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14.10.2014

Genuss mit Geschichte?

Die bayerische Wirtshauskultur im Wandel

Der Dehoga Bayern-Präsident Ulrich N. Brandl, der Bezirksvorsitzende Michael Berghammer und die Landtagsabgeordnete Martina Fehlner zeigen die Bedeutung des Gastgewerbes auf. Die Kernthese: Wo die Wirtschaft stirbt, stirbt der Ort.

"Das Wirtshaus ist eine Institution mit langer Tradition in Bayern. Es ist Teil unserer gelebten bayerischen Kultur. Es ist ein Ort der Begegnung, des Austausches und auch der Unterhaltung, es übernimmt viele wichtige soziale Funktionen", so Ulrich N. Brandl, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Bayern, im Rahmen eines Pressegespräches im unterfränkischen Handthal.

Mit ihm zusammen diskutierten zum Thema "Genuss mit Geschichte? Die Wirtshauskultur in Bayern im Wandel" im Landgasthaus Der Brunnenhof der unterfränkische Bezirksvorsitzende Michael Berghammer, Kreisvorsitzender Edmund Beck, die bayerische Landtagsabgeordnete und tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Martina Fehlner, Theilheims Bürgermeister Hubert Henig sowie Hausherr und Vorzeigegastronom Thomas Sauerbrey.

Doch diese Wirtshaustradition scheint seit vielen Jahren gewaltig an Bedeutung zu verlieren. Laut einer aktuellen Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt haben viele Wirtshäuser auf dem flachen Land in den letzten Jahren ihre Türen geschlossen. "Wo die Wirtschaft stirbt, stirbt der Ort", so die Kernthese.

Entwicklung gibt strukturpolitisch zu denken

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der jüngst vorgelegte Betriebsvergleich des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München (dwif): "Zu massiven Bereinigungen kam es erneut bei Gasthöfen und Schankwirtschaften (...). Da dieser Betriebstyp für die gastronomische Grundversorgung von grosser Bedeutung ist, gibt diese Entwicklung mit Blick auf eine geringere Versorgungsdichte strukturpolitisch zu denken."

"Wir wollen die vielen positive Beispiele unterstützen und hervorheben um anderen Mut zu machen", betonte Brandl. Getreu dem Motto "Wo Wirtshäuser leben können, hat auch der ländliche Raum eine Chance!" erarbeiteten die Teilnehmer Antworten auf Fragen, wie "Kann und soll dagegen etwas unternommen werden?" oder "Wie stemmt man sich gegen den negativen Trend?".

Die Verwendung regionaler Produkte im saisonalen Wechsel, das Erschliessen von zusätzlichen Absatzmärkten durch Catering, die Zusammenarbeit mit Vereinen, die mittägliche Verpflegung von Kindergarten- und Schulkindern oder das konsequente Ausrichten an den Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppe sind dabei nur einige Aspekte, die seitens der Wirte umgesetzt werden können.

"Wirtshäuser sind ein Teil der kulturellen Identität und Lebensart Bayerns. Mit ihrem Verschwinden ginge, gerade auch auf dem Lande, ein Stück liebenswerter Lebensqualität verloren. Deshalb setzen wir uns für eine Stärkung des ländlichen Raums in Bayern ein. Es darf nicht sein, dass nach dem Einzelhändler, der Post und dem Arzt nun auch noch das Wirtshaus aus den Orten verschwindet. Auch für den Tourismusstandort Bayern sind die gemütlich-geselligen bayerischen Wirtshäuser von nicht zu unterschätzender Bedeutung", findet Martina Fehlner, Mitglied des Landtags. Ob Wandertouristen, Tagesausflügler aus den Städten oder Gäste aus dem Ausland: Für sie sei ein authentisches, regionales gastronomisches Angebot oft ausschlaggebend bei der Wahl ihres Zielortes.

Fehlner forderte die Politik auf, die Rahmenbedingungen für den Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur auf den Prüfstand zu stellen: "Hier gibt es die unterschiedlichsten Ansatzpunkte, um Dorfwirtschaften zu unterstützen. Allen voran ist ein einheitlich reduzierter Steuersatz für das gesamte Gastgewerbe Voraussetzung für den Fortbestand der Wirtshaustradition." Zudem dürften immer mehr Auflagen und Dokumentationspflichten nicht dazu führen, dass es immer weniger Betriebe gibt, in denen sie angewendet werden könnten.

Verbandpräsident Brandl meint dazu: "Aller Ideenreichtum und Können der Wirte sind zwar wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Betrieb, ohne faire Wettbewerbsbedingungen kann jedoch auf Dauer kein Konzept wirtschaftlich aufgehen." So schloss er sich in seinem Fazit der Einschätzung der Wissenschaftler des dwif an: "Die Einführung des ermässigten Mehrwertsteuersatzes (...) wäre für Gastronomiebetriebe zumindest genauso notwendig gewesen."

Bayern ist nach wie vor die beliebteste Tourismusdestination Deutschlands. Der Jahresumsatz beträgt über 31 Milliarden Euro, rund 560'000 Menschen verdienen ihr Einkommen im Tourismus. Hotellerie und Gastronomie bilden das Rückgrat der bayerischen Leitökonomie Tourismus. Für rund 354'000 Beschäftigte bietet die Branche im Freistaat Arbeit, das entspricht über 7 Prozent aller Arbeitsplätze Bayerns. Darüber hinaus befindet sich mit 11.500 Auszubildenden nahezu jeder zehnte bayerische Ausbildungsplatz in einem Hotel oder einem Gastronomiebetrieb.

Neben der grossen Bedeutung der Branche als Ausbilder und Arbeitgeber, gibt es eine weitere Besonderheit: Das Gastgewerbe bietet seine Arbeits- und Ausbildungsplätze bis in den letzten, oftmals strukturschwachen Winkel Bayerns hinein an, in Regionen, aus denen sich andere Industrien und Dienstleister längstens zurückgezogen haben.


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