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14.01.2014

Kein Schnee und kein Geld auf Cardada

Traditionsreiches Tessiner Skigebiet kämpft ums Überleben

Das kleine Skigebiet auf Cardada, oberhalb von Locarno, ist in dieser Saison nur knapp der Schliessung entgangen. Nach zwei fast schneefreien Wintern half nur noch eine notfallmässige Finanzspritze der anliegenden Gemeinden. Dem Klima zum Trotz hält die Region an ihren Pisten fest.

sda. Touristen blicken oft ungläubig nach oben, wenn Skifahrer in voller Montur in Orselina bei Locarno in die Seilbahn steigen. Palmen wiegen sich sanft in der Sonne, bis zur Bergstation auf 1300 Metern präsentiert sich der bewaldete Berg in Braun-Grün: Ein Wintersportgebiet sieht anders aus.

Doch der Eindruck täuscht. Oben auf dem Gipfel Cimetta (1650 Meter), erreichbar über einen Sessellift, steht Paride Paglia vom Sci Club Cardada vor einer schweren Entscheidung: die Pisten vollständig öffnen oder nicht? "Wenn die Temperatur weiter steigt, wird das Lawinenrisiko zu gross", erläutert der Technikverantwortliche mit Blick auf den benachbarten Hang.

Doch die Sonne hat ein Einsehen. Sie verschwindet hinter Wolken. Alle Anlagen werden geöffnet. Und weil der Schnee im Tessin nach Jahren endlich wieder zur richtigen Zeit gefallen ist, eröffnet sich den Skifahrern tatsächlich ein kleines Anfängerparadies mit blauen und roten Pisten – und einem Panorama, das vom niedrigsten Punkt der Schweiz (Lago Maggiore) bis zum höchsten (Dufourspitze) reicht.

Dass die Skianlagen rechtzeitig zu Weihnachten ihren Betrieb aufnehmen konnten, war lange Zeit nicht sicher. Und das lag – anders als in den Vorjahren – nicht am fehlenden Schnee. "Nach zwei schlechten Saisons war das Geld des Skiclubs aufgebraucht", erzählt Paglia. Die Wartung der Anlagen im Sommer sei, soweit sie Liquidität erforderte, nicht möglich gewesen.

Im Herbst konnte aufgeatmet werden. Der Gemeindeverbund des Locarnese kündigte an, 60'000 Franken beisteuern zu wollen. Weitere 25'000 Franken versprachen die Anwohner und Grottos auf Cardada. Doch in der Bevölkerung gab es auch Stimmen, die fragten, warum ein Skigebiet auf nur 1600 Metern künstlich am Leben erhalten werden müsse.

"Auf Cardada lernen die Kinder der Region das Skifahren", sagt Mauro Beffa von der Stadtverwaltung Locarno. Dass die Anlage schliesst, wollte die Stadt daher unbedingt verhindern. Auch für den Tourismus hat der Skibetrieb seinen Wert. Er rundet gemäss Fabio Bonetti vom Ente Turistico Lago Maggiore das Angebot für Familien ab.

Sci Club Cardada übernimmt Betrieb

Alljährlich fahren rund 100'000 Personen auf Cardada. Der Skibetrieb macht dabei gemäss der Cardada Impianti Turistici (CIT) 10 Prozent aus. Die CIT sind seit 2006 selbst nicht mehr Betreiber der kleinen Skilifte. In finanziell schweren Zeiten nach dem Jahr 2000, die auf unerwartet hohe Investitionen in der Höhe von 33 Millionen Franken folgten, sprang der Sci Club Cardada ein.

Dies sicherte vorerst die Zukunft des Skigebiets mit 60-jähriger Tradition. "Weil viele Mitarbeiter ehrenamtlich tätig sind, können wir Kosten sparen", erzählt Paglia. Technischen Support zum Nulltarif würden sie zudem aus Zermatt erhalten – als Beitrag zur Förderung der Skikultur.

Der Skibetrieb ist auf Wochenenden und Ferien eingeschränkt. Zur Zeit des Booms in den 1980er-Jahren, als es noch mehr Skilifte gab, sei das Gebiet jeden Tag offen gewesen, erzählt Paglia. "Damals fuhr das ganze Locarnese oben Ski. Doch mit der Verbesserung der Verkehrswege und dem Ausbau der grossen Skigebiete änderte sich das."

Nur Airolo hat Potenzial

Auf kantonaler Ebene gilt Cardada nicht als Skigebiet mit Potenzial. Gemäss einer Studie der Grischconsulta AG aus dem Jahr 2008 ist dies ohnehin nur für Airolo der Fall. Doch anders als vom Staatsrat vorgesehen entschied das Parlament im September, auch vier weitere Tessiner Skigebiete (Carì, Bosco Gurin, Campo Blenio, Nara) weiterhin finanziell zu unterstützen.

Zur Hilfe verpflichtet wurden auch die Schulen: Sie sollen Skifahrten nur noch im Tessin veranstalten. Letztere Massnahme löste zwar nicht überall Begeisterung aus. Die Sensibilität in der Bevölkerung, die regionalen Pisten zu erhalten, ist aber grundsätzlich verbreitet.

Nachdem die Saison mit viel Schnee gestartet ist, blicken Paglia und die anderen freiwilligen Helfer – während sie mit Engelsgeduld grossen und kleinen Skischülern auf die Lifte helfen – optimistisch in die Zukunft. "Wenn die Saison so weitergeht, reicht es auch für das nächste Jahr."

Antje Bargmann / sda

Einmaliges Panorama. Bild: cardada.ch


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