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29.08.2016

Interlaken: Weit und breit nur "Hoffnungsschlimmer"

Hotels und Restaurants nicht mehr in Schweizer Händen

Der touristische Top-Standort Interlaken ist weitgehend in ausländischer Hand. Viele traditionsreichen Familienbetriebe werden aufgekauft.

In der öffentlichen Wahrnehmung wie auch in der Statistik steht Interlaken ziemlich gut da: internationale Bekanntheit, hohe Frequenzen, breit abgestützte Nachfrage, vielfältiges Angebot. Am Höheweg, der Promenade mit Blick aufs Jungfraumassiv, gibt es praktisch keine Häuser in einheimischem Familienbesitz mehr: Das Beau-Rivage ist letzthin gegen Barzahlung an einen Chinesen gegangen, das Royal-St Georges hat Accor übernommen. Das eben sanierte Du Nord kontrolliert der Inder Ravinder Kumar, der vom Hotel Walzenhausen über den Hirschen Gunten bis zum Bären in Krattigen etliche marode Schweizer Vorzeigebetriebe hütet.

Das Victoria-Jungfrau, einst in breitem schweizerischen Streubesitz, liegt inzwischen weitgehend beim Franzosen Michel Reybier. Den traditionsreichen Familienbetrieb des Hotel Splendid hat die Chinesin Mah Wei gekauft, die in den unteren Geschossen umgehend die Restauration durch Souvenirgeschäfte ersetzte. Das ebenfalls über Jahrzehnte in einheimischem Familienbesitz gewesene Harder Minerva ist in indischer Hand und gibt vor Ort zu reden, weil das Hotelpersonal mit den jeweiligen Reisegruppen unterwegs sein soll. Das Weisse Kreuz und das nahe Hotel Krebs schliesslich, einst beide währschafte Familienbetriebe, gehören einer südkoreanischen Unternehmerfamilie – diese Häuser sind immerhin im Schuss.

Was die Gastronomie angeht, liefert die Centralstrasse, die mitten in Interlaken vom Höheweg abgeht, exemplarischen Anschauungsunterricht: Thayanantharajan Rasaratnam, der nach der Flucht aus Sri Lanka mit seiner Frau jahrelang bei einem Grossverteiler gearbeitet hatte, begann sozusagen mit dem Friedensschluss in Sri Lanka, unter anderem die Centralstrasse aufzukaufen. Inzwischen gehören ihm dort praktisch alle Liegenschaften, und im Parterre finden sich jeweils exotische Shops, Take-aways und Restaurants.

Weit und breit kein Haus mehr in Schweizer Besitz – doch: Das Metropole, hoch aufragende Bausünde aus den frühen 1970er Jahren, ist noch in Schweizer Besitz. Als klassischer Familienbetrieb kann das Hochhaus, das im Erdgeschoss ebenfalls längst von Souvenirläden geprägt ist, freilich ebenso wenig gelten wie das City Oberland und das Carlton Europe, die ebenfalls keine ausländischen Eigentümer haben.

Das Carlton Europe hat zwar glücklich von der Familie Affentranger zur Familie Maeder gewechselt. Doch Gastgeber und Eigentümer Stephan Maeder, einst selber Banker, betreibt die beiden Häuser nachfrage- und ertragsbedingt weit mehr als Gewerbe- denn als Familienbetriebe. Ähnliches gilt im City Oberland. Dort schaut mit Erich Reuteler zwar seit Jahrzehnten ein Berner Oberländer zum Rechten. Doch das Haus ist geradezu ein Paradebeispiel für die epochale Veränderung der Nachfrage: Das Hotel arbeitet inzwischen stark mit Gruppen aus Fernmärkten, und da hat nicht einmal mehr die bestandene Restauration direkt am Höheweg Platz – sie ist eben auch einem Souvenirladen gewichen.

Bleibt das Hotel Interlaken, mit Jahrgang 1323 eines der ältesten Hotels in der Schweiz und zudem ein bestandener Familienbetrieb in hervorragendem Zustand: "Wenn man erfolglos ist, dann kann man meist genau sagen, warum", sinniert Gastgeber Georges Beutler, "aber wenn man erfolgreich ist, weiss man oft gar nicht recht, warum genau."

Peter Grunder / GastroJournal

Eines von vielen Hotels in Interlaken, das sich nicht mehr in Schweizer Händen befindet.


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