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05.03.2016

Auf die Unterhaltung setzen

Lösungen für die sich wandelnde Genfer Hotellerie

Die Genfer Hotellerie kannte auch schon bessere Zeiten, denn auch sie hat mit ausbleibenden Gästen zu kämpfen. Um dem Abhilfe zu schaffen, soll Genf künftig stärker belebt werden.

Wer glaubt die Hotellerie in Genf stehe besser da als diejenige in anderen Schweizer Städten, der irrt. Während die Zahl der Logiernächte zwischen 2005 und 2006 stark anstieg (+11.5%), präsentieren sich die Zahlen rund zehn Jahre später weniger rosig. Weshalb floriert das Genfer Modell nicht mehr? Ein Gespräch mit Thierry Lavalley, Präsident des Hotelier Vereins Genf und Direktor des Grand Hotel Kempinski.

Wie steht es um die Genfer Hotellerie?

Thierry Lavalley: Seit der Aufhebung des Mindestkurses ist das Geschäft schwieriger geworden. Das heisst, die Hoteliers bekommen die Konkurrenz Tag für Tag zu spüren, die Geschäfte laufen weniger gut, Kongresse und Gruppen sind seltener. Am deutlichsten macht sich die Konkurrenz von anderen europäischen Hauptstädten bemerkbar. Wien, Berlin oder Barcelona - Städte, die alle ebenso attraktiv sind wie Genf, und in denen man sich ebenso sicher und wohl fühlt wie bei uns. Sprich, sie verfügen über dieselben Vorzüge, doch ihre Leistungen kosten 20 bis 50 Prozent weniger. Und dies gilt für alle Hotelkategorien.

Weshalb also nicht die Preise senken?

Wir können keine tieferen Preise anbieten, da die Betriebskosten in der Schweiz einfach viel höher sind als in anderen europäischen Ländern. Der Monatslohn eines Hotelfachangestellten ist bei uns so hoch wie nirgends sonstwo auf der Welt.

Verglichen mit anderen Städten schlägt sich Genf doch noch ganz wacker?

Weil in Genf der Geschäftstourismus eine wichtige Rolle spielt. Dank den Vereinten Nationen haben wir Gäste aus der ganzen Welt. Auch der Freizeittourismus des Mittleren Ostens ist sehr präsent. Dieser Gästezweig existiert seit den 1970er-Jahren. Doch hat sich auch hier die Situation verschärft. Genf rivalisiert heute mit 200 anderen Städten; doch noch vor 30 bis 40 Jahren bereiste diese Gästegruppe maximal fünf Städte weltweit. Aktuell besucht die neue Generation unsere Stadt nur noch, weil die Eltern und Grosseltern jeweils hierhergekommen sind.

Wo sehen Sie Lösungen?

Wir müssen unser Unterhaltungsangebot stark ausbauen. Ohne ausreichende Animationen bekommen wir je länger je mehr den Ruf, eine verschlafene Stadt zu sein. Und eine wenig belebte Stadt hat noch nie Touristen aus der ganzen Welt angelockt. Heute wollen die Gäste, insbesondere diejenigen aus dem Mittleren Osten, Spass haben und etwas erleben. Folgendes Beispiel spricht für sich: Ich war diesen Sommer in Las Vegas und dort habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Touristen aus dem Mittleren Osten gesehen. Wie ist das möglich, was früher noch unvorstellbar war? Die Antwort: Weil in Las Vegas rund um die Uhr und sieben Tage die Woche Betrieb herrscht. Und genau da müssen wir ansetzen. Wir brauchen Unterhaltungsmöglichkeiten, kulturelle Veranstaltungen oder grosse internationale Spektakel.

Genf Tourismus hat vor kurzem mit «GenevaLive» eine neue touristische Marke lanciert. Was halten Sie davon?

GenevaLive ist eine dynamische Destinationsmarke, die uns in unserem touristischen Vorhaben unterstützt. Denn um Erfolg zu haben, braucht es aussagekräftige Slogans, und meiner Meinung nach erfüllt dieser die Erwartungen.

Ist sich der Nachwuchs der schwierigen Situation bewusst?

Ich weiss nicht, ob die junge Generation realisiert, was in unserem Land vor sich geht. Doch ganz bestimmt ahnt sie, dass Herausforderungen auf sie zukommen. So muss beispielsweise ein guter Hoteldirektor heute auch ein Event-Manager und PR-Profi sein. Denn auch wenn man im Besitz eines schönen Betriebs ist, wird er sich nicht von alleine füllen. Es braucht neue Ideen.

Zum Beispiel?

Wir haben im Grand Hotel Kempinski ein Restaurant im Chalet-Stil geschaffen. So bieten wir unseren Gästen eine Alternative. Das ist ein originelles Konzept. Wir bringen die Berge mitten in die Stadt.

Verfügen alle Hoteliers über die notwendigen Mittel, um Veränderungen vorzunehmen?

Kosten gute Ideen Geld? Ich denke nicht, dass Neuerungen zwingend mit Kosten verbunden sind. Im Gegenteil. Es ist möglich, Neues auszuprobieren, ohne dabei seine Finanzen zu belasten. Letztlich besteht auch die Möglichkeit, gewisse Dinge wegzulassen, um etwas anders zu machen als die anderen.

Wie sehen Sie die Zukunft?

Ich bin kein Pessimist. Genf hat in den vergangenen 15 Jahren viel in die Hotellerie investiert. Wir verfügen über moderne Strukturen und über ausgesprochen qualifizierte Mitarbeitende. Doch es bleibt tatsächlich ein Parameter, den wir nicht kontrollieren können: die Attraktivität einer Destination. Leider genügt heute der "Jet d'eau" nicht mehr. Er war wahrscheinlich während über 50 Jahren unser Eiffelturm, was ausreichte, um Genf während Jahren Attraktivität zu verleihen. Aber im Wettbewerb mit anderen europäischen Destinationen braucht es heute mehr, um Genf in der Poleposition zu belassen. Doch wir schauen nicht untätig zu. Attraktivität lässt sich erarbeiten, beispielsweise in Zusammenarbeit mit politischen Instanzen, Tourismusbüros, Hoteliers, Restaurateuren und wichtigen Institutionen.

Werden aktiv Gespräche geführt?

Ja, und wir werden Lösungen finden. Genf ist keine grosse Stadt, was den Austausch erleichtert. Jeder kennt jeden und kann mitdiskutieren, dies beeinflusst die Aktionsfähigkeit positiv. Die Kommunikation ist schnell und gezielt, so können Vorhaben sehr effizient durchgeführt werden. Ich bin zuversichtlich, wir sind ein gutes Team.

Johanne Stettler / GastroJournal


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