigkeiten und der Beleuchtung können wir noch besser werden.

Zum Schluss bitte noch einen Blick in die nähere Zukunft.

Basel wird neben einer stabilen Binnennachfrage zunehmend von den diversifizierten Marketingaktivitäten in den Wachstumsmärkten USA, Indien, Golf-Staaten und Russland profitieren. Abgesehen davon, dass die gesamtwirtschaftliche Lage derzeit sehr unberechenbar ist, bin ich optimistisch. Die Hotellerie investiert viel, die Messe spielt in der obersten Liga und das Kulturangebot ist einzigartig für eine Stadt dieser Grösse. Das Ozeanium und der Erweiterungsbau des Kunstmuseums werden die bestehenden Attraktionen optimal ergänzen.


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