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21.04.2016

Enorme Schwierigkeiten bei der Beschaffung im Ausland

Jungunternehmer importieren Markenartikel

Luca Steffen und Jascha Rudolphi haben sich auf den Import von Markenartikeln spezialisiert. Über ihre Firma Emix Trading GmbH arbeiten sie mit Handelspartnern in zahlreichen Ländern zusammen. Kunden sind vor allem Gross- und Einzelhändler in der Schweiz. Die beiden Jungunternehmer äussern sich zu den Chancen und Schwierigkeiten, die sie bei ihrer Tätigkeit antreffen.

Wie würden Sie Ihr Geschäftsmodell beschreiben?

Jascha Rudolphi: Wir übernehmen für unsere Kunden den ganzen Part des Parallelimports. Wir haben beobachtet, dass eigentlich viele Unternehmen in der Schweiz an solchen Beschaffungsmethoden interessiert sind, jedoch durch die vielen Gesetze und Zollvorgaben überfordert sind. Wir bringen ein breites Netzwerk an zuverlässigen Handelspartnern im Ausland mit uns. Unsere Kunden nennen uns lediglich ihr Wunschprodukt und müssen sich anschliessend nicht mehr um den Import kümmern.

Geben Ihre Kunden die Preisvorteile auch an die Endverbraucher weiter?

Rudolphi: Wir wissen oft nicht genau, wie unsere Waren weiterverkauft werden. Da die Lieferungen aber meist dazu dienen, Aktionen zu bestücken, gehen wir davon aus, dass die Konsumenten stark profitieren. Unsere Kunden können Einsparungen natürlich auch dazu verwenden, ihre Marge zu verbessern, um beispielsweise eher in der Lage zu sein, Investitionen zu tätigen. Oder um Preiserhöhungen zu vermeiden, die aufgrund gestiegener Betriebskosten nötig wären. Auch so profitieren die Endverbraucher!

Erhalten Sie im Ausland so gute Einkaufskonditionen wie ein dort ansässiger Handelsbetrieb in ähnlicher Grösse?

Luca Steffen: Da die Original-Einkaufsbedingungen sich aus vielen Elementen zusammensetzen, ist es schwierig, das zu beurteilen. Aufgrund von groben Preisvergleichen müssen wir davon ausgehen, dass wir oft mehr bezahlen, weil wir Schweizer sind. Da wir zudem meistens nicht direkt über den Hersteller gehen können, sind wir auf Zwischenhändler angewiesen, deren Gewinn wir mitfinanzieren. Dennoch lohnt sich ein Import in sehr vielen Fällen.

Wie hoch sind die Preisvorteile, die Sie für Ihre Kunden herausholen?

Steffen: Auch hier haben wir keine präzise Antwort, weil es auf unserer Handelsstufe komplizierte Rabattmodelle gibt. Wäre der Preisvorteil jedoch nicht hoch genug, würden unsere Kunden kaum bei uns kaufen, sondern beim offiziellen Importeur, was abgesehen vom Preis sicher Vorteile hat.

Können Sie das näher ausführen?

Steffen: Da wir auf Graumärkten einkaufen, sind die Verfügbarkeit und die Liefergenauigkeit geringer als bei den offiziellen Vertriebssystemen. Graumärkte entstehen durch Überkapazitäten in den jeweiligen Ländern. Es liegt in der Natur der Sache, dass es nicht immer Angebote gibt. Hier haben wir aber vorgesorgt, da wir in verschiedenen Ländern unsere Partner haben. Würde uns nun in einem Land der Hahn zugedreht, so könnten wir nahtlos weiterliefern, einfach aus einem anderen Land. Das ist uns bisher aber noch nie passiert, da wir auch in den jeweiligen Ländern mehrere Partner haben.

Was ist der Grund, weshalb Gross- und Detailhändler nicht mehr internationale Markenprodukte aus dem Ausland importieren, die dort ja viel billiger wären?

Steffen: Die enormen Schwierigkeiten bei der Beschaffung im Ausland sind sicher ein Grund. Entscheidend ist aber, dass die nötigen Mengen für eine permanente Listung nur schwer zu beschaffen sind. Wenn man sich nicht lange Zeit auf Händlersuche machen kann, reicht es meistens nur für In-Out-Aktionen.

Rudolphi: Hinzu kommt, dass Schweizer Gross- oder Detailhändler oft Dutzende Produkte eines Herstellers führen, vielleicht sogar in verschiedenen Grössen und Ausführungen. Die Hersteller resp. deren Generalimporteure haben Rabattsysteme, die sich am möglichen Gesamtvolumen der einzelnen Kunden ausrichten. Importiert nun ein Schweizer Grossist einzelne Produkte im grossen Umfang am offiziellen Kanal vorbei, so erreicht er die vereinbarten Volumen nicht, wodurch seine Mengenrabatte stark sinken und er alle Produkte teurer einkauft.

