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25.01.2017

«Die Veränderungen lassen sich nicht aufhalten»

Mathias Böhm über die Basler Innenstadt

Bekanntlich ist nichts ist so beständig wie der Wandel. In letzter Zeit entsteht jedoch der Eindruck, dass Entwicklungen schneller ablaufen. Davon betroffen ist auch die Basler Innenstadt. Ein Gespräch mit jemandem, der die Umbrüche genau verfolgt.

Im Gegensatz zu einem Einkaufszentrum auf der grünen Wiese sind Veränderungen in der City weit weniger gut steuerbar. Doch das historisch gewachsene Stadtzentrum hat viele Trümpfe. Im folgenden Interview erläutert Mathias F. Böhm, Geschäftsführer der Pro Innerstadt Basel, die Chancen und Herausforderungen eines modernen «City-Managements».

Wo fängt eigentlich die "Innerstadt" an und wo hört sie auf?

Wir sprechen heute von der Basler City – einer Innenstadt innerhalb der Stadtgrenzen. Der Nutzer per se definiert den Perimeter, nämlich da, wo er sich aufhält und bewegt und den Raum als Gesamtes wahrnimmt. Dies ist die Basler City: als attraktiver Ort zum Erleben, geniessen, einkaufen und staunen.

Der Übernachtungstourismus hat sich positiv entwickelt. Beim Tagestourismus wissen wir es nicht so genau, weil genaue Zahlen fehlen. Was unternehmen Sie, um Leute in die Stadt zu locken, die von ausserhalb der Agglomeration kommen? Sehen Sie noch Potential?

Wir sind dezidiert der Meinung, dass das Produkt – wir sprechen von der Basler City als Gesamterlebnis – attraktiv, spannend und zeitgemäss daherkommt und so auch das stärkste Argument für einen Besuch in Basel ist. Dies muss jedoch auch aktiv kommuniziert werden und es sollen spannende Geschichten darüber erzählt werden. Wir machen dies unter anderem mit Spots auf französischen Radiostationen, dem «Shopping City Basel Guide», der Storytelling-Plattform ganzbasel.ch und natürlich aktiv mit und auf den Social-Media-Kanälen. Natürlich sind wir zudem stets daran, sowohl das Produkt «Basel City» weiterzuentwickeln und zeitgemäss zu positionieren, wie auch zu kommunizieren, z.B. mit der Neugestaltung der Plätze und Strassenzüge oder neuen Serviceprodukten wie dem «City Park & Ride».

Wo liegt hier die Abgrenzung zur Tätigkeit von Basel Tourismus?

Die Pro Innerstadt Basel kümmert sich – ähnlich einem Shopping-Center-Management – um das City- Management. Dies beinhaltet die Entwicklung und zeitgemässe Positionierung der Basler City im Sinne der Nutzer und Unternehmen dieser Stadt. Wir beschränken uns rein kommunikativ auf die Region, an und ab die Nation, während Basel Tourismus sich mehrheitlich um die Kommunikation im Ausland kümmert und so möglichst viele Gäste nach Basel holt. Wir haben eine aktive Partnerschaft sowohl mit Basel Tourismus wie auch mit anderen Organisationen unserer Stadt und probieren bestmöglich unnötige Doppelspurigkeiten zu vermeiden und gerade deswegen möglichst viel Wirkung zu erzielen.

Manager in Einkaufszentren haben direkten Einfluss auf ihren Angebotsmix. In der Innenstadt haben wir es aber mit vielen Eignern, Akteuren und Individualinteressen zu tun. Sehen Sie dennoch Möglichkeiten, auf das «Produkt» Innenstadt Einfluss zu nehmen?

Das ist absolut richtig. Es gibt viele Vorteile, die man als «City Manager» im Vergleich zu einem Shopping-Center-Manager hat, z.B das sich unser Produkt stets erneuert und immer in Bewegung ist – durch das Wetter, die vielen Events, Menschen auf dem Weg zu Arbeit, von der Arbeit nach Hause, Freizeittouristen und anderes mehr. Wo wir aber nicht die gleich freie Hand haben, ist bei der Gestaltung des Angebotsmixes. Wir haben jedoch einen guten Weg gefunden, eine zeitgemässe Entwicklung zu unterstützen. Unter anderem öffnen wir spannenden, neuen Konzepten die Türen zu Partnern oder Immobilien. Wir sensibilisieren Pensionskassen, Eigentümer und Verwaltungen und sind als vertraulicher Partner auch bei Beratungen im Bereich zukünftiger Nutzungen und Bespielungen sowie bei verschiedenen Projekten involviert.

Welche Angebote fehlen Ihrer Ansicht?

Ich bin der Meinung, dass die Basler City grundsätzlich einen guten Mix vorweist. Es könnte jedoch in gewissen Strassenzügen ein noch attraktiveres, besser durchmischtes Angebot vertragen. Im Gesamten ist es aber sicher so, dass namhafte Brands, spannende Restaurantkonzepte, kreative und befristete Angebote (Pop-Up) im Shop- und Gastro-Bereich, aber auch neue Erlebnisangebote, sowie die Erlebbarkeit neuer Plätze – wie das Beispiel der Buvetten am Rhein eindrücklich beweist – die Stadt als Gesamtes noch spannender und abwechslungsreicher machen würden.

