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21.06.2017

Lohn statt Fürsorge

Verein Integratio hat hohe Erfolgsquote bei der Vermittlung

Als die heute 55-jährige Jasmina Tomovic vor ein paar Jahren ihren Job als Verkäuferin verlor, war sie überzeugt, bald wieder einen Job zu finden. Doch obwohl sie Bewerbung über Bewerbung schrieb, wollte sie niemand mehr anstellen.

«Mit dem Auslaufen der Arbeitslosenhilfe und der Aussteuerung brach für mich eine Welt zusammen», sagt Jasmina Tomic. «Der Gang aufs Sozialamt war für mich unvorstellbar und ich verzichtete vorerst aus Stolz darauf, mich dort anzumelden und begann von meinem Ersparten zu leben. Bald aber gingen auch diese Ressourcen zu Ende und ich war gezwungen, Sozialhilfe zu beantragen.»

Das Sozialamt vermittelte dann Jasmina Tomic den Kontakt zu Integratio, denn sie erfüllte die Kriterien, um in den Integratio-Vermittlungspool aufgenommen zu werden. «Jasmina Tomic hatte eine hohe Motivation zu arbeiten, zeigte Leistungsbereitschaft, war gesund und verfügte über Deutschkenntnisse», erinnert sich Armin Bengel, Geschäftsführer von Integratio.

Und tatsächlich: Schon nach kurzer Zeit wurde Jasmina Tomic eine erste Stelle angeboten. Heute arbeitet sie mit einem 70-Prozent-Pensum bei der Rehab im Patientenservice und konnte innert kürzester Zeit ihre Existenzängste hinter sich lassen. «Nach anfänglicher Skepsis, in einem Gesundheitsbetrieb zu arbeiten, fühle ich mich heute sehr wohl und arbeite sehr gerne in einem Umfeld, das stark von Empathie und Mitmenschlichkeit geprägt ist. Wenn ich jetzt mein Arbeitspensum noch etwas erhöhen könnte, wäre ich vollends glücklich!»

Hohe Erfolgsquote

Integratio verzeichnet eine hohe Erfolgsquote. «Seit 2009 haben wir über 300 Stellen vermittelt. Letztes Jahr befanden sich 115 Personen in unserem Vermittlungspool. Insgesamt konnten 80 Personen – also 70 Prozent – in die Erwerbsarbeit vermittelt werden», stellt Armin Bengel fest.

Verantwortlich dafür sind die Integratio-Job-Coaches, welche dank ihrer Ausbildung und ihrer Kenntnisse über die Anforderungen des Arbeitsmarktes sowie über die Mechanismen der Vermittlungsbranche Stellensuchenden und gleichermassen Arbeitgebern als Partner zur Verfügung stehen. Integratio arbeitet mit drei auf einander abgestimmten Modulen «Abklärung», «Job Coaching und Stellenvermittlung» sowie «Unterstützung und Begleitung nach Stellenantritt». Diese Module können einzeln oder als Paket genutzt werden.

«Entscheidend ist, dass wir Profil, Ressourcen und persönliche Situation der Kandidatinnen und Kandidaten ganzheitlich erfassen und ihre Potentiale erkennen, damit sie in den Vermittlungspool aufgenommen werden können», erklärt Armin Bengel. «Während der Coaching-Phase vermitteln wir dann bereits befristete entlohnte Arbeitseinsätze und stärken so die Vermittelbarkeit der Stellensuchenden, die sich damit zudem aktuelle Leistungsausweise erarbeiten können. Gleichzeitig lassen wir in der Phase von befristeten Arbeitseinsätzen bis zur definitiven Festanstellung den Kandidatinnen und Kandidaten ein auf die Person massgeschneidertes Coaching angedeihen. Und dann unterstützen und begleiten wir Kandidatinnen und Kandidaten sowie Arbeitgeber in der ersten Phase des Stellenantritts.

Sozialhilfe wird entlastet

Bemerkenswert ist nicht nur die Tatsache, dass letztes Jahr über drei Viertel der im Vermittlungspool von Integratio befindlichen Personen wieder einen festen Job erhalten haben, sondern Integratio erneut mehr Arbeitseinsätze in der Wirtschaft verzeichnen konnte. Das bedeutet, dass mehr Kandidatinnen und Kandidaten bereits während dem Job Coaching gearbeitet haben und die Bruttolohnsumme der Arbeitnehmenden mit einem Integratio-Vertrag um 22 Prozent auf rund 623'000 Franken gestiegen ist. Konkret beträgt der durchschnittliche Bruttolohn eines Kandidaten 3’224 Franken pro Monat. Dieser Betrag liegt über den rund 2200 Franken Unterstützungsleistungen pro Monat, welche die Sozialhilfe an Einzelpersonen entrichtet. «Als willkommener Nebeneffekt können damit auch auf Seiten Sozialhilfe die Kosten gesenkt werden», gibt Armin Bengel zu bedenken.

Von Integratio können Stellensuchende zwischen 18 und 60 Jahren profitieren. «Interessanterweise – und das haben wir erst nach einer eingehenden Analyse der letztjährigen Zahlen festgestellt – waren 46 Prozent der von uns vermittelten Kandidatinnen und Kandidaten zwischen 46 und 60 Jahre alt», bemerkt Armin Bengel. «Das Alter der Stellensuchenden ist aber nur ein Aspekt, denn wir betrachten den Menschen und seine Ressourcen als Ganzes. Im Vordergrund stehen Motivation, Bereitschaft und Wille zu Veränderungen, Flexibilität und die Fähigkeit zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit.»

Autor: Niggi Freundlieb


Stellensuchende in den ersten Arbeitsmarkt zurückbringen

Der Verein Integratio vermittelt seit 2009 im Auftrag für den Kanton Basel-Stadt erfolgreich Arbeitsstellen an Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen längere Zeit nicht erwerbstätig waren und bei der Sozialhilfe gemeldet sind. Seit 2013 werden Integratio auch Stellensuchende von den Sozialen Diensten in den Kantonen Basel-Land, Aargau und Solothurn zugewiesen. Es können nur Personen aufgenommen werden, welche von den entsprechenden Behörden zu Integratio zugewiesen werden.

Der Verein Integratio ist eine nicht gewinnorientierte Institution, die unter der Federführung des Gewerbeverbands Basel-Stadt – und im Zusammenspiel mit dem Amt für Wirtschaft und Arbeit sowie der Sozialhilfe Basel-Stadt – dessen starkes Netzwerk in der lokalen Wirtschaft nutzt.

Unternehmen profitieren von Integratio mit einer direkten Vermittlung und sie sparen Kosten bei der Personalrekrutierung und Stellenausschreibung. Sie schätzen auch die Möglichkeit, ohne grossen Aufwand neue Mitarbeitende in einer ersten Phase, mittels Anstellungsvertrag bei Integratio, im eigenen Betrieb einsetzen zu können. Dabei koordiniert und unterstützt jeweils ein erfahrener Job-Coach für das Unternehmen alle Themen rund um die Arbeit.

Mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen ermöglicht Integratio stellenlosen Personen, sich wieder eine Referenz im regulären Arbeitsmarkt zu erarbeiten. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden in dieser Zeit, bez. bis zu einer allfälligen festen Übernahme durch einen Betrieb, individuell bei der Stellensuche begleitet, unterstützt und aktiv vermittelt.

Frau Tomovic im Gespräch mit Integratio-Geschäftsführer Armin Bengel. Bild: Integratio


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