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03.04.2024

Weisses Fett, braunes Fett und Übergewicht

Frieren für weniger Gewicht?

Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit hat inzwischen Adipositas. In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Adipositas Gesellschaft rund zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen ist sogar stark übergewichtig. Adipositas verkürzt nicht nur die Lebenserwartung, sondern erhöht auch das Risiko für eine Vielzahl von Erkrankungen wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Neben Veränderungen des Lebensstils, Medikamenten und Operationen gibt es möglicherweise eine weitere Option, das Körpergewicht zu senken: die Aktivierung von braunem Fettgewebe.

Anlässlich einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie sagte Dr. Tim Hollstein vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: «Es gibt im Prinzip zwei Arten von Fettgewebe. Das Weisse ist als unbeliebter Energiespeicher allseits bekannt. Das weniger bekannte braune Fettgewebe ist dafür da, Energie zu verbrennen. Es fungiert als Heizung, die anspringt, wenn wir Kälte ausgesetzt sind.»

Noch vor gut 15 Jahren glaubte man in der Medizin, dass es das braune Fett ausschliesslich bei Säuglingen gebe. Sie verfügen noch nicht über genügend Muskelmasse, um durch Zittern Wärme generieren zu können.

Erst moderne bildgebende Verfahren machten auch bei Erwachsenen braunes Fettgewebe sichtbar. Es findet sich hauptsächlich im Bereich der Schlüsselbeine und des Halses sowie entlang der Wirbelsäule. Die Menge ist individuell sehr unterschiedlich, im Durchschnitt lediglich 50 bis 300 Gramm. Manche Menschen besitzen auch gar kein aktives braunes Fett.

Da schlanke Personen über mehr aktives braunes Fettgewebe verfügen als Übergewichtige, könnte dieses Fettgewebe eine Rolle für unser Körpergewicht spielen. Es trägt zur sogenannten «nahrungsinduzierten Thermogenese» bei. Das ist die Energie, die der Körper zur Verdauung benötigt.

Einige Menschen weisen eine höhere Verdauungsenergie auf als andere, trotz gleicher Nahrungsaufnahme. Sie verbrennen überschüssige Kalorien sprichwörtlich wieder und können sich so vor Übergewicht schützen. Bereits 50 Gramm aktives braunes Fettgewebe können bis zu 300 Kilokalorien pro Tag verbrennen.

Offensichtlich hat braunes Fettgewebe auch eine endokrine Funktion, wie eine Hormondrüse, wodurch Sättigungsgefühle im Gehirn induziert werden können. Dazu wird im Moment sehr viel geforscht.

Laut Hollstein zeigen Studien, dass man das braune Fettgewebe tatsächlich gezielt trainieren und vermehren kann, und zwar durch eine milde Kälteexposition von 16 bis 19 Grad Celsius, die noch nicht zum Zittern führt. Positive Effekte seien hier aber in erster Linie Stoffwechselveränderungen bei Organen wie Herz und Leber und nicht ein ausgeprägter Gewichtsverlust.

Trotzdem resümiert der Forscher: «Braunes Fettgewebe bietet ein enormes Potenzial in der Therapie gegen Übergewicht und damit verbundenen Stoffwechselkrankheiten und stellt ein spannendes Feld für zukünftige Forschungen dar.»

Rüdiger Lobitz / bzfe


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