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20.05.2017
Höhere Kosten – höhere Preise
Schweizer Detailhandel im internationalen Vergleich
Der Schweizer Detailhandel hat gegenüber seinen Konkurrenten in den Nachbarländern substanzielle Kostennachteile. Gemäss einer neuen BAK-Studie im Auftrag der Swiss Retail Federation lagen die Kosten in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich im Jahr 2015 um durchschnittlich 35 Prozent tiefer als in der Schweiz. Aus Schweizer Sicht bedeutet das einen Kostennachteil von rund 50 Prozent. Das Hauptproblem sind nicht die Löhne, sondern die Unterschiede in der Warenbeschaffung.
Die Studie zeigt, dass in allen wichtigen Aufwandpositionen massive Kostennachteile bestehen. Aufgrund des hohen Anteils an den Gesamtkosten stellen die überdurchschnittlichen Beschaffungskosten den Haupttreiber dar und erklären etwa zwei Drittel des internationalen Kostengefälles. Zwar vergünstigte die Frankenaufwertung auch die Kosten im Detailhandel, doch diese Wirkung zeigt sich im Unterschied zu den Preisen auf der Kostenseite nur partiell und zeitlich verzögert.
Seit der Jahrtausendwende ist das Preisniveau im Schweizer Detailhandel um 8 Prozent gesunken und liegt aktuell auf dem gleichen Stand wie vor rund 25 Jahren. Gleichzeitig haben sich andere Konsumgüter und Detailhandelswaren in den Nachbarländern verteuert. Allerdings haben Wechselkursentwicklungen die Anpassungen der relativen Preise stark überlagert. Die Schweiz ist weiterhin eine Hochpreisinsel, das zeigen zahlreiche Konsumentenpreisvergleiche zwischen der Schweiz und dem Ausland.
Während solche (mehr oder weniger repräsentative) Preisvergleiche in regelmässigen Abständen publiziert werden, sind zu den Differenzen auf der Kostenseite nur wenige fundierte Informationen verfügbar. Diese Informationslücke wird mit der BAK-Studie geschlossen. Die Analyse vergleicht systematisch, wie hoch die Kosten bei den wichtigsten Aufwandspositionen des Schweizer Detailhandels in den vier Nachbarländern Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich ausfallen.
Das Ergebnis zeigt, dass die Detailhändler in den Nachbarländern bei den Warenbeschaffungs-, Vorleistungs- und Arbeitskosten im Durchschnitt einen Kostenvorteil von 35 Prozent haben. Aus der Perspektive des Schweizer Detailhandels heisst das: Die Kosten sind rund 50 Prozent höher als in den vier Nachbarländern. Überdurchschnittlich gross ist der Nachteil gegenüber dem deutschen Einzelhandel.
Eine Untersuchung der Kostentreiber zeigt, dass der Nachteil der Schweiz gegenüber dem Mittel der betrachteten Nachbarländer in allen wichtigen Aufwandkomponenten besteht. Aufgrund des hohen Gewichts der Warenbeschaffung in der Aufwandstruktur des Schweizer Detailhandels ist diesem Faktor die grösste Bedeutung bei der Erklärung der Differenz beizumessen.
Von den 35 Prozent Gesamtdifferenz fallen 21 Prozentpunkte auf die Warenbeschaffung – rund hälftig auf die Beschaffung im Inland und die Beschaffung im Ausland. Weitere 10 Prozentpunkte sind auf die Vorleistungskosten (Mietkosten, Transportkosten, Energiekosten, etc.) zurückzuführen. Zusätzlich tragen höhere Arbeitskosten 4 Prozentpunkte zur gesamten Kostendifferenz bei.
Für die verbleibenden Kostenfaktoren (Abschreibungen, Unternehmensgewinne, Unternehmenssteuern, etc.), die noch rund 8 Prozent des Gesamtaufwands ausmachen, lässt die Datenlage keine fundierte Analyse zu. Eine grobe Schätzung deutet an, dass deren Bedeutung eine untergeordnete Rolle spielt.
Wird zudem die Mehrwertsteuer als zusätzlicher preistreibender Faktor in die Analyse miteinbezogen, sinkt der Vorteil der vier Nachbarländer 31 Prozent. Geringe Nachteile bei den übrigbleibenden Aufwandpositionen werden durch eine vergleichsweise tiefe Mehrwertsteuer in der Schweiz überlagert. Der Vorteil der niedrigeren Mehrwertsteuersätze kommt allerdings im Grenzeinkaufstourismus nicht effektiv zum Tragen, denn bis zu einem Betrag von 300 Franken pro Person sind Einkäufe im Ausland mehrwertsteuerbefreit.
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Dossiers: Detailhandel | Hochpreisinsel
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