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21.01.2013

Aufschwung des Basler Tourismus verliert an Dynamik

Wachstumsmärkte gleichen Verluste in der Euro-Zone aus

Der Basler Tourismus hält sich trotz Frankenstärke. Nachdem im Vorjahr ein Höchstwert registriert worden war, wuchs die Zahl der Hotelübernachtungen um weitere 0.2 Prozent. Das starke Geschäftssegment, das weniger sensibel auf die Währungsturbulenzen reagiert, leistete dabei einen wesentlichen Beitrag. Zudem profitierte Basel neben einer wachsenden Binnennachfrage auch von diversifizierten Marketingaktivitäten in Wachstumsmärkten. Die Zimmerauslastung sank um 0.7 Prozentpunkte.

Im Jahr 2012 wurden in den Basler Hotels 1'081'907 Übernachtungen verzeichnet, 2604 oder 0.2% mehr als ein Jahr zuvor. Dieses Ergebnis überrascht insofern, als die anhaltende Frankenstärke eine Reise nach Basel deutlich verteuert hat. Trotzdem konnte der Basler Tourismus zum siebten Mal in Folge einen neuen Höchstwert verzeichnen.

Der erneute Anstieg kam nur dank Inlandgästen zustande. Die Nachfrage aus dem Ausland verzeichnete eine Abnahme um 4329 (-0.6%) auf 768'496 Logiernächte. Die Binnennachfrage hingegen erfuhr einen Zuwachs um 6933 (+2.3%). Der hohe Wert von 2009 (Van Gogh-Ausstellung) wurde nicht erreicht. Dennoch handelt es sich bei den von Inlandgästen gebuchten 313'411 Logiernächten um die zweithöchste je von dieser Gästekategorie verzeichnete Übernachtungszahl.

Hohe Verluste in der Euro-Zone

Die Herkunftsstruktur der Touristen zeigt ein international breit gestreutes Besucherfeld. Augenfällig ist dabei die Bedeutung der europäischen Gäste (ohne Binnentourismus) mit einem Marktanteil von 48%. Die europäische Kundschaft buchte insgesamt 520'766 Logiernächte, 16'029 resp. 3% weniger als ein Jahr zuvor. Noch deutlich schlechter sieht es in der Eurozone aus. Im Vorjahresvergleich nahm deren Übernachtungszahl um 4.9% ab, was unter anderem Ausdruck der Euro-Schwäche sein dürfte.

Die Entwicklung der Logiernächte von Gästen aus Europa verlief 2012 sehr heterogen, da es innerhalb des europäischen Marktes grosse Unterschiede gab. Die Nachfrage der osteuropäischen Länder ausserhalb der Eurozone legte gegenüber 2011 um 9.4% zu. Dadurch wurde der Buchungsrückgang aus dem Euroraum zwar nicht ganz ausgeglichen, der Nachfrageschwund aus dem europäischen Markt wurde aber dank dieser Gästegruppe um einiges verringert.

Die stärkste absolute Nachfragesteigerung verzeichnete die Gäste aus Frankreich (+3415 resp. 7.2%). Stärker gefragt als ein Jahr zuvor waren die Basler Hotels auch bei den russischen Touristen. Die von ihnen gebuchte Übernachtungszahl lag um 2542 resp. 24.7% über dem Vorjahresstand. Auch die Anzahl Übernachtungen aus Kroatien lag um 1533 Übernachtungen höher, dicht gefolgt von jenen aus Dänemark (+1407).

