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16.11.2009
Woher kommen unsere Gäste?
Der Stadtnutzer ist ein unbekanntes Wesen
Die Herkunft der Hotelgäste wird in Basel recht genau erfasst. Über Touristen, die bei Freunden und Bekannten wohnen, ist hingegen fast nichts bekannt. Sehr wenig wissen wir auch über Tagestouristen und die nicht-touristischen Stadtnutzer aus der Agglomeration. Es erstaunt, dass wir so wenig über die Bedeutung, die Besuchsmotive, das Verhalten und die Bedürfnisse der auswärtigen Gäste wissen. Wie können wir unser "Produkt" gestalten, wenn wir nicht wissen, wer es wie und aus welchen Gründen nutzt. Und warum potentielle Nutzer es nicht (öfters) nutzen?
Stadtnutzer sind zuerst einmal die Bewohner: Menschen, die aus den verschiedensten Gründen in der Stadt wohnen, sei es wegen der Nähe zum Arbeitsplatz, wegen des Bildungsangebots, der kulturellen Vielfalt, des breiten Unterhaltungsangebots oder Nähe zu einem breiten Waren- und Dienstleistungsangebot.
Die zweite Gruppe von Stadtnutzern kommt aus der näheren Umgebung – zum Beispiel aus Binningen, Lörrach oder Möhlin. Die Stadt ist Bildungsort, Einkaufszentrum, Arbeitsplatz, Kultur-, Unterhaltungs- und Einkaufzentrum (meist eine Mischung aus all dem). Auch diese zweite Gruppe schätzt und nutzt die gleiche Vielfalt wie die Stadtbewohner.
Die dritte Gruppe schliesslich sind die "Touristen": Geschäftsleute, Messe- und Kongressbesucher, Kulturreisende oder Besucher bei Verwandten. Neben den so genannten Übernachtungstouristen, die in Hotels, Pensionen oder bei Bekannten eine Nacht oder mehr verbringen, gibt es noch die so genannten Tagestouristen. Das sind Personen, deren gewohnte Umgebung nicht Basel ist, die die Stadt aber zu Freizeit- oder Geschäftszwecken besuchen, ohne hier zu übernachten.
Nutzer sind auch "Bringer"!
All diese Gruppen nutzen die Stadt. Als Nutzer sind sie aber zugleich auch "Bringer". Ob durch Theater- oder Kinoeintritte, ob durch Ausgaben beim Shopping oder Essen, ob – wie bei den Pendlern – durch Arbeitsleistung: Die Auswärtigen bringen der Stadt viel.
Leider gibt es so gut wie keine gesicherten Detailinformationen über die auswärtigen Tagesgäste. Einige der von uns befragten Wirte und Detailhändler gehen für die Grossbasler Innenstadt von einem Anteil der Auswärtigen von 70 Prozent aus.
Wenn das nur annähernd stimmt, können wir uns vorstellen, wie unsere Stadt ohne diese Kundschaft aussehen würde. Wie viele Elefanten hätten wir im Zolli? Wie viele Vorstellungen würden im Theater gespielt? Die Auswärtigen tragen somit nicht nur zur Vielfalt unserer Stadt bei – sie schaffen auch noch Arbeitsplätze. Unsere Stadt lebt nicht nur aus sich selbst. Sie lebt von und mit dem Umfeld!
Eine Analyse des Tourismus in Freiburg in Breisgau geht davon aus, dass die Stadt pro Jahr 12 Millionen Tagestouristen verzeichnet. Besucher aus der näheren Umgebung sind hier nicht eingerechnet. Die Tagestouristen bleiben im Durchschnitt sechs Stunden in der Stadt.
In Basel kennen wir noch nicht einmal die Anzahl der Tagestouristen geschweige denn die Anzahl, das Nutzungsverhalten und die Bedürfnisse aller "nicht-baslerischen" Besucher. Über den ganz normalen Wochentag in Basel wissen wir noch weniger als über Highlights wie Tutanchamun, Weihnachtsmarkt oder die Art. Das ist ein unhaltbarer Zustand!
Warum kommen die auswärtigen Besucher nach Basel? Woher kommen sie? Wie gelangen sie hierher? Welche Angebote nutzen sie? Wie viel Geld geben sie hier aus? Was wünschen sie? Was schätzen sie? Niemand weiss Genaues. Es gibt viele offene Fragen.
