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04.09.2025
Auf dem Buckel der Gastronomen
Die Preispolitik von Feldschlösschen ist unfair
Feldschlösschen hat eine Preiserhöhung bekanntgegeben. Fassbiere und Mehrwegflaschen werden um rund 4 Prozent teurer, während typische Detailhandelsgebinde wie Einwegflaschen und Dosenbiere nicht aufschlagen. Die einseitigen Erhöhungen benachteiligen die Gastronomie.
Am 2. Juni 2025 hatte Adrian Amstutz, CEO von Feldschlösschen, einen sympathischen Aufritt im «Eco Talk» des Schweizer Fernsehens. Er beklagte die gestiegenen Rohstoffpreise, sprach von Bierkultur und den Herausforderungen im Gastgewerbe, wo Feldschlösschen 55% seines Umsatzes erzielt. «Wir müssen die Gastronomie unterstützen», so Amstutz. Schöne Worte – doch nun passiert das Gegenteil.
Schlag ins Gesicht des Gastgewerbes
Die neuste Preisrunde per 1. November 2025 führt zu happigen Aufschlägen bei den Fassbieren und Mehrwegflaschen, also bei Gebinden, die in der Gastronomie stark verbreitet sind. Völlig verschont von Erhöhungen werden derweil die Dosenbiere und Einwegflaschen. Als ob dort die Rohstoff- und Energiekosten nicht gestiegen wären!
Die Benachteiligung der Gastronomie hat seit Jahrzehnten System. 1995 lag der Listenpreis für ein Liter offenes Lagerbier bei 2.10 Franken. Allein seit 2014 sind die Preise um 18 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum veränderte sich der Preis der Halbliter-Dose des gleichen Biers um lediglich knapp zehn Prozent.
Hinzu kommt, dass Dosenbier bei den grossen Detailhändlern oft in unglaublichen Aktionen verscherbelt wird. Den Liter Ankerbier aus dem Hause Feldschlösschen gibt es exklusive Mehrwertsteuer immer wieder zu einem Preis von 1.15 Franken pro Liter. Das Markenbier «Feldschlösschen Original» ist zwar teurer, liegt bei Aktionen aber umgerechnet nur wenig über 2 Franken pro Liter. Und die Wirte sollen schon bald fast vier Franken bezahlen?
Gastronomen erhalten zwar Rückvergütungen auf den Listenpreisen. Dennoch sind die Unterschiede zwischen der kleinen Dose (50cl) und der grossen «Dose» (20-Liter-Container) stossend. Ärgerlich sind zudem die grossen Unterschiede zwischen KMU-Wirten und grossen Gastronomiegruppen.
Während Gastroketten Vergünstigungen von 30 bis fast 40 Prozent herausholen, werden Individualgastronomen in Lieferverträge gedrängt, die lediglich Rückvergütungen von 15 bis 20 Prozent vorsehen. Sie kaufen das eh schon viel zu teure Fassbier also bis zu 20 Prozent teurer ein als ihre grossen Mitbewerber. Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass die meisten Lieferverträge keine Ausstiegsmöglichkeit bei Preiserhöhungen vorsehen, welche die Brauerei einseitig bestimmen kann.
Vergleichen wir noch kurz die Glasflaschen: Der Preis der 33cl-Mehrwegflasche stieg innert elf Jahren um gut 16 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurde die gleich grosse Einwegflasche desselben Biers nur 12 Prozent teurer.
Brauereien fördern die Wegwerfgesellschaft
Die Preispolitik von Feldschlösschen ist ein Schlag ins Gesicht des Gastgewerbes. Dabei sind es Restaurants, Kneipen und Bars, die eine Marke erlebbar und bekannt machen. Sie sind es, die die Bierkultur fördern und einen gepflegten Offenausschank pflegen.
Adrian Amstutz erwähnte im «EcoTalk», dass in der Schweiz aktuell «200 Millionen Stangen pro Jahr weniger» getrunken würden als zu Spitzenzeiten. Geht die Entwicklung so weiter, werden es bald noch viel weniger sein. Einfacheren Lokalen muss man schon heute raten, auf Dosen und Einwegflaschen zu setzen, weil das Fassbier und die Mehrweggebinde zu teuer sind.
Natürlich ist Feldschlösschen-Carlsberg nicht allein: Auch andere Grossbrauereien setzen regelmässig Preiserhöhungen auf dem Buckel der KMU-Wirte durch, um damit Aktionen im Detailhandel zu finanzieren. Was den Heimkonsum fördert und die Gastronomie weiter schwächt.
Mit einem Marktanteil von über 40 Prozent hat Feldschlösschen eine spezielle Rolle, denn die anderen Anbieter orientieren sich am Marktführer. Das gilt auch für Bierimporteure, zu denen auch Feldschlösschen selbst mit einem riesigen Portfolio gehört: Sie verkaufen ausländische Biere in der Schweiz weit teurer als im Ausland, obwohl die Währungen in den Produktionsländern gegenüber dem Franken innert zwei Jahrzehnten fast die Hälfte ihres Werts eingebüsst haben.
Die überhöhten Preise von Importbieren wären – wie die oben erwähnten Lieferverträge (mit Fünfjahresknebelung, Exklusivklauseln und hohen Penaltys) – Stoff für einen eigenen Beitrag.
Die grossen Brauereien reden gern und oft von Nachhaltigkeit und Bierkultur. Letztlich fördern sie mit ihrer unfairen Preispolitik aber die Wegwerfgesellschaft und die Take-Away- Gewohnheiten der Konsumenten.
Maurus Ebneter
Präsident Wirteverband Basel-Stadt
Unsere wichtigsten Kritikpunkte
1. Fassbiere und Mehrwegflaschen sind im Vergleich zu Einweggebinden schon lange viel zu teuer. Das benachteiligt die Gastronomie gegenüber dem Detailhandel.
2. Die aktuelle Preisrunde von Feldschlösschen ist ein Affront. Dosen und Einwegflaschen werden verschont, während typische Gastronomiegebinde massiv aufschlagen.
3. KMU-Wirte bezahlen im Einkauf extrem viel mehr als grosse Gastronomiegruppen. Das schwächt Individualbetriebe und die schweizerische Wirtshauskultur.
4. Die grossen Brauereien unterstützen auf dem Buckel der Gastronomie aggressive Preisaktionen im Detailhandel. Damit fördern sie den Heimkonsum.
5. Brauereien reden gern von Nachhaltigkeit und Bierkultur. Ihre Preispolitik fördert jedoch die Wegwerfgesellschaft und den Take-Away-Konsum.
6. Importierte Markenbiere werden in der Schweiz viel zu teuer angeboten. Währungsgewinne werden uns vorenthalten.
7. Viele Wirte werden mit Lieferverträgen geknebelt. Es braucht eine Ausstiegsmöglichkeit bei einseitigen Aufschlägen und ein Verbot von Exklusivklauseln.
- Dicke Post von Feldschlösschen
- Coop verkauft einen Liter Heineken für 1.80 Franken
- Tipps für Lieferverträge mit Brauereien

Dossiers: Bier | Preisbildung
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