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06.12.2019

Overtourism wird zum Konfliktfeld in der Innerschweiz

Kritik der lokalen Bevölkerung wächst

Die Schweiz wird zwar noch nicht so stark von Touristen überrannt, wie die europäischen Reisehochburgen Barcelona und Dubrovnik. Doch auch hierzulande wächst die Kritik der lokalen Bevölkerung am sogenannten «Overtourism» – vor allem in der Innerschweiz.

awp. Das Thema ist schon lange in den Medien angekommen: Im Mai machten die 12'000 chinesischen Besucher Schlagzeilen, die von ihrem Arbeitgeber in drei Wellen durch die Schweiz geschleust wurden. «Luzern ächzt unter dem Massentourismus», titelte der «Blick» im September. Und in einer Umfrage der «IG Weltoffenes Luzern» war «zu viele Touristen» die häufigste Rückmeldung.

2018 besuchten rund 9.4 Millionen Touristen die nur 80'000 Einwohner zählende Stadt am Ufer des Vierwaldstättersees. In den Übernachtungszahlen schlägt sich das aber nicht nieder. Von Mai bis Oktober dieses Jahres zählten die Luzerner Hoteliers 863'300 Logiernächte, 2.4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Das bestätigt das Bild der durchziehenden Tagestouristen.

Zufriedene Uhrenverkäufer

Die Innerschweiz macht trotzdem einen guten Schnitt. 2017 haben rund 1.4 Millionen Gruppenreisende aus Asien und den USA die Luzerner Altstadt besucht. Dabei haben sie der Region Luzern-Vierwaldstättersee laut einer Studie der beiden Uhrenverkäufer Bucherer und Gübelin eine Wertschöpfung von 403 Millionen Franken gebracht. Allein am Schwanenplatz hingen 455 Arbeitsplätze in Detailhandel und Gastronomie direkt vom Tourismus ab.

Das Bild von Luzern, das von Reisenden überrannt wird, muss relativiert werden, sagt Markus Berger, Leiter der Kommunikation bei Schweiz Tourismus, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. «In Luzern gibt es in erster Linie ein Verkehrsproblem», erklärt er mit Blick auf das hohe Verkehrsaufkommen in der Stadt während der Hochsaison.

Darüber hinaus gebe es grundsätzlich zu wenige Parkplätze, insbesondere an den gut besuchten Orten. Das heize die Sorgen der Bevölkerung an, sagte Berger. Jürg Stettler von der Hochschule Luzern denkt schon, dass die Schweiz «an gewissen Standorten» ein Problem mit den vielen Touristen habe. Diese Probleme seien aber «lokal und temporär», sagt Stettler zu AWP.

Widerstand an der Rigi

Das sehen die Unterzeichnenden der Petition «Rigi: 800'000 sind genug!» etwas anders. Der Berg gehöre der Bevölkerung und nicht den Rigi-Bahnen, warnen die Petitionäre, welche die «offenkundigen Fehlentwicklungen» auf der «Königin der Berge» korrigieren wollen. Die Petition verlangt, dass das «ungebremste Wachstum» am stark frequentierten Innerschweizer Ausflugsziel reglementiert wird.

Der Verwaltungsrat der Rigi-Bahnen solle den im Jahr 2016 erstellten «Masterplan RIGI» durch ein Tourismuskonzept ersetzen, «das sich prioritär an den Natur- und Landschaftswerten der Rigi orientiert». Sonst verliere die auch in der Bevölkerung beliebte Ausflugsdestination mit heute bereits knapp einer Million Reisenden pro Jahr ihren Charakter.

Derweil planten die Rigi-Bahnen unbeirrt weiter an der Erhöhung der Transportkapazitäten mit dem Ziel, «die am Tropf des internationalen Pauschaltourismus hängende Wachstumsstrategie voranzutreiben». Dabei sei das ungebremste Wachstum wiederholt auch von der Bevölkerung kritisiert worden.

Besucherzahlen besser verteilen

Ins selbe Horn stösst Francis Scherly, Honorarprofessor an der Universität in Lausanne. «Wenn die Touristenzahlen das Kulturerbe und die Umwelt bedrohen, müssen beschränkende Massnahmen ergriffen werden», erklärt dieser im Gespräch mit AWP. Scherly denkt dabei an den Ausbau der Fahrpläne, eine dynamische Preisgestaltung, optimierte Anfahrtswege oder Zugangsbeschränkungen.

Als positives Beispiel nannte Scherly das Schloss Chillon bei Montreux. Dieses zählte 2018 mehr als 400'000 Besucher, während die Stadt nur 26'000 Einwohner hat. «Die Verantwortlichen planen die Veranstaltungen und Events so, dass sich die Besucherzahlen besser auf das Jahr verteilen.»

Es sei allerdings bedeutend einfacher, den Strom der Gruppenreisenden zu regeln als die wachsende Zahl an Individualreisenden, gibt Stettler von der Hochschule Luzern zu bedenken.

Der Übertourismus betrifft aber nicht das ganze Land. Gerade in abgelegenen Bergregionen spricht Schweiz Tourismus von «Untertourismus». Chur etwa bemüht sich um mehr Individualreisende aus China. Unter anderem wurde der Stadtplan komplett neu für den chinesischen Markt aufgesetzt und auf Mandarin übersetzt.

Touristen bringen Geld

Touristen bringen viel Geld in die Schweiz. Insgesamt gaben ausländische Touristen 2017 in der Schweiz laut Schätzungen des Bundesamts für Statistik rund 16 Milliarden Franken aus. Und das Wachstum dürfte sich fortsetzen: Die Konjunkturforschungsstelle KOF rechnet damit, dass die Ausgaben der Besucher bis 2020 auf 17.8 Milliarden steigen werden.

Am meisten gaben Besucher aus den Golfstaaten aus: Sie machten täglich auf ihrer Reise durch die Schweiz 420 Franken locker. Bei einem Chinesen belaufen sich die durchschnittlichen Ausgaben auf 380 Franken und bei Indern auf 310 Franken. Zum Vergleich: Ein Schweizer gibt «nur» 140 Franken pro Tag auf einer Reise durch das eigene Land aus.

Claire Kostmann, awp

Luzern Vierwaldstättersee

Luzern und Vierwaldstättersee. SGV / swiss-image.ch / Emanuel Ammon


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