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18.03.2016

Ist ein HF-Diplom ausreichend?

Dem allgemeinen Trend folgen oder seine Karriere selber gestalten

Die Diplome der Schweizer Hotelfachschulen werden nicht überall anerkannt. Lohnt sich die Ausbildung trotzdem?

Die Hotelfachschulen der Schweiz stellen eidgenössisch anerkannte Diplome aus, so die Bildungsstätten in Genf, Zürich, Thun oder Passugg. Mit einem Diplom der Höheren Fachschule (HF) im Bereich Hôtelier-Restaurateur erlangen die Studierenden die notwendigen Kompetenzen, um einen Hotel- oder Restaurationsbetrieb zu führen. Schwierigkeiten können allerdings auftreten, wenn sie im Ausland studieren oder einen anderen Berufsweg einschlagen möchten.

Die heutigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen haben die Regeln des Arbeitsmarkts über den Haufen geworfen. Das Geschäftsumfeld ist komplizierter geworden. "Als ich vor 30 Jahren die Hotelfachschule absolvierte, mussten wir uns nicht mit den gleichen Problemen auseinandersetzen. Die Arbeit eines Küchenchefs war ganz auf die Praxis ausgerichtet. Heute muss er auch mit Banker und Mitarbeitenden diskutieren können und sich über soziale Verpflichtungen und Hygienevorschriften informieren", sagt Fabien Fresnel, Chief Academic Officer an der Hotelfachschule Lausanne (EHL). Das Gastgewerbe müsse sich zudem mit neuen Verpflichtungen auseinandersetzen. Sind die HF-Abgänger genug gerüstet, um in diesem Kontext auf den Arbeitsmarkt gelassen zu werden?

"Mit dem HF-Diplom einer Hotelfachschule können Studienabgänger, sofern sie im gleichen Beruf bleiben, überall arbeiten", betont Alain Brunner, Generaldirektor der Hotelfachschule Genf (EHG). Naïri Haroutunian, Jahrgangsbeste des Klassenjahres 2015 an der EHG, pflichtet dem bei: "Ich bin im selben Betrieb in Paris, wo ich während meiner Ausbildung ein Praktikum absolvierte, als Oberkellner-Assistentin angestellt worden. Dank unseren Erfahrungen, den Leuten, die wir kennenlernen und unserem Netzwerk ist es meiner Meinung nach ein Leichtes, Arbeit zu finden."

Die Genfer Hotelfachschule ermöglicht den Studierenden eine Passarelle zum Bachelor an der Fachhochschule für Wirtschaft in Genf (HEG) zu absolvieren. Warum? "Das HF-Diplom wird im Ausland oftmals nicht anerkannt. Wenn unsere Studierenden zum Beispiel einen Master machen wollen, ist das nicht möglich, da sie keinen Bachelor haben. Dasselbe Problem stellt sich auch, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt in einem anderen Bereich arbeiten wollen. Davon sind pro Klassenjahrgang durchschnittlich 20 bis 25 Prozent betroffen", führt Alain Brunner aus.

In einigen Ländern kann es sogar problematisch sein, mit einem einzigen Diplom eine Stelle finden zu wollen. "Ein Universitätstitel kann auch bei der Vergabe eines Visums eine wichtige Rolle spielen", weiss Emmanuelle Roduit, die seit vier Jahren in China arbeitet und im Besitze eines EHG-Diploms sowie eines Bachelors ist.

Was suchen die heutigen Arbeitgeber überhaupt? Gemäss Fabien Fresnel ist ein akademischer Hintergrund nicht das Wichtigste, viel mehr werde Wert auf die Qualitäten der Diplomierten gelegt. Der Ruf einer Schule, die Qualität der Einrichtung und eine starke Ausbildungspolitik sind ebenso massgebende Kriterien: "In der Vergangenheit setzten die Hotelfachschulen hauptsächlich auf technische Qualitäten und vernachlässigten dabei Verhaltensaspekte und das Zwischenmenschliche. Doch heute basiert alles auf der Kundenbeziehung."