Am stärksten abgenommen hat die Übernachtungszahl der Gäste aus Deutschland. Insgesamt wurde in dem wichtigsten ausländischen Markt der Basler Hotellerie mit einem Marktanteil von gut 16% (zwei Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor) ein Rückgang der Logiernächte um 17'124 (-8.8%) auf 178 209 verzeichnet. Das zeigt deutlich den Währungseffekt, unter dem auch Basel seit längerer Zeit zu leiden hat. Aus demselben Grund ging die Übernachtungszahl der Gäste aus dem übrigen Euroraum stark zurück, allen voran Spanien (-2354, -9.8%), den Niederlanden (-2209, -7.5%) und Griechenland (-1662, -33.7%). Auch die Nachfrage aus Grossbritannien ging gegenüber dem Vorjahr um 2570 Logiernächte (-3.1%) zurück.

Fernmärkte auf Wachstumskurs

Der insgesamt moderate Zuwachs um 0.2% basiert neben den steigenden Besucherzahlen aus der Schweiz zum grössten Teil auf der anziehenden Nachfrage aus den aussereuropäischen Märkten. Bei den aussereuropäischen Gästen verzeichneten die Vereinigten Arabischen Emirate die grösste Wachstumsrate (+3320 Logiernächte, +106.1%). Auch die Nachfrage aus den USA war dynamisch und erreichte das beste Ergebnis aller Zeiten. Die 110'196 von US-Amerikanern gebuchten Übernachtungen bedeuten einem Anstieg um 2283 resp. 2.1%.

Ein grosser Wachstumsimpuls ging 2012 von Asien aus. Die Nächtigungszahl von 82'249 stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8581 resp. 11.6%. Deren Marktanteil nahm um 0.8 Prozentpunkte zu. Das stärkste absolute Wachstum aus dieser Weltregion wurde bei den Gästen aus den Golf-Staaten (+4745 Logiernächte, +57.9%), dicht gefolgt von Indien (+2123, +16.8%) registriert. Die Besucherzahlen dieser Länder weisen in den letzten Jahren eine steigende Tendenz auf. Es sieht danach aus, als könnten sich hier wichtige Zukunftsmärkte für den Basler Tourismus ergeben.

Weiter zugenommen hat die Logiernächtezahl aus Japan (+584, +5.0%), Singapur (+401, +9.8%) und der Volksrepublik China (+390, +3.3%).

Angebot verändert sich

Die Angebotsstruktur hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre stark verändert. Die steigende Nachfrage der letzten Jahre führte dazu, dass die Basler Hotellerie mit einer Ausweitung der Kapazität reagierte. 2012 standen den Gästen durchschnittlich 65 Hotelbetriebe mit 3794 Zimmern (+12 gegenüber 2011) und 6478 Gastbetten (+64) zur Verfügung.

Dank des vergrösserten Angebots kann nun während saisonaler Spitzen (z.B. Messen) die zusätzliche Nachfrage besser von den lokalen Hotelbetrieben aufgefangen werden, so dass Gäste weniger oft in die nähere und weitere Umgebung ausweichen müssen.

Aus der Auslastung der Hotelzimmer ergibt sich die betriebswirtschaftlich wichtige Grösse des Nutzungsgrades der vorhandenen Kapazitäten. Im Mittel des Jahres 2012 betrug die Zimmerbelegung 60.1%. Dieser Wert ist gegenüber 2011 um 0.7 Prozentpunkte zurückgegangen.

Die Quote variiert aber erheblich von Werktagen zu Wochenenden. An Werktagen liegt die Zimmerbelegung vor allem wegen des Geschäftstourismus, dem Eckpfeiler der Basler Tourismuswirtschaft, deutlich über dem Mittelwert. Im Wochen- und Jahresverlauf ist sie grossen Schwankungen unterworfen. Die Wochenendzahlen sind trotz des attraktiven kulturellen Angebots nach wie vor tiefer.

Basel profiliert sich neben seiner Bedeutung als wichtiger Geschäfts- und Messestandort auch als Kultur- und Architekturstadt. Dies hat über einen Zeitraum von zehn Jahren eine spürbare Zunahme der Freizeittouristen generiert. 2012 präsentierte sich aber ein anderes Bild: Während 2012 die Belegung an den Werktagen 0.6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert lag, nahm sie an den Wochenenden um 1.1 Prozentpunkte ab. Dies erstaunt nicht, da gerade diese Sparte von den Währungsturbulenzen am stärksten betroffen sein dürfte.