Auf welche Schwierigkeiten stossen Sie bei Ihren Importaktivitäten?

Rudolphi: Hindernisse sind für uns nicht unbedingt schlecht, denn sie führen dazu, dass unsere Kunden nicht selber importieren, sondern auf unser Netzwerk und unser Wissen vertrauen. Aus grundsätzlichen Überlegungen heraus sind die Schwierigkeiten, im Ausland in grossen Mengen an Markenartikel heranzukommen, aber schon fragwürdig.

Steffen: Neben den Hindernissen, die Unternehmen errichten, gibt es auch staatliche Hürden, die ärgerlich sind, z.B. bei den Kennzeichnungs- und Verzollungsvorschriften. Ein ständiges Thema sind die Herkunftsbescheinigungen, ohne die wir manche Produkte trotz Freihandelsabkommen nicht zollfrei importieren können. Hersteller, die ihre Waren nicht auf unserem Weg in die Schweiz liefern wollen, stellen einfach keine Bescheinigungen aus, was dazu führt, dass wir Strafzölle bezahlen.

Sie haben sicher mitbekommen, dass die schweizerische Wettbewerbskommission keine Untersuchung gegen Coca-Cola durchführen wird, obwohl es klare Anhaltspunkte für preisliche Diskriminierungen gibt. Was meinen Sie dazu?

Rudolphi: Coca-Cola gelingt es recht gut, seine Absatzkanäle zu kontrollieren – offenbar ohne mit dem Kartellgesetz in Konflikt zu geraten. Ich bin der Meinung, dass man da als Weko genauer hinschauen könnte. Es ist tatsächlich fast unmöglich, im Ausland beim offiziellen Abfüller einzukaufen.

Halten Sie Coca-Cola für marktbeherrschend?

Rudolphi: Ich habe mich nie vertieft mit dem Kartellrecht beschäftigt. Deshalb kenne ich auch die Definition von "marktbeherrschend" nicht. Wenn der Begriff aber bedeutet, dass es eine riesige Abhängigkeit gibt, mit Coca-Cola-Produkten beliefert zu werden, dann beantworte ich die Frage mit Ja.

Sie beschaffen selber Coca-Cola im Ausland. Welches sind Ihre Erfahrungen?

Steffen: Jeder in unserer Branche weiss, dass es keine Direktbelieferungen von Cola-Abfüllern im Ausland gibt. Offenbar hat der Wirteverband Angebote erhalten, nachdem er eingeschrieben dazu aufforderte und die Weko einschaltete. Doch was nützen pro-forma-Angebote, wenn die Behörden anschliessend nicht untersuchen, ob es eine preisliche Diskriminierung gibt?

Rudolphi: Unsere eigenen Erfahrungen bestätigen die Aussagen des Wirteverbands. Vor einem guten Jahr haben wir mehrfach schriftlich beim tschechischen Abfüller nachgefragt, aber nie eine Antwort erhalten. Nachdem wir per Telefon Kontakt zu einem Verkäufer hatten, konnten wir anschliessend nie mehr jemanden erreichen. Wahrscheinlich wurde unsere Telefonnummer gesperrt. In Deutschland haben wir zunächst trotz zahlreicher Anfragen keinen Händler gefunden, der bereit war, Ware zu exportieren. Wir erhielten den Eindruck, als sei die Angst vor dem Abfüller zu gross. Schlussendlich fanden wir dann einen exportwilligen Händler, doch seine Preise waren unseren Kunden bisher zu hoch.

Haben Sie auch in anderen Ländern versucht, Coca-Cola zu beschaffen?

Steffen: Ja, aber auch in Österreich fanden wir zunächst lediglich einen Händler, der seine Ware exportiert. Er wollte anonym bleiben, weil er Angst vor dem Abfüller hat. In Italien haben wir diverse Händler kontaktiert. Fast alle Anfragen blieben unbeantwortet. Ein Händler aus dem Südtirol hat sich telefonisch bei uns gemeldet und erklärt, dass Exporte unmöglich seien, da er momentan mit den Abfüllern Preisverhandlungen führe. Eine seltsame Begründung!

Verlangen Sie von einem Händler, dass er Ihnen die Ware in die Schweiz bringt?

Steffen: Keineswegs. Wir sind bereit, Waren gegen Bar- oder Vorauszahlung mit einem eigenen Spediteur im Ausland abzuholen.

Betreibt Coca-Cola einen unzulässigen Gebietsschutz?

Steffen: Dafür haben wir keine Belege. Eine Art Gentleman's Agreement scheint es jedoch zu geben. Es gibt nämlich unseres Wissens keine Schweizer Kunden, die direkt bei einem ausländischen Abfüller von Coca-Cola beziehen. Und Zwischenhändler zu finden, die gute Preise machen und regelmässig grosse Mengen liefern, ist enorm schwierig – bei gewissen Gebinden unmöglich.


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