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10.04.2013

Eine kleine Geschichte aus "meinem Weinkeller"

Kolumne von Helene Bellwald

Helene Bellwald

Helene Bellwald

Insider schmunzeln, "mein Weinkeller". Ich trinke eben lieber ein Bierchen als ein Glas Wein. Nachdem ich den Weinkeller mitsamt Restaurant und Hotel meiner Tochter übergeben habe, beschränkt sich "mein Weinkeller" auf ein Regal von zirka ein Meter 50 Länge.

Darauf stapelt sich drei lagig ein Sammelsurium von Weinflaschen. Geschenke von Stammkunden aus unserer Zeit als Gastgeber, Degustationsflaschen von Weinverkäufern und einzelne Restbestände aus unseren Weinkarten der vergangenen 30 Jahre.

Bei der Suche nach einer bestimmten Flasche entdeckte ich sie wieder, die vergessenen drei Flaschen Château Lafite Rothschild Jahrgang 1979, der Jahrgang meines Sohnes. "Oh", dachte ich, "sie sind das passende Geschenk für seinen baldigen 33. Geburtstag".

Ich habe es mir lange überlegt. Soll ich die Geschichte erzählen, soll ich sie verdrängen oder einfach vergessen? Ich weiss noch nicht einmal, ob sie mir wehtun oder ob sie mich kalt lassen, die drei Flaschen Château Lafite Rothschild, oder zumindest zwei davon.

Nun ist es soweit, der Jahrestag, wie mein Sohn seinen Geburtstag zu benamsen pflegt. Mein Geschenk wird ihn überraschen. Er schätzt ein gutes Gläschen Wein und Château Lafite Rothschild ist ja nicht von schlechten Eltern.

Auf der Suche nach einer geeigneten Verpackung entwendete ich im Keller einen schönen, auf den ersten Blick vertrauenswürdigen Weinkarton mit Handgriff für die drei Flaschen. In der Praxis aber erwies er sich als fatalen Fehlgriff. Schönheit ist eben nicht alles und auch jeder Wert ist nur relativ.

Kaum befand ich mich auf dem Weg zu seiner Einladung, begann die Schwerkraft am Weinkarton zu wirken. Der Boden riss und die Flaschen purzelten auf das Trottoir. Ich traute meinen Augen nicht! Neben mir lag ein Scherbenhaufen, umspült von Château Lafite Rothschild, der sich zu einem Bächlein Richtung Strassenrand formte.

Erstarrt versuchte ich, dieses Bild in mich aufzunehmen und die Situation zu begreifen. Aber es änderte sich nichts. Ob Pinot, Weinessig oder Château Lafite Rothschild Jahrgang 1979, es floss unaufhaltbar über das Trottoir dem Strassenrand entgegen. Nicht einmal die Scherben sahen kostbarer aus.

Nach dem Versuch, mich so gefühllos wie möglich zu verhalten, stellte ich erleichtert fest, dass sich eine Flasche im Karton halten konnte. Vorsichtig lagerte ich sie in meine Handtasche um, räumte die Scherben zusammen und setzte meinen Weg fort mit der Frage, wie sag ich"s meinem Kinde.

Ich selber tröstete mich mit dem Gedanken der irdischen Vergänglichkeit, wie schnell doch Werte zerrinnen und sich in Nichts auflösen können. Einmal mehr lobte ich mir mein gewöhnliches Bierchen. Natürlich freute sich mein Sohn auch über die eine Flasche. Entgegen meiner Warnung aber informierte er sich sofort im Internet über den Handelspreis einer Flasche Château Lafite Rothschild Jahrgang 1979.

Ich hätte ihn nicht wissen wollen, es hätte das Vergessen oder Verdrängen einfacher gemacht. 695 Euro für eine Flasche, mal zwei gibt 1390 Euro. So viel ist der dunkle Fleck auf dem Trottoir wert. Immerhin, weder der erste noch der zweite Herbstregen vermochte ihn weg zu putzen.

Die Autorin Helene Bellwald ist Inhaberin des Beratungsunternehmens hotelcoaching hb.

Dossier: Wein
Permanenter Link: https://www.baizer.ch/aktuell?rID=4050


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