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09.04.2025
Prävention: Bitte mehr gesunden Menschenverstand!
Sehen wir schon bald Trinkerlebern auf Weinetiketten?
Schon seit langem macht die WHO den Alkohol für praktisch alle sozialen und gesundheitlichen Probleme verantwortlich. Nun verstärkt die Weltgesundheitsorganisation ihren Kreuzzug: Sie stellt sich auf den radikalen Standpunkt, dass selbst geringste Mengen Alkohol der Gesundheit schaden und es beim Konsum keine unbedenkliche Menge gibt («no safe level»). Die Politik und die Verwaltung in vielen Ländern stimmen begeistert mit ein. Doch die pauschalen Aussagen sind in keiner Weise belastbar!
Obwohl allerorten der Eindruck vermittelt wird, Probleme mit dem Alkohol nähmen zu, geht der Absatz laufend zurück. In der Schweiz sank der Weinkonsum pro Kopf innert vier Jahrzehnten von knapp 50 auf 34 Liter, derjenige von Bier von 70 auf 63 Liter und der Spirituosenverbrauch von 4.5 auf 3.7 Liter. In Bezug auf reinen Alkohol ging der Konsum um fast einen Viertel zurück. Der Anteil der Männer, die täglich Alkohol konsumieren, hat sich von 30% auf 12% verringert. Es braucht also keine weiteren flächendeckenden, alle Konsumenten betreffenden Massnahmen!
In allen entwickelten Ländern ist das Bild ähnlich: Es wird viel weniger getrunken. Das hindert Präventionsfanatiker nicht daran, verbittert für die totale Abstinenz zu kämpfen. Das Terrain ist vorbereitet: Seit 2007 unterscheidet die WHO nicht mehr zwischen normalem und missbräuchlichem Konsum. Sie fordert die Mitgliedsländer dazu auf, ein Repertoire von unverhältnismässigen Massnahmen zu ergreifen, das von Warnhinweisen über Verkaufsrestriktionen bis zu Mindestpreisen, Werbeverboten und höherer Besteuerung reicht.
Der Bundesrat liess es sich nicht nehmen, manche dieser Forderungen schon 2008 in sein «Nationales Programm Alkohol» aufzunehmen. Das Bundesamt für Gesundheit richtet seine Agenda schon lange nach der «internationalen Literatur», wobei vergessen geht, dass diese stark auf Annahmen basiert. Es gibt reichlich Junk-Science zum Thema. Im Zweifelsfall gibt die Weltanschauung der Auftraggeber den Ausschlag, die sich Autoren suchen, die bekannt für entsprechende Resultate sind.
Studien zum Alkohol werden vorwiegend von Gesundheitsorganisationen in Auftrag gegeben. Winzer, Bierbrauer, Schnapsbrenner und Gastronomen haben anderes zu tun. Die Behörden sollten eigentlich einen neutralen Standpunkt einnehmen, unterliegen jedoch einer «déformation professionelle».
Zweifelhafte Warnkleber
Mit dem Segen der EU-Kommission will Irland als weltweit erstes Land alkoholhaltige Getränke mit Warnhinweisen versehen. Ab 2026 sollen auf den Verpackungen abschreckende Kleber angebracht werden. In ihrer Argumentation wiederholt die irische Regierung eine von der WHO konsequent verbreitete These: Alkohol sei krebsfördernd – und zwar unabhängig von der Menge, Art und Qualität der Getränke.
Diese verallgemeinernde Sichtweise ist politisch motiviert und keineswegs bewiesen. Zwar ist unbestritten, dass ein hoher Alkoholkonsum mit zahlreichen Risiken verbunden ist. Bei leichtem Konsum ist die Datenlage aber nicht klar: Gemäss Prof. Dr. Nicolai Worm, einem ehemaligen Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken, ist bei moderatem Konsum anzunehmen, «dass die nur leicht erhöhten Krankheitsrisiken erheblich oder sogar ganz auf Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchverhalten, Ernährung oder körperliche Aktivität zurückzuführen sind».
Institutionen wie die WHO berechnen Risiken aufgrund von verzerrten Daten zu Trinkgewohnheiten und packen alles in Hochrechnungen, welche wiederum auf Annahmen beruhen. Schliesslich formulieren sie daraus unseriöse Handlungsempfehlungen. Der «Präventionskomplex» ist nicht an einer korrekten und evidenzbasierten Darstellung der Auswirkungen von Alkoholkonsum auf die Gesundheit interessiert. Ziel ist es vielmehr, möglichst ungünstige Ergebnisse zu liefern, um die politische Agenda zu untermauern.
Common Sense statt Fanatismus!
Eine ehrliche Betrachtung ergäbe, dass sich alkoholbedingter Schaden nur sehr grob schätzen lässt. Sie würde auch nicht den systematisch unterschätzten Nutzen des Alkoholkonsums ausblenden: Eine fröhliche Runde, ein paar gesellige Stunden, Momente des Genusses und der Entspannung wirken sich stark auf unser Wohlbefinden aus. Natürlich kann man auch ohne Alkohol «lustig» sein, doch so ist nun einmal unsere Tradition und Kultur: Gemeinsames Trinken ist ein Schmiermittel der sozialen Interaktion.
Es ist legitim, die Frage nach alkoholbedingten Gesundheitsschäden zu stellen. Nur leider bleibt vor lauter Polemik und Alarmismus die wissenschaftliche Redlichkeit oft auf der Strecke. Wir befinden uns keineswegs im alkoholpolitischen Notstand. Die pauschale Ablehnung eines moderaten Konsums ist nicht haltbar. Wir brauchen mehr gesunden Menschenverstand und weniger politischen Fanatismus. Erheben wir unser Glas auf den bewussten, massvollen und verantwortungsvollen Genuss von Bier, Wein und Spirituosen!
Maurus Ebneter
Präsident Wirteverband Basel-Stadt
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Dossiers: Alkoholkonsum | Verbotswahn
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