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08.01.2021

Isabelle Bouarasse: «Lassen Sie uns nicht im Stich!»

Schnabel-Wirtin richtet Offenen Brief an den Regierungsrat

Isabelle Bouarasse-Segesser, die bekannte Gastgeberin im Restaurant Schnabel, richtet einen eindringlichen Appell an die Basler Regierung.

Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Ackermann, sehr geehrte Frau Regierungsrätin Soland, sehr geehrte Herren Regierungsräte Brutschin, Engelberger, Cramer, Dürr und Wessels

Seit 15 Jahren bewirten wir unsere Gäste im Restaurant «Schnabel» mit Freude und Leidenschaft. Im 2017 eröffneten wir unser zweites Lokal, die «Spale Bar». Die Arbeit ist für uns nicht einfach nur ein «Job», unser Familienbetrieb ist wie eine zweite Familie.

Diese Tätigkeit erfordert viel Engagement und Herzblut. Doch nun blutet unser Herz. Ihr Entscheid, dass wir unsere Betriebe schliessen mussten und sie nun über mehrere Monate lang geschlossen bleiben, ohne dass wir unmittelbar dafür entschädigt werden, treibt uns in den Ruin. Wir bangen um unsere eigene Existenz und die unserer langjährigen Mitarbeiter, denen gegenüber wir uns sehr verbunden fühlen und eine grosse soziale Verantwortung tragen.

Geschätzte Regierungsrätinnen und Regierungsräte, wie würde es Ihnen gehen, wenn man Ihre Departemente zwangsschliessen würde, und die Einnahmen für mehrere Monate komplett ausblieben? Wer bezahlt dann Ihre Monatslöhne und Ihre Fixkosten? Ein Glück für Sie, dass Sie diese Sorgen nicht haben.

Bei uns ist es jedoch anders: Unser Umsatz ist dramatisch eingebrochen und fällt während den Monaten im Lockdown ganz weg. Um keine Entlassungen auszusprechen, mussten wir alle unsere Mitarbeitenden in Kurzarbeit schicken und bangen nun darum, dass wir auch in diesem Jahr alle im Team behalten können – denn wie gesagt, alle sind schon jahrelang dabei und zu unserer zweiten Familie geworden. Ganz abgesehen davon, dass auch hinter jedem Namen eine ganze Familie steht, welche ernährt werden muss.

Für das Instrument der Kurzarbeit sind wir extrem dankbar, denn ohne dieses hätten wir keine Chance. Aber können Sie sich vorstellen, wie jemand mit 80% von CHF 4000 eine Familie ernähren soll? Die Löhne in der Gastronomie sind aufgrund der schwächeren Produktivität nicht auf demselben Niveau wie in anderen Branchen, denn schon bei Normalbetrieb kann man sich ein höheres Lohnniveau leider nicht leisten. Und nun fällt noch das Trinkgeld weg.

Wir haben unserem Personal bis jetzt die vollen Löhne ausbezahlt, da wir die familiären Hintergründe aller kennen und es nicht mit unserem Gewissen vereinbaren konnten, dass sie neben dem psychischen Stress auch noch finanzielle Probleme bekommen. Dies konnten wir uns nur leisten, da wir in den letzten Jahren gut gewirtschaftet haben.

Nun sind unsere Reserven jedoch bald aufgebraucht, denn neben den Löhnen sind unsere Fixkosten (v.a. die Miete in der Innenstadt) sehr hoch und laufen trotz der Schliessung und Null Umsatz ohne Reduktion weiter. Denn unser Konzept und unser Standort erlauben kein eigenständiges, kostendeckendes Take-Away- oder Liefergeschäft.

Ausserdem haben wir, damit wir das bewährte Schutzkonzept der Gastrobranche umsetzen können, Geld investiert und Mitarbeiter geschult – alles auf eigene Rechnung. Wir haben die behördliche Kontrolle ohne den geringsten Mangel bestanden, und trotzdem wurde unser Betrieb geschlossen.

