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15.06.2011
EHEC und Verbraucherverhalten
Konsumzurückhaltung wegen Verunsicherung
Wenn eine Behörde oder ein Ministerium vor dem Verzehr eines bestimmten Lebensmittels warnt, ist eine Zurückhaltung beim Einkauf normalerweise vorprogrammiert und liegt in der menschlichen Natur. Denn Essen im Allgemeinen ist sehr emotional behaftet und da man darauf nicht verzichten kann, ist das "lieber nicht kaufen"-Gefühl nur zu verständlich.
Geben aber gleich zwei Institutionen und zwei Bundesministerien Warnungen heraus, zu drei als "gesund" eingestuften Lebensmitteln, wird beim Konsumenten aus dem Gefühl der Vorsicht mindestens eine "begründete Sorge". So geschehen in den letzten Wochen beim Stichwort EHEC.
Ob nun die Rede ist von "vorsorgendem Verbraucherschutz" oder "vorschnelle Beschuldigungen": Die Verbraucher haben reagiert. Laut den Zahlen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) ist der Verbrauch von Salat, Tomaten und Salatgurken historisch eingebrochen.
So ist die Anzahl der Haushalte, die Salatgurken kauften um über 70 Prozent eingebrochen. Normalerweise kauft in der Erntezeit Mai/Juni jeder vierte Haushalt Gurken, in diesem Jahr war es nur noch jeder fünfzehnte. Nach AMI gab es aber auch eine Kaufzurückhaltung bei Gemüsearten, vor denen nicht gewarnt wurde.
So verloren Erdbeeren und Radieschen ein gutes Drittel an Käufern. Und obwohl deutsche Erzeuger schon frühzeitig eine Vielzahl an Analysen nachweisen konnten – alle negativ – war offenbar die Verunsicherung der Verbraucher bereits gefestigt. "Im Zweifel gar kein Gemüse" war weit verbreitet.
Unabhängig von den weiteren Entwicklungen bei der Suche nach einer Quelle ist schon jetzt eine Erholung des Gemüsemarktes zu beobachten, aber die Ernährungspsychologen und Kommunikationswissenschaftler werden sicher noch etwas länger mit der Auswertung der EHEC-Krise beschäftigt sein.
Autor: Harald Seitz
Dossiers: Pandemie | Nahrungsmittel
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