Trotz des grossen kulturellen Angebots mit vielen Kunstausstellungen stand 2012 kein Event in der Grössenordnung einer Van Gogh-Ausstellung an, welcher vor drei Jahren viele Kunstliebhaber nach Basel lockte.

Hohe Nachfrageschwankungen im Jahresverlauf führen zu einer zeitweise geringeren Nutzung der vorhandenen Kapazitäten. Aufgeschlüsselt nach Monaten war die Zimmerauslastung im Juni dank der Art mit 70.6% am höchsten. Während der Ausstellung wurden Spitzenauslastungen bis zu 97.1% erreicht.

Der zweithöchste monatliche Wert wurde im März mit 69.5% verzeichnet (während der Baselworld bis zu 97.9%). Nicht einmal der Einsatz von zehn "schwimmenden Hotels", die 5660 zusätzliche Logiernächte ermöglichten, konnte verhindern, dass Gäste bis nach Zürich, Luzern oder in das benachbarte Ausland ausweichen mussten.

Am tiefsten lag die Auslastung mit 50.0% im Dezember, gefolgt vom August mit 50.4%.

Strukturwandel der Besucher oder Sparkurs infolge hohen Frankens?

Die Auswertung der Übernachtungen nach Hotelkategorie zeigt deutlich, dass eine Verlagerung hin zum tieferen Preissegment stattfindet. Während inländische Gäste überwiegend – wie bereits in den letzten zehn Jahren – den Basler Dreistern-Hotels treu blieben, bevorzugten die ausländischen Gäste das vierte Jahr in Folge ebenfalls die Dreistern-Hotels.

Einsparungen von Übernachtungskosten auch im Geschäftstourismus dürften dafür mitverantwortlich sein: Bis 2004 wurden hier vor allem Fünfstern-Hotels gebucht, seit der Ankunft der Billigflieger am EuroAirport im Herbst 2004 wurden von den ausländischen Gästen die Vierstern-Hotels bevorzugt, ab 2009 dann mehrheitlich die Dreistern-Häuser. Die Übernachtungen in den Fünf- und Vierstern-Hotels gingen um 0.1 resp. 1.3 Prozentpunkte zurück.

Bei der Wahl der Hotelkategorien liegen grosse Unterschiede vor: 16.9% der Gäste aus dem Ausland vertrauen auf die Annehmlichkeiten eines Fünfstern-Hotels. 2000 waren es gar 40.6%. Urlauber aus Katar legen besonders Wert auf Luxus. Der grösste Anteil davon (87.8%) zog die Fünfstern-Hotels vor.

63.4% der Gäste aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und 38.6% der US-Amerikaner entschieden sich 2012 für Fünfstern-Häuser und zählten damit ebenfalls zu den führenden Nutzern des Luxussegments. Der Grossteil der Gäste aus Bahrain (56,3%) stieg in Vierstern-Häusern ab. Diese Hotels wurden auch von 50.5% der Ägypter bevorzugt.

Die Schweizer Gäste wählten für ihren Aufenthalt überwiegend das mittlere Segment. Der Anteil von ihnen, die in einem Luxushotel nächtigten, lag bei 7.1%. Die Mehrheit von ihnen (43.3%), genauso wie die der Deutschen (46.3%) bevorzugte ein Dreistern-Haus. Dafür haben sich auch die meisten Gäste aus Grossbritannien (37.3%), Frankreich (43.3%), Italien (46.2%), den Niederlanden (46.4%), Spanien (34.2%), Belgien (39.2%) und Österreich (48.9%) entschieden.