Das Gastgewerbe ist heute also hauptsächlich auf der Suche nach Profilen mit Kompetenz. "Die Branche will junge, innovative Leute, die gut mit anderen Menschen klar kommen und noch formbar sind", sagt Michel Rochat, Direktor der Hotelfachschule Lausanne (EHL). Seiner Meinung nach ist ein Bachelor- oder Mastertitel zwar ein wichtiges Sprungbrett, doch nur, wenn man ihn auch richtig einzusetzen vermag. "Die Diplome ersetzen keinesfalls Erfahrungen, die ein Auszubildender während Jahren beim Erklimmen der Karriereleiter machen konnte. Jemand, der als Koch beginnt und in seiner Karriere schliesslich Direktor eines Betriebs wird - das muss möglich bleiben!"


Eine Diplomierte der EHG nimmt Stellung: Doppeldiplom wertet auf

Céline Sierro erlangte ihr Diplom an der Genfer Hotelfachschule (EHG) im Jahr 2014. Zur selben Zeit entschied sie sich, ihre Ausbildung fortzusetzen. Sie wechselte zur Fachhochschule für Wirtschaft in Genf (HEG), wo sie Ende 2016 ihren Bachelor in Unternehmenswirtschaft erhalten wird.

GastroJournal: Warum haben Sie Ihre Ausbildung fortgeführt?

Céline Sierro: Ich hatte mich für die Hotelfachschule entschieden, um eine gute Basis zu erlangen, aber nicht unbedingt, um einen Beruf im Gastgewerbe auszuüben. Mich hat die Welt des Reisens und Fliegens schon immer fasziniert. Und wer in diesem Bereich arbeiten möchte, ist mit einem Hotelfachschul-Abschluss gut bedient. Dennoch musste ich feststellen, dass das Diplom für eine höhere Funktion ausserhalb des Gastgewerbes nicht reicht.

Kann ein Hotelfachschule-Diplom dennoch vorteilhaft sein, um einen Job in Ihrem gewünschten Umfeld zu bekommen?

Während eines Gesprächs wiederholte einer meiner ehemaligen Vorgesetzten mehrmals, dass mein Diplom ein Pluspunkt sei. Es bereitet einen auf die Arbeitswelt vor und mit den geleisteten Praktika konnten Erfahrungen gesammelt werden, die mit einem Bachelor alleine nicht gemacht werden können. Das kann manchmal auch eine Frage des richtigen Verhaltens sein.

Aus beiden Erfahrungen kann Nutzen gezogen werden: Ich kann beispielsweise die Marketingtechnik des Yield-Management, die ich an der Hotelfachschule gelernt habe, auch in der Flugbranche anwenden. Demzufolge ist es meiner Meinung nach für einen Arbeitgeber interessanter, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der ein doppeltes Berufsprofil vorweisen kann.


Bereit für Veränderung: Ein Bachelor-Abschluss ist zunehmend gang und gäbe

Jean-Pierre Rey ist Leiter des Master of Science in Business Administration (HES-SO) und Dozent an der Hochschule für Wirtschaft & Tourismus in Siders.

GastroJournal: Ist es heute ein Muss, einen Bachelor- oder Master-Abschluss vorzuweisen?

Jean-Pierre Rey: Ein Bachelor-Abschluss ist heute praktisch unumgänglich geworden. Man muss sich vor Augen führen, dass das Durchschnittsniveau ausgebildeter Leute zunimmt, denn die Anzahl Bachelor-Abschlüsse steigt. Ohne dieses "first ticket" auf den Arbeitsmarkt zu gelangen, kann sich als schwierig erweisen. Doch das hängt auch vom gewählten Beruf ab.

Ist der Arbeitsmarkt denn so sensibel?

Es gibt keine Garantie mehr, einem Unternehmen beizutreten und dort mehrere Jahre bleiben zu können. Gewisse wirtschaftliche Sicherheiten sind beeinträchtigt. Die sich schnell verändernden Entwicklungen, insbesondere im technologischen Bereich, fördern das Risiko, überholt zu werden. Im Tourismus beispielsweise stellt Airbnb die gängigen Buchungsmodelle auf den Kopf.

Sehr gut ausgebildete Hoteliersakteure merken nach und nach, dass ihre gelernten, hochqualifizierten Kompetenzen ernsthaft anzuzweifeln sind. Die jungen Studierenden müssen demzufolge hinterfragen, ob ein langes Studium ihren Ambitionen entspricht und auch sinnvoll ist. Die Schulleiter und Dozenten wiederum können einem breiter angelegten Ausbildungsangebot mehr Gewicht verleihen, damit sich die Studierenden bei allfälligen Veränderungen leichter zurechtfinden.

Johanne Stettler / GastroJournal


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