Damit haben Sie, geschätzte Regierungsrätinnen und Regierungsräte, uns enormen Schaden verursacht und unsere Lebensgrundlage ins Wanken gebracht. Es werden Hilfen angedeutet, z.T. versprochen, vom Bund oder vom Kanton, von Kanton zu Kanton ist es verschieden, etc. etc.

Basel – das muss man sagen – kommt im kantonalen Vergleich gut weg, aber auch hier ist konkret noch zu wenig geschehen. Wir haben den Härtefall-Antrag schon lange gestellt, jedoch weder eine Antwort noch Geld erhalten. Für unsere Betriebskalkulation ist es jedoch essentiell, dass wir wissen, wieviel wir wann bekommen. Denn wir sind verantwortlich für die Betriebsführung, müssen unserem Personal Perspektiven aufzeigen und im schlimmsten Fall die Reissleine ziehen können, bevor wir uns persönlich verschulden.

Ganz nebenbei: Falls unsere Firma Konkurs gehen würde – wenn auch unverschuldet und nur wegen Corona und den geforderten Massnahmen – sind wir als Inhaber in keiner Weise abgesichert und haben keinerlei Anspruch auf Arbeitslosengeld, obwohl wir seit vielen Jahren jeden Monat ALV einzahlen wie jeder Angestellte auch. Ist das normal?

Wir respektieren, dass die Gesundheit einen hohen Stellenwert hat und haben muss. Wir massen uns nicht an, zu beurteilen, ob die vielen Massnahmen und schliesslich die Zwangsschliessung die einzige unausweichliche Möglichkeit war, denn wir sind Gastronomen und keine Virologen. Aber unsere wichtigste Frage ist: Warum lassen Sie und noch mehr der Bundesrat und die eidgenössischen Räte uns im Stich? Bitte handeln Sie!

Übernehmen Sie Verantwortung! Wir erbitten keine Almosen, denn viel zu arbeiten sind wir uns gewohnt und es macht uns keine Angst. Doch dies ist nun leider nicht möglich und wir haben es nicht verdient, dass unsere gut laufenden Betriebe, welche in dieser Stadt verwurzelt und für die Einheimischen wie auch für die Touristen von Bedeutung sind, achtlos kaputt gemacht werden.

Wir brauchen nun finanzielle Unterstützung, um die enormen Umsatzeinbussen aufzufangen und wenigstens unsere Fixkosten zu decken… und zwar brauchen wir dieses Geld sofort und nicht erst in ein paar Monaten!

Handeln Sie jetzt, geschätzte Regierungsrätinnen und Regierungsräte, die Zeit drängt, damit Sie auch zukünftig wieder in ein Restaurant gehen können – wir wollen keine Geisterstadt, sondern unser geliebtes Basel, wie wir es kennen! Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!

Freundliche Grüsse

Isabelle Bouarasse-Segesser
Gambrinus Basel AG
Restaurant Schnabel & Spale Bar


Davon betroffene Mitarbeiter:

Ismaël Bouarasse, Geschäftspartner & Küchenchef

Mario Fernandes, Chef de Service, seit 2003
Teki Salija, Servicemitarbeiter, seit 2003
Isak Atashi, Servicemitarbeiter, seit 2003
Sri Ratnam, Servicemitarbeiter, seit 2016
Barbara Messner, Buffetmitarbeiterin, seit 2007
Kevin Guiziou, Souschef Küche, seit 2016
Thomas Debowski, Koch, seit 2010
Jonathan Debowski, Hilfskoch, seit 2012
Deborah Hunsinger, Office, seit 2019
Jarmila Krakovska, Patentinhaberin, Service, seit 2017
Eric Floreani, Servicemitarbeiter, seit 2018
Maria Harmanova, Servicemitarbeiterin, seit 2017
Sévérine Walch, Köchin, seit 2017
Lukas Horvath, Buffetmitarbeiter, seit 2017
Mazlame Salija, Lingeriemitarbeiterin, seit 2003

Isabelle Bouarasse-Segesser, Restaurant Schnabel, Basel

Isabelle Bouarasse-Segesser: «Für unsere Betriebskalkulation ist es essentiell, dass wir wissen, wieviel wir wann bekommen.» restaurant-schnabel.ch


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