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23.10.2009

"Wien 2015" – Tourismuskonzept soll Zukunft meistern helfen

Branchenvertreter fordern Finanzen, Sonntagsöffnung und Mehrsprachigkeit

Die österreichische Hauptsstadt peilt mit dem Tourismuskonzept "Wien 2015" um 100 Millionen Euro mehr Beherbergungsumsatz und um eine Million mehr Übernachtungen als im Rekordjahr 2008 an. Das von Touristikern gemeinsam mit Vertretern anderer Branchen erarbeitete Langfristkonzept für die Destinationsentwicklung wurde auf Basis einer Befragung von rund 11'000 Reisenden aus wichtigen Zielmärkten erstellt.

"Der Tourismus erwirtschaftet in Wien jährlich eine Wertschöpfung von rund vier Milliarden Euro", stellt Vizebürgermeisterin Renate Brauner fest, "und damit etwa sechs Prozent von Wiens Bruttoregionalprodukt." Der Tourismus sei also ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der am allgemeinen Wohlstand der Stadtbewohner kräftig mitwirke, und von dem nicht nur diejenigen profitierten, die unmittelbar in diesem Sektor arbeiten. Um das künftige Florieren dieses Wirtschaftszweigs, der 2008 das sechste Rekordjahr in Folge verzeichnen konnte, sicherzustellen, sei planvolle, systematische und vor allem von Weitblick und Expertise getragene Arbeit notwendig.

Dieser Aufgabe hat sich seit knapp zwei Jahren die vom Wien Tourismus zusammengestellte Strategiegruppe gewidmet, der neben Vertretern aller Sparten der Fremdenverkehrswirtschaft auch Fachleute anderer Bereiche angehören: von Verkehrsträgern, Gastronomie, Handel, Kreativwirtschaft bis zu Wirtschaftsförderung und Wirtschaftskammer. Entsprechend wird im Tourismuskonzept "Wien 2015" ein breites Spektrum an Massnahmen aufgezeigt, die den Tourismus nicht nur unmittelbar, sondern auch langfristig und nachhaltig stärken können.

Konzept mit Doppelblick auf Kunden und Anbieter

Zu den Zielsetzungen des Konzepts erklärt Tourismusdirektor Norbert Kettner: "Die unsichere Weiterentwicklung der Weltwirtschaft hat es uns besonders schwer gemacht, quantitative Ziele festzulegen, die ambitioniert genug sind, um anzuspornen, aber zumindest eine Chance auf Realisierung haben." Wien wolle seinen Rekord von 2008 mit 10.2 Millionen Nächtigungen und 487 Millionen Euro Hotellerie-Umsatz im Jahr 2015 um eine Million Nächtigungen und 100 Millionen Euro übertreffen.

Wirtschafts- und Tourismusprognosen sowie die Berechnungen von Prof. Egon Smeral vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung weisen allerdings darauf hin, dass nach den deutlichen Rückgängen im laufenden Jahr noch weitere, wenn auch geringere Einbussen bevorstehen, bevor eine langsame Erholung eintritt. Unter diesem Aspekt seien die quantitativen Ziele beileibe kein "Elfmeter ohne Tormann", so Kettner. Eine Zielvorgabe bei den Umsätzen der Hotellerie sei ein Novum, das es hierzulande, vermutlich auch europaweit, noch nie gegeben hat.

Zum qualitativen Ziel, im Konzept mit dem Schlagwort "Jetzt" überschrieben, führt Kettner aus, dass es darum gehe, Wien als Destination zu positionieren, die nicht "irgendwann einmal", sondern eben jetzt gleich besucht werden solle. Dies ist auch das zentrale Element der neuen Werbelinie von Wien Tourismus.

Kettner verweist auf weitere Details des aktualisierten Tourismuskonzepts: "Es ist aus der Sicht des Gastes erstellt, denn unser Ausgangspunkt war die im Rahmen unseres Markenentwicklungsprozesses durchgeführte Befragung von rund 11'000 Reisenden aus wichtigen Zielmärkten." Dabei handelte es sich sowohl um Wien-Kundige als auch um Menschen, die noch nie in Wien waren. Zusätzlich wurden rund 550 Personen aus der Wiener Tourismusbranche befragt.

Aus dem so gewonnenen "Doppelblick", sowohl auf die Nachfrage- als auch auf die Angebotsseite, sei ein Konzept entstanden, das die Erwartungen und Wünsche der Gäste mit den Bestrebungen und Interessen der Tourismuswirtschaft zusammenführe. Das Konzept schlägt Massnahmen vor, wie Wien seine Ressourcen effizient einsetzen und weiterentwickeln kann, um als Destination weiterhin zu reüssieren.

Besserer Service bei Visa-Abwicklung in wichtigen Quellmärkten

Als Massnahme, die ihm besonders am Herzen liegt, nennt der Tourismusdirektor unter anderem die Verbesserung der Effizienz bei der Erteilung von Österreich-Visa in Ländern, die Wien gute Nächtigungszuwächse bringen, die aber bei leichteren Visa-Bedingungen noch deutlich höher wären. Dabei gehe es keineswegs um Sicherheitsfragen, sondern um rein praktische Aspekte bei der Abwicklung von Visa-Anträgen. Kettner: "Österreich verliert laufend Gäste an andere Länder, die wesentlich kundenfreundlichere Services bieten, vor allem in den arabischen Ländern in Asien, aber auch in China und Russland."

Attraktivere "Entrées" für Wien

Die im Tourismuskonzept angeregten Verbesserungen des Erscheinungsbildes, das Wien derzeit stellenweise bietet, sind dem Tourismusdirektor ebenfalls ein Anliegen: bessere Ausschilderung sowie Massnahmen hinsichtlich Optik bei den noch für geraume Zeit in Umbau stehenden Bahnhöfen und nach Fertigstellung ein "Entrée", das einer Weltstadt würdig ist. Ähnliches gelte für den Flughafen.

