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03.10.2005

Unsinnige Bedingungen behindern Berufsbildung

Übertriebener Jugendschutz, zu hohe Lehrlingslöhne

Im Frühsommer schlug der Basler Erziehungsdirektor Christoph Eymann Alarm: Jeder sechste Schulabgänger finde keine Lehrstelle und deshalb müsse die Wirtschaft mehr Ausbildungsplätze schaffen. Doch das Problem liegt woanders - zumindest im Gastgewerbe!

Wir tragen bereits eine sehr grosse Verantwortung: 2003 zählte das Hotel- und Gastgewerbe schweizweit 7403 Lehrverhältnisse. Unser Anteil am Lehrstellenmarkt nahm seit 1991 von 3.5% auf 5% zu, in Basel-Stadt sogar auf 7%! Dabei bieten wir auch Chancen für jüngere Leute mit schwächerem Schulsack. Wir sind an vorderster Front, um die neuen Attestausbildungen zu etablieren und neue Berufsbilder zu lancieren. In Basel gelang es uns dank intensivem Nachwuchsmarketing, die Zahl der Ausbildungsplätze innert 14 Jahren zu verdreifachen:

Für die Zukunft ist mit einem leichten Rückgang zu rechnen. Die Gründe sind vor allem wirtschaftlicher Natur: Für viele Betriebe ist die Lehrlingsausbildung eine zu grosse Belastung. Die Personalkosten sind so hoch, dass wir die qualifizierten Berufsleute, welche für die Ausbildung abgestellt werden müssen, produktiver einsetzen müssen. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung verursacht ein Lehrling erhebliche Mehrkosten. Die Ausbildung muss für die Betriebe finanziell attraktiver werden, zum Beispiel durch eine Senkung der relativ hohen Lehrlingslöhne. Unsere Lehrlinge haben die zweithöchsten Löhne, ein gewisser Spielraum wäre also vorhanden.

Leider hat die Leistungs- und Belastungsfähigkeit der meisten Jugendlichen abgenommen. "Es darf nicht weiter beschönigt werden, dass das Schulsystem in Basel dafür mitverantwortlich ist", meint Wirtepräsident Josef Schüpfer. Viele Lehrmeister sind es leid, schulische und erzieherische Defizite auszugleichen, bevor sie vernünftig mit der fachlichen Ausbildung der jungen Leute beginnen können. Anstand, Höflichkeit, Pünktlichkeit und gepflegtes Auftreten sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit in der Gastronomie.

Ein nicht zu unterschätzendes Problem liegt bei den Regelungen zur Wochenend- und Abendarbeit. Hat ein Betrieb unter der Woche zwei Ruhetage und ist der Lehrling einen Tag an der Gewerbeschule (und eventuell zusätzlich einen Tag an der BMS oder einen halben Tag in Förderkursen), ist es schlicht nicht möglich, ausserhalb der Ferien vorschriftsmässig 12 Sonntage pro Jahr frei zu geben.

Völlig praxisfremd mutet auch die Vorschrift an, wonach Lehrlinge nur bis 22 Uhr arbeiten dürfen. "Leider nehmen die kantonalen Ämter den Vollzug dieser unsinnigen Bestimmung sehr ernst und erschweren damit die praktische Ausbildung", meint Roland Tischhauser vom Hotel Bad Bubendorf. Das Amt für Berufsbildung drohte ihm, zukünftige Lehrverträge abzuweisen, wenn er sich nicht haargenau an die gesetzlichen Bestimmungen halte. Immer mehr Lehrmeister ziehen die Konsequenzen und verzichten unter solchen Umständen auf die Lehrlingsausbildung. Es leuchtet tatsächlich nicht ein, weshalb Lehrlinge zwar bis 3 Uhr morgens in die Disco gehen, gelegentliche Einsätze am späteren Abend aber unter keinen Umständen zumutbar sind.

Pierre Buess vom Gourmetlokal "Stucki Bruderholz" hat sich entschieden, keine neuen Lehrlinge mehr aufzunehmen: "Das sakrosankte Arbeitsverbot ab 22 Uhr engt uns zu sehr ein." Im Bruderholz kommen viele Gäste erst um 20 Uhr, trinken in Ruhe einen Apéritif und geniessen hernach ein mehrgängiges Menü. "Es geht mir gar nicht darum, die Lehrlinge immer spätabends arbeiten zu lassen, aber eine gewisse Flexibilität ist halt schon nötig", meint der Spitzengastronom.

Das Basler Gastgewerbe möchte auch in Zukunft einen Beitrag leisten und junge Leute ausbilden. Dabei sind wir auf das Verständnis der Behörden angewiesen! Die Regierung macht es sich zu einfach, wenn sie den Ball der Wirtschaft zuspielt. Die Jugendlichen müssen wieder vermehrt zu Leistung und Disziplin angehalten werden. Und der Staat muss Rahmenbedingungen schaffen, welche das Ausbilden für die Betriebe attraktiv gestaltet!


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