Stimmt in Basel der Mix noch zwischen Filial- und Individualbetrieben?

Die Frage muss für mich viel mehr lauten: Merkt der Kunde den Unterschied und fehlt ihm etwas? Wenn man die Stadt als Gesamtes sieht und das Angebot wirklich genau anschaut, bin ich der Meinung, dass wir einen tollen und guten Mix haben. Natürlich haben gewisse Strassenzüge eine sehr eindeutige Positionierung, was aber nicht schlecht sein muss, sondern auch einen Mehrwert bedeuten kann. Nehmen wir zwei Beispiele – die Freie Strasse als Top-Einkaufsmeile Basels mit allen wichtigen Brands, die aktuell gefragt sind und so auch weitere anziehen wird, oder die Feldbergstrasse mit vielen kreativen, inhabergeführten Shops. Dasselbe Bild kann man auch mit anderen Strassenzügen oder Quartieren von der Gastro-Welt zeichnen.

Letztes Jahr feierten Sie das vierzigjährige Bestehen des "Pro-Innerstadt-Bons". Wie erklären Sie sich dessen anhaltenden Erfolg? Wird sich der Bon in einer zunehmend digitalisierten Welt halten können?

Der Pro-Innerstadt-Bon ist wahrlich eine einzigartige Erfolgsgeschichte und so heute das erfolgreichste lokale Kundenbindungstool der Schweiz mit 8 Millionen Franken Umsatz pro Jahr und einer Einlösequote von 98.5 Prozent.

In den vierzig Jahren avancierte der Bon zur Lokalwährung unserer Stadt und schaffte es, eine aktive Bindung zu den Basler/innen und den Unternehmern beizubehalten. Wir sind stets daran, neue Möglichkeiten zu prüfen, sind aber aktuell gleichzeitig vom Jetzigen überzeugt. Unser Bon kommt wertig und attraktiv daher, hat eine schöne Geschenkbox und ist so bei Unternehmen und allen Geschenksuchenden nach wie vor äussert beliebt. Zudem unterstützt man mit dem Bon nicht nur ein tolles Angebot – die Basler City – sondern aktiv und nachhaltig auch die Basler Wirtschaft.

Zahlreiche Geschäftsinhaber beklagen Frequenz- und Umsatzrückgänge. Auch scheint es mehr Leerstände als üblich zu geben. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Ursachen?

2007 lancierte Apple das iPhone – was mehr als nur ein neues Mobiltelefon auf dem Markt war! Es veränderte die Kommunikation auf dem ganzen alten Kontinent und setzte einen tiefgreifenden Wandel in Bewegung, den wir auch in Basel sehr direkt zu spüren bekamen: Neue und massiv mehr Angebote, ein stark verändertes Nutzerverhalten, Konzepte, die in die Jahre kamen, Wohlstand und neue Kanäle mit immer mehr Angeboten und Serviceleistungen, beschleunigt durch die Globalisierung, die nun definitiv auch bei uns angekommen ist.

Die Frequenzen werden aus den oben erwähnten Gründen nicht mehr zurückkommen – die Umsätze werden nicht so schnell wieder die Höhen der letzten Jahrzehnte erreichen oder zumindest nicht nur über den einen Kanal. Die Immo-Wechsel bieten auch Chancen für neue Konzepte und gleichzeitig kühlt sich der Markt ein wenig auf ein gesundes Level ab. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach City-Flächen immer noch sehr hoch und es drängen ständig neue Konzepte, Brands mit neuen Angeboten, auf den Markt. Bestehende schärfen ihr Profil bzw. erweitern ihr Angebot und arbeiten mit zusätzlichen Plattformen, was ein erfolgsversprechender Weg sein kann.

Generell gilt festzuhalten: Dies betrifft alle Branchen und alle Städte Europas gleichermassen. Damit müssen wir lernen umzugehen. Die Veränderungen lassen sich auch nicht aufhalten – also müssen wir uns anpassen und neue Wege suchen, die auch immer Chancen sind, sein werden. Basel ist trotz der Dreiland-Lage gut positioniert und wird es auch bleiben.

Sagen Sie uns bitte in einem Satz, weshalb Touristen und Leute aus der Agglomeration Basel besuchen sollen.

Basel bietet als Zentrumsstadt im Dreiland ein einzigartiges, attraktives Angebot in den Bereichen des Genusses, Erlebnisses, der Kultur und des Einkaufens, und dies alles in naher Gehdistanz in einer architektonisch, traditionellen und schönen Umgebung.


Zur Person

Mathias F. Böhm ist 41 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Als Geschäftsführer der Pro Innerstadt Basel ist er verantwortlich für das «City Management Basel». Er absolvierte diverse Aus- und Weiterbildungen in der Gastronomie, war im Bereich der neuen Medien selbständig und übte leitende Funktionen im Gastgewerbe aus. Von 2002 bis 2011 war Böhm Geschäftsführer bei Ochsner Sport in Basel, wo er unter anderem für die Standortentwicklung zuständig war. Während seiner Tätigkeiten gehörte er zahlreichen Vorständen an. Zu seinen Hobbys gehören Skifahren, Biken, Wissen/Wirtschaft, Garten und Familie.

Für Mathias Böhm ist die Innenstadt «ein Ort zum Erleben, geniessen, einkaufen, staunen». Bild: Ben Koechlin


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