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01.12.2020

Kurz vor dem Dammbruch

Wieso die angedachte Hilfe in Basel nicht reichen wird

Maurus Ebneter
Maurus Ebneter

Januar 2020: Ein gutes Geschäftsjahr liegt hinter uns. Wir sind gestärkt und blicken zuversichtlich auf das neue Jahr. Corona? Ein mexikanisches Bier.

März: Der Corona-Tsunami überrollt uns. Die Dämme sind schwer beschädigt, halten aber notdürftig. Sandsäcke in Form von Covid-Krediten und Kurzarbeit treffen ein.

Mai: Wir setzen die Reparaturarbeiten fort. An einigen Orten sind es Mietzinshilfen, vielerorts Versicherungsleistungen, die als Werkzeug dienen.

Juli: In den Bergen sinkt der Wasserstand. Über den Grossstädten und international geprägten Destinationen wie Interlaken ziehen weiterhin Unwetter auf: Die Dämme bleiben beschädigt.

Oktober: Schwere Stürme unterspülen die Dämme. Mit vier Gästen pro Tisch, der Sperrstunde um 23 Uhr und der Begrenzung auf 50 Personen pro Veranstaltung haben es die Betriebe sehr schwer. Dank der Kurzarbeit erzielen die meisten dennoch Deckungsbeiträge: So können sie ihren Untergang hinauszögern.

November: Die Basler Regierung lässt drei Wochen sintflutartige Regenfälle über uns niederprasseln. Das ist ihr Recht, wenn sie glaubt, damit übergeordneten Interessen zu dienen. Wieso schickt sie nicht gleich auch die Truppen los, die bei der Dammsicherung mithelfen?

Dezember: Erste Dämme reissen, es kommt zu Überschwemmungen. Menschliche und unternehmerische Tragödien spielen sich vor unseren Augen ab. Dann setzt eine Kettenreaktion ein.

Januar 2021: Es kommt zu einer Flut von Konkursverfahren, Betriebsschliessungen und Entlassungen. Lieferanten und kleine Vermieter geraten in den Strudel hinein. Erkennt die Regierung jetzt den Ernst der Lage nicht, wird das Basler Gastgewerbe weggespült. Dann gehen auch viele Betriebe unter, denen man im Herbst noch gute Überlebenschancen gab.

April 2021: Die Stadt und das Gastgewerbe sind nicht mehr wiederzuerkennen. Einige Gastronomen und Hoteliers haben schwerverletzt überlebt. Zwei Generationen von Gewerbetreibenden – Alteingesessene und Startups – fielen dem Dammbruch zum Opfer. Gewerbliche Individualbetriebe verschwinden. Kapitalkräftige Krisenprofiteure übernehmen die überschuldeten Gastronomiegruppen und die guten Standorte. Das soziale und kulturelle Leben der Stadt verödet.

April 2021 (Alternative): Da die Regierung im Dezember über den Krisenfonds rasch zu Hilfe eilte, blieb eine totale Verwüstung aus. Manche Unternehmen sind im Strudel der Ereignisse dennoch umgekommen. Es beginnt eine langsame Normalisierung. Der akute Teil der Krise ist vorbei, doch wir werden noch lange unsere Wunden lecken.

Wie die bisherige Hilfe aussieht – und weshalb sie nicht genügt

1. Der Grosse Rat des Kantons Basel-Stadt hat im September 2020 eine Unterstützung des Gastgewerbes beschlossen. Das Paket über 12 Millionen Franken wurde von der Regierung und der Verwaltung im Rekordtempo umgesetzt. Gesuche sind seit einer Woche möglich. Mit Auszahlungen ist noch in diesem Jahr zu rechnen. Das ist grossartig, hat aber mit dem zweiten Lockdown nichts zu tun!

2. Folgen die Eidgenössischen Räte am 18. Dezember dem Bundesrat, so werden in Basel-Stadt insgesamt 42 Millionen Franken für Härtefallhilfen zur Verfügung stehen. Davon wird der Löwenanteil ans Gastgewerbe gehen, im besten Fall gut 30 Millionen.

3. Dreissig Millionen Franken für 900 Betriebe: das sind im Durchschnitt gut 33'000 Franken. Ein Bauernhof erhält durchschnittlich 70'000 Franken – Jahr für Jahr.

4. Nach österreichischen Massstäben würde das Basler Gastgewerbe allein für den dreiwöchigen Lockdown fast 50 Millionen Franken Schadenersatz erhalten (siehe umsatzersatz.at). Nach aktuellem Stand erhalten wir einen solchen Betrag nicht einmal für die Bewältigung der gesamten Krise. In der reichen Schweiz, im reichen Basel soll das Gastgewerbe mit 30 Millionen Franken den Winter überstehen. Wie stellen sich die Entscheidungsträger das vor?

5. In der Schweiz wird insgesamt 1 Milliarde Franken an Härtefallhilfen bereitgestellt – für alle Branchen. Das ist eine stattliche Summe, doch im Vergleich zu unserem Nachbarn bescheiden. Würden Bund und Kantone dem Schweizer Gastgewerbe nach österreichischem Modell 80 Prozent nur schon eines Monatsumsatzes als Entschädigung bezahlen, ergäbe das 1.8 Milliarden Franken. Und in Österreich wurde zusätzlich die Mehrwertsteuer um 5 Prozentpunkte gesenkt, damit die Betriebe sich rascher erholen!

6. Die grossen Städte haben in vielerlei Hinsicht eine besonders starke Betroffenheit: Je urbaner ein Kanton und je internationaler seine Gäste, desto stärker kommt das Gastgewerbe in der Corona-Krise unter die Räder. Es braucht ein zusätzliches Hilfsprogramm für die Städte – allen voran für Genf, Lausanne und Basel, die unter einem zweiten Lockdown leiden, aber selbstverständlich auch für Zürich, Bern, Luzern, St. Gallen und andere.

7. Wir sind dankbar für die bisherige staatliche Unterstützung, ohne die die meisten von uns nicht überlebt hätten. Jetzt weisen wir aber mit Nachdruck darauf hin, dass sich eine riesige Katastrophe anbahnt. Dem Gastgewerbe jetzt stärker zu helfen und zusätzlich den Netto-Schaden des Lockdowns zu übernehmen, wird die öffentliche Hand langfristig wesentlich günstiger zu stehen kommen als ein Ignorieren der todernsten Lage.

Die Dämme brechen. Land unter! Mayday, Mayday! Hört uns jemand?

Maurus Ebneter
Präsident Wirteverband Basel-Stadt


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