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10.03.2020

«Nicht auf das Virus starren wie Kaninchen auf die Schlange»

Offener Brief des Gastro-Seelsorgers zu Corona

Als «Baize-Pfarrer» und gleichzeitig «Unfassbar»-Barkeeper ist Bernhard Jungen gleich zweifach von der Corona-Krise betroffen. In einem offenen Brief bekundet er allen in der Gastronomie Tätigen seine Solidarität und sagt, warum es wichtig ist, nicht auf das Virus zu starren wie das Kaninchen auf die Schlange.

Liebe Krisen-Geschüttelte, die in der Gastronomie tätig sind

Was ich diese Tage von Verantwortlichen und Angestellten im Gastro-Bereich vernehme, zeigt mir einmal mehr, wie exponiert das Gastgewerbe bei gesellschaftlichen Krisen ist. Löhne und Mieten müssen bezahlt werden trotz dem Ausbleiben der Gäste, trotz Stornierungen von Übernachtungen und Absagen von Events. Um an die Gelder zu kommen, welche diese Ausfälle abfedern sollten, braucht es viel administrativen Aufwand und ganz neue Fähigkeiten zum Überleben.

Der Wirteverband hat dazu super schnell hilfreiche Massnahmen und Merkpunkte zusammengestellt und das Gespräch mit der Politik, der Verwaltung und den Medien gesucht. Chapeau!

Was mich als Gastro-Seelsorger beschäftigt ist, wie Sie menschlich über die Runden kommen. Denn Sie haben als Gastronomen und Hoteliers vielleicht gleichzeitig Eltern, die zur Risikogruppe gehören und momentan mehr Unterstützung brauchen. Vielleicht müssen Kinder wegen einfachen Erkältungen zuhause betreut werden.

Der allgegenwärtige Corona-News-Ticker muss psychisch bewältigt werden. Gleichzeitig sollen im Betrieb Optimismus und gute Laune verbreitet und verunsicherte, noch vorhandene Gäste erfrischt werden.

Ich kann Ihnen allen nur meinen tiefen Respekt dafür aussprechen, dass Sie sich diesen Herausforderungen stellen, wenn auch wohl mehr unfreiwillig als freiwillig.

Rezepte habe ich keine. Aber ich will teilen, was mir persönlich ein wenig geholfen hat, als wichtige Anlässe der «Unfassbar», wie die Basler Fasnacht, ausfielen und andere für den Frühling abgesagt wurden:

1. Rückbesinnung: Ich erinnere mich bewusst, dass ich ähnliche Herausforderungen schon gemeistert habe. Plötzlich standen unterstützende Freunde da. Ich erlebte nach einer schlaflosen Nacht einen überraschend lichtvollen Tag. Solche Erinnerungen können Kraft geben für morgen.

2. Wichtiges zuerst: Ich verbringe bewusst wenig Zeit mit Corona-Statistiken. Dafür lasse ich alte Freundschaften wieder aufleben am guten alten Telefon! Ich investiere so in Beziehungen, ohne damit bewusst Kundschaft generieren zu wollen. Im Hören auf andere Probleme werden meine relativiert.

3. Bewegung in der Natur baut Stress ab. Velo und Fussweg statt Pendler-ÖV sind schliesslich staatlich verordnet. Der erwachende Frühling zeigt mir, dass auf dieser Welt eine Schöpferkraft am Werk ist, die weit über menschliche Möglichkeiten hinausgeht.

4. Zeit für Innovation nutzen, falls Ausfälle Zeitgewinn verursachen. Wir haben z.B. an der Realisation einer weiteren Velo-Bar gearbeitet, und Wege gesucht, die Unfassbar finanziell langfristig solider zu sichern.

5. Alte Quellen wieder ausgraben: Ich habe meine Gitarre wieder mal zur Hand genommen, meine tägliche Bibelmeditation reaktiviert und dabei gestaunt, wie mir der solidarische Ober-Gastgeber («Jesus» in der Bibel, «Isa» im Koran) den Becher neu gefüllt hat und mir gesagt hat: «Vergeude nicht deine Energie mit Dingen, die du nicht ändern kannst, nimm einen Tag nach dem anderen!»

Too beautiful to fail!

Diese persönlichen Schritte reichen bei weitem nicht. Die Politik ist ebenso gefordert: Ich will mich darum aktiv dafür einsetzen, dass der Staat, der 2008 die Banken gerettet hat, jetzt auch darüber wacht, dass von Bankenseite eine Kultur der Solidarität gelebt wird.

So kann eine Kette der Grossherzigkeit wachsen in unserem Land statt einer Kette der messerscharfen Abrechnung, in welcher der Druck von oben nach unten weitergegeben würde, bis Menschen auf der Strasse stehen.

Grosszügigkeit ist das Markenzeichen der Gastronomie. Die ganze Gesellschaft soll damit «geimpft» werden gegen die Corona-Angst! Das Gastgewerbe – auch mit kleinen Betrieben – ist zu kostbar in unseren Städten, als dass wir es im Stich lassen könnten.

Ich wünsche Ihnen von Herzen guten Mut.
Dankbar für Ihren fantastischen Einsatz im Gastgewerbe

Bernhard Jungen, Gastro-Seelsorger
Telefon 079 921 78 76

bj@stadtmission-bs.ch

Bernhard Jungen Gastro-Seelsorger

Bernhard Jungen ist als Pfarrer bei Veranstaltungen und im Gastgewerbe unterwegs. Bild: Roland Juker


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