Kurze Verweildauer

Eine weitere wichtige Grösse für den Tourismus ist die Aufenthaltsdauer der Gäste. Sie lässt Rückschlüsse auf die spezifische Nachfragestruktur unterschiedlicher Touristengruppen zu. Im Jahr 2012 zeigte sich wiederum der Trend zu kurzfristigen Besuchen. Die Aufenthaltsdauer blieb mit durchschnittlich 1.95 Tagen (Vorjahr 1.94) praktisch konstant.

Der Trend zur kürzeren Aufenthaltsdauer ist einerseits Ausdruck des typischen Städtetourismus mit einer Aufenthaltsdauer von zwei Tagen, der zunehmend auch in Basel anzutreffen ist. Andererseits wird aber deutlich, dass bei den Geschäftsreisenden die Aufenthaltsdauer ebenfalls zurückgeht.

Von den Besuchern aus den wichtigen Märkten blieben Gäste aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (5.63 Tage), Kroatien (5.51) und Katar (4.86) am längsten im gleichen Hotel. Die kürzeste Verweildauer wiesen die Gäste aus Luxemburg (1.53) und Frankreich (1.56) auf.

Saisonale Verteilung der Übernachtungen

Die Auswertung des saisonalen Übernachtungsaufkommens zeigt, dass die Nachfragespitze mit 104'718 Übernachtungen im Juni erreicht wurde. Dies ist insbesondere auf die Art zurückzuführen. Des Weiteren fällt die Konzentration der Nachfrage im Monat März mit 101'747 Übernachtungen auf, welche der Baselworld zuzuschreiben ist. Diese zwei Monate spiegeln die charakteristische Nachfragestruktur des Geschäftsreiseaufkommens wider. Der Tiefststand wurde im Dezember mit 77'570 Übernachtungen registriert.

Bessere Verkehrsverbindungen

Basel Tourismus nennt als Gründe für das insgesamt knapp positive Ergebnis unter anderem neue Flugverbindungen nach Basel (z.B. aus der Türkei), Aktivitäten im Austausch mit Moskau (z.B. Culturescapes) sowie die schnellere TGV-Verbindung zwischen Paris und Basel.

Interne Zahlen der Tourismusorganisation widerspiegeln die Tendenzen der offiziellen Logiernächtestatistik. Die Anzahl Teilnehmer an Stadtführungen ging aufgrund weniger Gäste aus dem Euroraum im 2012 zurück. Dank Grossaufträgen im Zusammenhang mit Flusskreuzfahrten auf dem Rhein konnte jedoch der Umsatz gehalten werden. Ein ähnliches Bild zeigt die Website basel.com auf: Die Anzahl Besucher ging aufgrund des Relaunches leicht zurück, dank der neuen Buchungsplattform konnte indes ein Wachstum bei den Online-Reservierungen von 51% verzeichnet werden.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Entwicklung der touristischen Nachfrage verlief 2012 positiv. Der baselstädtische Tourismus wuchs ungeachtet der Euro-Krise und der Abschwächung der Weltkonjunktur, wenn auch nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Der stabile Geschäftstourismus, der weniger sensibel auf die Währungsentwicklung reagiert, leistete dabei einen wesentlichen Beitrag.

Trotz Marktanteilsverlusten bleibt Europa weiterhin der wichtigste Markt für den Basler Tourismus. Die Gefahr einer weiteren Ausweitung der Euro-Krise scheint zwar aktuell etwas geringer, eine nachhaltige Entspannung des Wechselkursverhältnisses ist aber nicht so bald zu erwarten. Sollte der Franken im Jahr 2013 stark bleiben oder gar noch stärker werden, würde die Nachfrage aus Europa vermutlich weiter zurückgehen.

Andererseits profitiert Basel neben einer stabilen Binnennachfrage zunehmend von den diversifizierten Marketingaktivitäten in den Wachstumsmärkten USA, Indien, Golf-Staaten und Russland, die zwar den Verlust aus dem Euroraum noch nicht kompensieren, aber doch vermindern könnten.


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