Unausgeschöpftes Potenzial ortet Kettner an der "Waterfront" Donaukanal und Schwedenplatz, vor allem aber bei der Ringstrasse, die ihren ehemaligen Status als Prachtboulevard wiedererhalten solle. Auch gebe es noch Unerledigtes aus dem Tourismuskonzept 2010.

Mehr Budget für Österreich-Werbung

Kettner fordert, das Jahresbudget der "Österreich Werbung" um 10 Millionen Euro zu erhöhen. Es sei geradezu absurd, dass dies selbst angesichts der durch die Weltwirtschaftskrise so angespannten Lage des Tourismus noch nicht erfolgt sei. Österreich liege derzeit in der klassischen Werbung gegenüber anderen Destinationen deutlich im Hintertreffen.

Benchmarking und Diversifizierung für die Hotellerie

Namens der Wiener Hotellerie erklärt Michaela Reitterer, die Vorsitzende der Österreichischen Hoteliervereinigung Wien: "Ein konkretes Umsatzziel ist eine starke Motivation, damit sind wir einzigartig in Europa. Dieses Ziel können wir nicht nur durch Erhöhung der Nächtigungszahlen, sondern vielmehr durch höhere Wertschöpfung erreichen." Professionelles Yield Management und systematisches Benchmarking seien dabei wertvolle Hilfsmittel. Die Branchenverbände empfehlen der Wiener Hotellerie, das System von STR Global zu nutzen.

Das Tourismuskonzept Wien 2015 setzt auf Qualitätssteigerung im Service der Hotellerie sowie in deren Struktur. Reitterer dazu: "Qualität meint nicht Sterne, und Strukturveränderung meint nicht Bettenzuwachs. Es geht vielmehr um die richtige Positionierung, um ein individuelles Profil und zielgruppenspezifische Ausrichtung hinsichtlich Ausstattung, Ästhetik, Komfort und Service."

Dauerbrenner Öffnungszeiten

Reitterer griff eine "Altlast" aus dem Konzept 2010 auf: "Ich weiss, dass sich Wiens Tourismuswirtschaft im Widerstreit mit anderen befindet, wenn sie für geöffnete Geschäfte am Sonntag eintritt, doch es ist zu wichtig für die Wertschöpfung, nicht nur der Branche, sondern der gesamten Stadt, um unerwähnt zu bleiben." Shopping sei, das haben die Befragungen ganz deutlich gezeigt, eine Lieblingsbeschäftigung der Gäste, und im Städtetourismus spiele das Wochenende, eben auch der Sonntag, eine sehr grosse Rolle.

Reitterer schlägt vor, es zumindest auf einen langfristig und gut vorbereiteten Pilotversuch ankommen zu lassen – an einigen ausgewählten Wochenenden, etwa im Advent. Zusätzlich appelliert sie an die Luxusrestaurants, von denen viel zu wenige sonntags geöffnet sind, und tritt für eine Ausweitung der Öffnungszeiten an den Wochentagen für die Gastronomie auf den Wiener Märkten ein.

Internationalität – auch sprachlich

Auf einen "für eine internationale Tourismusmetropole wichtigen Aspekt, den Wien noch nicht ausreichend erfüllt" weist Dr. Franz Sattlecker, Geschäftsführer von Schloss Schönbrunn, hin, denn er sieht, wie er sagt, "zu wenig sprachliche Internationalität bei den öffentlichen Verkehrsmitteln und den Sehenswürdigkeiten der Stadt".

Eine durchgehende, zumindest zweisprachige Beschriftung Deutsch/Englisch müsse sukzessive, aber zügig erfolgen. Im öffentlichen Verkehr gebe es Ansätze, doch in einer Stadt, die so viel nicht-deutschsprachiges Publikum anzieht wie Wien, müsse dieser Service flächendeckend sein.

Sattlecker ruft daher zu einer "Sprachoffensive" auf, die auch die Sehenswürdigkeiten inkludiert: "Museen, die ihre ständigen Sammlungen und grosse, durchaus auf internationalen Zuspruch ausgelegte Ausstellungen nur einsprachig beschriften, verwirken viel an Kundenzufriedenheit."

Architektonische Landmarks – auch von heute

Auch mit von ihm eher Unerwartetem liess Sattlecker aufhorchen: "Wien wird weltweit als Destination wahrgenommen, deren Attraktivität primär auf dem reichen historischen Erbe beruht. Niemand kann sich mehr darüber freuen als ich", so der Schönbrunn-Direktor, "trotzdem möchte ich hier eine Lanze für die zeitgenössische Architektur im Stadtbild brechen."

Es sei absolut notwendig, dass Wien zusätzlich zu seinen historischen Prunkbauten auch mit modernen architektonischen "Landmarks" punkten könne, die internationales Aufsehen erregen und dementsprechend zu vermarkten sind. Ohne solche neue Assets vermittle die Stadt nicht jene Dynamik, die einer internationalen Metropole zukomme, denn zu deren Wesen gehöre die ständige Weiterentwicklung.

Abschliessend bemerkt Sattlecker: "Ein sinnvolles touristisches Strategiepapier muss die gegenwärtigen Erfolgsfaktoren aufspüren, beibehalten und verstärken und eine Zukunftsorientierung aufweisen, indem es neue Inhalte, Ideen und Schwerpunkte thematisiert." Die Strategiegruppe habe das Tourismuskonzept Wien 2015 in diesem Sinn erstellt – als eine Unterlage, die mithelfen soll, die Destination für die Herausforderungen der nächsten Jahre zu rüsten.


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