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06.10.2017

Regionale Wertschöpfung statt «Gewinngrabbing»

Neuer Index ermittelt den Regionalwert von Unternehmen

Die Globalisierung schafft Abhängigkeiten, sagte Professor Christian Kammlott, Umwelt-Campus Birkenfeld. Wenn wir nicht mehr regional produzieren, dann geht auch das Wissen verloren. Auf der Projektwerkstatt «Wie nachhaltig ist regionale Lebensmittelversorgung?» des Forschungsverbundes Nahgast in Königswinter stellte er einen neuen Ansatz zur Regionalwertberechnung von Unternehmen vor.

Bislang lässt sich nicht genau beziffern, was lokale Betriebe einer Region bringen. Auch die Vielfalt an Siegeln sorgt eher für Verwirrung als für Orientierung. Der Regionalwert ist nach Kammlott der Geldwert, den ein Unternehmen in eine Region bringt. Er berechnet sich aus dem Anteil des Personal- und Materialaufwandes, der Zinsen, Gewinne, Steuern und Abgaben, die tatsächlich in der Region verbleiben.

Der Regionalwert einer Bäckerei beispielsweise berechnet sich aus dem Anteil der Zutaten, die aus einer bestimmten Region kommen, dem Anteil der regionalen Arbeitskräfte sowie dem Anteil an Steuern, Zinsen und Gewinne, die in der Region bleiben. Die Kooperation eines Bäckers mit einer regionalen Mühle multipliziert den Regionalwert. Kleine Unternehmen können in kleinen Regionen relativ stark sein und hohe regionale Anteile erwirtschaften, meinte Kammlott.

In seinem Modell lässt sich die Region variabel definieren. Das kann ein Postleitzahlbereich sein, das können 5, 50 oder auch 100 Kilometer sein. Eine Münsteraner Bäckerei beispielsweise kommt in der Region Münster auf einen Regionalwert von über 80 Prozent, durch die gezielte Auswahl von regionalen Lieferanten und Mühlen. Eine Molkerei kann einen Regionalwert von über 60 Prozent erzielen.

Besonders aussagekräftig wird der Index, wenn man Betriebe einer Branche miteinander vergleicht. So bringt die systematische Berechnung des Regionalwertes einen dreifachen Nutzen: Sie schafft Transparenz für Konsumenten, liefert die Datenbasis für die Unternehmenskommunikation, aber auch Kriterien für politische Entscheidungsträger. Denn bisher werden in Deutschland Subventionen vor allem von Businessplänen abhängig gemacht. Es wird nicht hinterfragt, ob ein Zuschuss langfristig Vorteile für eine Region bringt.

Subventionen sollten sich nicht am Gewinn orientieren, meinte Kammlott, sondern an den Regionalwert gebunden sein. In diesem Kontext bekommt auch die Übernahme von regionalen Betrieben durch internationale Unternehmen eine neue Bedeutung. So ein Eigentümerwechsel wirkt sich negativ auf die regionale Wertschöpfung aus.

Der Regionalwert sagt allerdings nichts aus über den ökologischen Wert eines Unternehmens. Wer die ökologische nachhaltige Wertschöpfung berechnen möchte, kann ökologische Unternehmen in der Region betrachten oder noch weitere Kriterien zu Rate ziehen.

Die Methodenberechnung ist Teil des Projektes «Bio & faire Wertschöpfungsketten in Regionen» und wird gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogrammes ökologischer Landbau und anderer Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

Gesa Maschkowski / bzfe


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