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01.09.2011

Einkäufe ennet der Grenze nehmen zu

Schweizer kaufen für 1 Milliarde Franken Fleisch im Ausland

Der schwache Euro verstärkt den Einkaufstourismus. 2011 werden Schweizer Haushalte für schätzungsweise 900 bis 1000 Millionen Franken Fleisch im benachbarten Ausland einkaufen. Das entspricht einer Zunahme von 60 Prozent innert zwei Jahren.

Die Frankenstärke wirkt sich im Fleischsektor immer stärker aus, sind doch breite Kreise bezüglich Fleisch sehr preissensibel. Der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) hat daher anfangs 2011 bei der Fachhochschule Nordwestschweiz eine Arbeit in Auftrag gegeben, die den Umfang der grenznahen Fleischeinkäufe genauer beziffern soll.

Die Ergebnisse wurden nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Da betreffend Einkaufstourismus nirgends verlässliche Statistiken verfügbar sind, wurde der Umfang der grenznahen Fleischeinkäufe auf der Basis von drei Szenarien breiter abgestützt.

In allen drei Szenarien ergab sich für die grenznahen Fleischeinkäufe, hochgerechnet auf das Jahr 2011, ein Umfang von 900 Millionen bis eine Milliarde Franken. Damit bestätigen sich frühere Schätzungen. Ein durchschnittlicher Schweizer Haushalt gibt im laufenden Jahr 290 Franken für Fleischeinkäufe im benachbarten Ausland aus. 2009 waren es noch 180 Franken (insgesamt 600 Millionen), 2010 dann bereits 240 Franken (800 Millionen).

Noch eindrücklicher werden diese Zahlen, wenn man sie im Verhältnis zum Fleischumsatz im schweizerischen Detailhandel (rund 6 Milliarden Franken) betrachtet.

Seit der Einführung entsprechender Studien von Coop im Jahr 1990 hat der Einkaufstourismus bei Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs sukzessive zugenommen. Der Wert des Einkaufs von Fleisch im Ausland betrug damals noch 200 Millionen Franken. Er ist also aktuell rund fünfmal so hoch wie vor zwanzig Jahren.

Dieser Abfluss von Kaufkraft hat nicht nur Auswirkungen auf den Umsatz der grenznahen Metzgereien und des Detailhandels, sondern führt zu weitaus grösseren Konsequenzen. So hat beispielsweise die Migros Basel zu Beginn des Jahres die geplanten Investitionen gekürzt und den Personalbestand leicht reduziert. Damit entgehen zahlreichen Zulieferern bedeutende Umsätze.

"Durch die Kürzung der Investitionen wird es schwieriger, Innovationen zu entwickeln und Produktivitätssteigerungen zu realisieren", sagt Ruedi Hadorn vom SFF. In Zeiten der Globalisierung und des technologischen Wandels könne eine gesamte Branche, aber auch die ganze Volkswirtschaft durch derartige Entwicklungen rasch ins Hintertreffen geraten. "Vor allem dann, wenn als Folge davon die Wertschöpfung ins Ausland verlagert wird und dadurch einheimische Arbeitsplätze verloren gehen", so Hadorn.

Der SFF fordert eine deutliche Reduktion der bürokratischen Vorgaben im Inland, einen Abbau der administrativen Hürden beim Export sowie eine verträgliche Marktöffnung. Letztere sei so zu gestalten, dass sich die Kostenstrukturen im Vergleich zum Ausland mit entsprechenden Übergangsfristen angleichen lassen. Der Verband erwartet Strukturbereinigungen, aber auch Chancen. Mit einer Abschottung würden die Auswirkungen viel dramatischer ausfallen.


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