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06.12.2013

"Die Schraube wird angezogen"

Marc Blickenstorfer gibt der Schweizer Clubszene ein Gesicht

Der Zürcher Gastronomieunternehmer Marc Blickenstorfer spricht über politische Herausforderungen, Koexistenzen und die Zukunft des Clubwesens.

Marc Blickenstorfer ist Rechtsanwalt, Gründungsmitglied der im November 2011 ins Leben gerufenen Bar & Club Kommission Zürich (BCK) sowie Präsident der Fachgruppe Schweizer Bar und Club Kommission (SBCK). Der Macher ist an 12 Betrieben beteiligt und hat letzte Woche gemeinsam mit seinen Partnern für "Frau Gerolds Garten" den "Best of Swiss Gastro ¬Master Award 2014" gewonnen.

Wie steht es um die Zürcher Clubszene?

Marc Blickenstorfer: In den letzten zehn Jahren hat die Dichte an Clubs enorm zugenommen. Auf der einen Seite ist das erfreulich, weil es zeigt, dass Zürich ein gutes Pflaster für den Ausgang ist. Auf der anderen Seite hat die wachsende Konkurrenz dazu geführt, dass jeder sehr hart arbeiten muss, um etwas zu erreichen.

Mit welchen Herausforderungen hat die Bar- und Clubszene zu kämpfen?

Die grösste Herausforderung ist, die Zufriedenheit der Anwohner aufrecht zu erhalten. Hier müssen Mittel und Wege gefunden werden, um eine langfristige Koexistenz zu sichern. Eine weitere Herausforderung ist der Umgang mit den Behörden. Der ist bei der BCK gut. Unter anderem, weil wir sie hinter die Kulissen blicken lassen und als Kulturschaffende dadurch ein Gesicht erhalten. Herausfordernd bleibt zudem die hohe Eintrittshürde, bedingt durch Auflagen. Diese sind in unserer Branche teils unerträglich und die Schraube wird immer mehr angezogen.

Problematisch ist ja auch, dass die Auflagen und Gesetze kantonal immer ein wenig anders sind...

Das finde ich grundsätzlich nicht falsch. Ich finde es nur schwierig, wenn kantonale Gesetze in den einzelnen Gemeinden unterschiedlich angewendet werden. Das heisst, sobald ich einen Fuss über die Grenze der Stadt Zürich setze, werden die gleichen Bestimmungen auf einmal anders angewendet. Das führt dann zu einer Ungleichbehandlung. Dieses Problem werden wir aber nie vollständig beseitigen können.

Lohnt sich das Clubgeschäft denn noch mit den stetig steigenden Kosten?

Es ist heute sicher noch möglich, einen Club rentabel zu führen. Aber es ist eine Illusion zu glauben, es sei ein einfaches Business, mit dem man so nebenbei ein paar Millionen verdient. Für eine anständige Rendite muss man nach wie vor viel arbeiten.

Die Gründung der BCK hat national einen Stein ins Rollen gebracht...

Stimmt. In Bern ist die Bar und Club Kommission Bern (BuCK) entstanden. Weiter gibt es Bemühungen in St. Gallen und Luzern, in naher Zukunft eine Kommission zu gründen.

Wie sieht die nationale Zusammenarbeit zwischen den Clubs aus?

Der persönliche Kontakt ist uns sehr wichtig, deshalb besuchen wir uns regelmässig. Als wir in Zürich einen "Tag der offenen Clubtüre" hatten, da sind die Berner vorbeigekommen, haben sich das Ganze angesehen, und kurz darauf einen eigenen "Tag der offenen Türe" durchgeführt.

Apropos Bern. Dort bekämpfen die Clubs aktiv das Littering-Problem...

Der Vorstoss der BCK proaktiv dieses Problem anzugehen, ist einzigartig in der Schweiz. Ich glaube, dass es solche Vorstösse braucht, um den Behörden aufzuzeigen, dass nicht alle negativen Nebenerscheinungen von den Clubs stammen, und sie deshalb nicht alles zu überreglementieren brauchen.

Seit kurzem existiert zudem die Fachgruppe Schweizerische Bar und Club Kommission. Wie kam es dazu?

Nach der Gründung der BCK ist GastroSuisse auf uns zugekommen und hat Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Wir waren sofort einverstanden, weil wir die Möglichkeit für Synergien sahen. Auf der einen Seite bekommen wir vermehrt die Bemühungen seitens GastroSuisse für das Gewerbe mit. Auf der anderen Seite ist es sicher auch für GastroSuisse interessant, durch uns eine Verjüngung zu erfahren.

Wir dürfen nicht vergessen, das klassische Beizenwesen hat sich verändert. Früher waren es vor allem Familienbetriebe, heute gibt es immer mehr Kooperationen, sprich junge Leute, die zusammen einen Betrieb eröffnen und dort ihre Kompetenzen bündeln. Deshalb ist es gut, dass diese Generation auch eine Stimme bekommt.

Mit welchen Themen beschäftigen sich die BCK und die SBCK?

Beim BCK setzen wir uns intensiv mit dem Sicherheits-Konkordat auseinander. Beim SBCK sind wir vor allem daran, im Bereich Lärmschutz mehr Rechtssicherheit zu bekommen.

Wie steht die BCK zum L-GAV?

Es ist in Ordnung, faire Löhne zu bezahlen, aber es ist auch wichtig, dass die Bedürfnisse der Unternehmer berücksichtigt werden. Politisch ist mir viel wichtiger, dass wir auch weiterhin ausreichend ausländische Arbeitskräfte beschäftigen dürfen – gerade mit Blick auf die laufende Initiative ‹Gegen Masseneinwanderung›. Wenn wir eines Tages nur noch beschränkt ausländischen Arbeitskräfte beschäftigen dürften, sehe ich schwarz für die Gastronomie.

Wo sehen Sie die Bar und Club Kommission in zehn Jahren?

Ich hoffe, dass wir als Institution weiter wachsen und dass auch unser politischer Einfluss zunimmt. Wir möchten ausserdem das gegenseitige Verständnis zwischen Anwohnern, Behörden und Clubbetreibern weiter fördern. Und zuletzt wünsche ich mir, dass das Thema "gegenseitige Rücksichtnahme" auch in der Erziehung wieder stärker berücksichtigt wird.

Letztlich ein Appell an die ¬Eltern?

Ja, natürlich. Wenn die Jungen sich draussen verprügeln, dann werden wir oft dafür verantwortlich gemacht. Aber es ist nicht etwas, das wir korrigieren können, das wurde bereits vorher vermurkst.

Interview: Christine Bachmann / GastroJournal

Marc Blickenstorfer: "Die grösste Herausforderung ist es, die Zufriedenheit der Anwohner aufrecht zu erhalten." Bild: Christine Bachmann


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