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20.07.2003

Gutes Einkommen und Aufstiegschancen

Gastronomie ist besser als ihr Ruf

Der Zürcher Hotelierverein hat das "Lausanne Institute for Hospitality Research" mit einer Lohnvergleichsstudie beauftragt. Hauptziel war es, repräsentative Daten zum verfügbaren Einkommen der Mitarbeitenden in der Schweizer Hotellerie zu erarbeiten. Insgesamt wurden Löhne von 922 Mitarbeitern in 74 Hotels ausgewertet.

Der Zentralwert des standardisierten monatlichen Bruttolohns lag 460 Franken über demjenigen für das Gastgewerbe gemäss amtlicher Lohnstrukturerhebung 2000. Die im Vergleich mit anderen Dienstleistungsbranchen tiefen Löhne in der Hotellerie werden durch Fringe Benefits deutlich aufgewertet, im Durchschnitt um rund 200 Franken. Trinkgelder, Mietkosten- und Verpflegungsersparnisse, Rabatte in Partnerhotels, Reinigung und andere Arbeitgeberleistungen werden in den meisten Studien leider nicht berücksichtigt. Einkommensverbesserungen durch Einsparungen für Kost und Logis sind im Gastgewerbe aber weit verbreitet. Und da vor allem eher bescheiden entlöhnten Mitarbeitende davon profitieren, fallen die relativ grossen Beträge stark ins Gewicht.

Der durchschnittliche Bruttolohn (nach der für die Schweiz typischen Betriebsgrössenstruktur gewichtet) beläuft sich auf 3904 Franken. Die Löhne im Gastgewerbe sind bei genauer Betrachtung also durchaus konkurrenzfähig - zumindest bei den meisten Betriebe. Die Studie stellt happige Unterschiede zwischen den einzelnen Hotels fest. Es ist anzunehmen, dass die Produktivität vielerorts ungenügend ist.

Nicht nur in unserer Branche, sondern überall gilt, dass Frauen weniger als Männer verdienen, Ausländer weniger als Schweizer, jüngere weniger als ältere Mitarbeiter, langjährige mehr als kürzlich eingestellte, besser qualifizierte mehr als schlechter qualifizierte. Die Resultate der "offiziellen" Studien fallen oft negativ aus, weil im Gastgewerbe eben mehr Frauen und Ausländer arbeiten als in anderen Branchen. Auch ist der Anteil an wenig qualifizierten Mitarbeitern fast doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Ferner ist die Betriebszugehörigkeit und das Durchschnittsalter der Angestellten unterdurchschnittlich.

Das Gastgewerbe bietet schnellere Aufstiegschancen für jüngere Berufsleute. So verdienen Mitarbeiter unter 20 in der Hotellerie im Schnitt 120 Franken mehr als die gleichaltrigen Arbeitnehmer in anderen Branchen. In der Hotellerie sind rund 50% der Mitarbeiter unter 30 und verfügen netto über ähnliche Einkommen wie ihre Altersgenossen aus anderen Sektoren.

Die Löhne und vor allem das verfügbare Einkommen der Mitarbeitenden in der Schweizer Hotellerie sind höher als in den Nachbarländern, auch wenn man die Lebenshaltungskosten berücksichtigt. Aus Unternehmersicht hingegen stellen die im internationalen Vergleich sehr hohen Lohnkosten ein Problem dar, welches sie die Konkurrenzfähigkeit gefährden.

Es fragt sich, ob das schlechte Abschneiden der Gastronomie bei Lohnvergleichsstudien nicht auch ein methodologisches Problem darstellt. Kann ein Vergleich von Bruttolöhnen die Situation in unserer Branche adäquat abbilden. Oder sollten Vergleiche nicht eher auf dem für den Mitarbeitenden schlussendlich relevanteren verfügbaren Einkommen basieren? Es ist ein Verdienst des von den Zürcher Hoteliers präsentierten Berichts, solche Fragen aufzuwerfen.


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