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31.08.2011

Skandalöse Preisunterschiede bei Lebensmitteln

Konsumenten und Gastgewerbe würden enorm vom Agrarfreihandel profitieren

Fleisch kostet in der Schweiz zwei- bis dreimal so viel, verarbeitete Kartoffelprodukte vier mal so viel und gewisse Gemüse sogar fünf Mal so viel wie in Deutschland. Unser Gastgewerbe ist alleine schon aufgrund der Warenkosten preislich nicht mehr konkurrenzfähig. Wir brauchen dringend eine Öffnung des Agrarmarktes.

Ein zentrales Problem des schweizerischen Gastgewerbes sind die extrem hohen Produktionskosten. Jeder versteht, dass in der Schweiz alles ein bisschen teurer ist. Die Unterschiede beim Einkauf von Lebensmitteln sind aber so gewaltig, dass die heimische Hotellerie und Gastronomie mit der Konkurrenz im benachbarten Ausland nicht mehr mithalten können, denn immerhin sind die Warenkosten der zweitwichtigste Kostenblock.

Hinzu kommt, dass das Gastgewerbe in der Schweiz einer anderen Arithmetik gehorcht als im Ausland. Wir sind auf eine höhere Bruttomarge angewiesen! Während ein bedientes Speiserestaurant in Deutschland mit 30 Prozent Warenkosten sehr profitabel arbeiten kann, haben in der Schweiz vergleichbare Betriebe oft schon mit 25 Prozent Warenkosten eine angespannte Ertragslage.

Der Grund ist einfach: In Deutschland liegt der Personalaufwand bei 30 bis 35 Prozent, in der Schweiz bei 45 Prozent. Die Personalkosten lassen sich kaum nennenswert senken, ohne die Mitarbeiterzufriedenheit, die Servicequalität und den sozialen Frieden zu gefährden. Zudem verhindern der allgemein verbindlich erklärte Landes-Gesamtarbeitsvertrag und die flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit, dass Mitarbeiter zu tieferen Löhnen eingestellt werden dürfen.

Wie können unsere Betriebe wirksam entlastet werden? Ein tieferer Mehrwertsteuersatz würde sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken und finanziellen Spielraum schaffen. Natürlich darf auch von den Vermietern in schwierigen Zeiten ein gewisses Entgegenkommen erwartet werden, doch letztlich spielt hier der Markt. Bei den Betriebskosten sind Einsparungen möglich, doch wirken sich diese in der Gesamtrechnung eher bescheiden aus.

Es verbleiben die Warenkosten: Hier gibt es ein enormes Einsparpotential, denn schon in normalen Zeiten liegt durch geschicktes Einkaufen viel drin. Wenn die Importeure nun endlich ihre Währungsgewinne vollumfänglich weiter gäben, so wären viele Produkte 20 Prozent billiger zu haben.

Einsparungen aus eigener Kraft, Preis- und Steuersenkungen – so sie denn erfolgen – werden jedoch nicht dazu führen, dass das schweizerische Gastgewerbe seine internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder erlangt. Nur die Öffnung des extrem abgeschotteten Lebensmittelmarktes würde dazu führen, dass die Schweizer Gastronomen ihre eigenen Verkaufspreise massiv senken können.

Ein Wirt in Konstanz bezahlt für tiefgekühlte Pommes frites 75 Euro-Cents, zum Kurs von 1.15 also 86 Rappen, sein Kollege in Kreuzlingen für das gleiche Produkt fast vier Franken. Dabei stammen die Kartoffeln, die hier verarbeitet werden, oft nicht einmal aus der Schweiz. Die Wirte in Rheinfelden AG bezahlen beispielsweise für Weisskohl 5.3 Mal mehr als ihre direkte Konkurrenz in Badisch-Rheinfelden, auf der anderen Flussseite. Und wieso kostet Mövenpick-Eiscreme in Basel mehr als doppelt so viel wie in Lörrach?

Wertmässig besonders krass sind die Preisunterschiede beim Fleisch. Rindfleisch wird beispielsweise mit Schutzzöllen von 17 bis 21 Franken künstlich verteuert. Ausserhalb der Importkontingente, an welche in der Regel nur grosse Händler heran kommen, beträgt der Zoll sogar bis zu 23 Franken pro Kilogramm. Parmaschinken liesse sich in Italien für einen Drittel des Preises einkaufen wie in der Schweiz.

Die Unterschiede bei den Einkaufsbedingungen sind so gewaltig, dass sie sich schon lange nicht mehr mit Argumenten wie besserem Tierschutz rechtfertigen lassen. Die Preise in der Schweiz werden durch massive Schutzzölle, Importkontingente und Handelshemmnisse künstlich hoch gehalten – zum Schutz der Landwirtschaft und zum Schaden von Gastronomie und Konsumenten.

Es ist nur schon aus Gründen der Transparenz an der Zeit, die Bauern anders zu entschädigen. Es kann nicht sein, dass Branchen wie der Detailhandel, die Lebensmittelverarbeitung, das Hotel- und Gastgewerbe nicht konkurrenzfähig sind, nur weil die Landwirte versteckte Subventionen erhalten!

Der Agrarfreihandel mit der EU muss vorangetrieben werden. Die Liberalisierung des Wein- und Käsemarktes zeigt, dass veheerende Konsequenzen ausbleiben. Qualität, Innovation und Exportchancen sind gestiegen.

Auch das Beispiel Österreich belegt, dass sich für Bauern und Lebensmittelproduzenten neue Chancen auftun, wenn sie dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt werden. Zudem sorgen lokalpatriotische Konsumpräferenzen und ökologische Überlegungen dafür, dass für die meisten einheimischen Produkte nach wie vor (etwas) höhere Preise erzielt werden können.


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