Versuch einer Schätzung
Von der Van Gogh-Ausstellung ist bekannt, dass 30 Prozent der Besucher aus Deutschland, 9 Prozent aus Frankreich und 7 Prozent aus dem übrigen Ausland kamen. Wie sich allerdings die 54 Prozent Schweizer aufteilen, wurde seltsamerweise nicht erhoben. Es wäre interessant zu wissen, wie viele Besucher beispielsweise aus Zürich, der Innerschweiz oder Bern nach Basel kamen, um die Ausstellung im Kunstmuseum zu sehen. Und wie sie anreisten, was sie sonst noch in Basel getan haben und ob sie mit der Aufenthalts- und Servicequalität in der Stadt zufrieden waren.
Das Antikenmuseum führt seit diesem Sommer eine standardisierte Besucherbefragung durch, die unter anderem Auskunft über die Herkunft der Gäste gibt. Erste, nicht repäsentative Auswertungen zeigen, dass etwa die Hälfte der Museumsbesucher aus der Schweiz kommt, etwa ein Drittel aus Deutschland (zu einem grossen Teil aus Baden-Württemberg) und weniger als 10 Prozent aus Frankreich. Die Menge der erhobenen Daten reicht noch nicht aus, genauere Aussagen zu machen. Es zeigt sich aber, dass Besucher aus Basel-Stadt selbst innerhalb der Gruppe der Schweizer nur eine Minderheit ausmachen.
Bei bedeutsamen Sonderausstellungen dürfte der Anteil der auswärtigen Besucher bei mindestens 80 Prozent liegen. Das bestätigen auch aktuelle Zahlen der Fondation Beyeler: Laut Direktor Sam Keller stammten bei der Giacometti-Ausstellung nur 10.1 Prozent der Besucher aus dem Kanton Basel-Stadt.
Auch im Theater Basel gibt es keine repräsentativen Zahlen. Man schätzt, dass ungefähr die Hälfte der Besucher aus Basel-Stadt stammt. Von den auswärtigen Besuchern stammen die meisten aus dem Kanton Basel-Land.
Im Zolli weiss man nicht so recht, woher die Besucher kommen. Immerhin ist bekannt, dass ungefähr 25 Prozent der jährlich rund 1.7 Millionen Gäste aus dem benachbarten Ausland kommen. Die Frage, wie viele Zoobesucher insgesamt von ausserhalb der Stadt stammen, bleibt unbeantwortet.
Im Stücki Shopping stammt laut Center Manager Jan Tanner ein Viertel der Kunden aus Deutschland und ein Zehntel aus Frankreich. Etwa 65 Prozent stammen aus der Schweiz. Genauere Angaben zur Kundenstruktur seien im Moment noch nicht möglich.
Guido Schmidt vom Grand Café Huguenin schätzt, dass 70 Prozent seiner Gäste von ausserhalb kommen. Er stützt seine Schätzung auf eine Gästebefragung, die er vor ein paar Jahren durchgeführt hat.
Franz Amann, Geschäftsführer des MBT Shop an der Centralbahnstrasse, weiss aufgrund der Kundenkartei, dass 71.2% der Träger seiner Wohlfühlschuhe nicht aus Basel sind.
Nicht nur im Zentrum ist der Anteil der auswärtigen Besucher sehr hoch. Sonja Hohgraefe vom Restaurant Blinde Kuh im Gundeli führt regelmässig Gästebefragungen durch. Diese zeigen, dass 30 bis 40 Prozent aus den beiden Basel kommen, etwa zwei Drittel davon aus dem Baselbiet. Rund 40 bis 50 Prozent der Gäste stammen aus anderen Kantonen der Schweiz, 10 bis 15 Prozent aus Deutschland und Frankreich. Der Anteil des übrigen Auslands liegt bei etwa einem Prozent.
Selbst im Schützenmattpark, weit ausserhalb des Stadtzentrums, stammen rund 15 Prozent der Besucher nicht aus Basel selbst. Das schätzt Claudia Fischer De Feo vom Parkrestaurant Pavillon.
Ohne auswärtige Besucher würde sich das tolle und vielseitige Angebot an Kultur, Gastronomie und Geschäften in der Stadt um mehr als die Hälfte reduzieren. Es gilt deshalb, endlich auch die Bedürfnisse der auswärtigen Nutzer in die Überlegungen zur Innenstadtaufwertung einzubeziehen!
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