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18.08.2014

Wegen Goodwill in der Kreide

Ein heikles Thema bei Betriebsübernahmen

Der Standort und der Kundenstamm werden bei der Übernahme eines Restaurants hin und wieder mit eingerechnet. Doch der Goodwill ist schwierig zu bemessen.

Die Übernahme eines Betriebs ist in der Restaurationsbranche ein heikles Thema. Für die Zukunft des Restaurants bedeutet sie ein entscheidendes Engagement, das bereits vor der Errichtung des Betriebs beginnt. Eine Entscheidung, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte.

Die Goodwillzahlung ist der immaterielle Teil einer Übernahme. Einige sind überzeugt, dass diese Gangart illegal sei, für andere wiederum ist sie nicht bezifferbar. Aber in der Praxis ist die Goodwillzahlung nicht illegal, sondern war früher gang und gäbe.

Bei Verkäufen ist die Goodwillzahlung Teil des Geschäftspreises, aber betriebswirtschaftlich betrachtet einfach die Differenz zwischen dem Ertragswert und den materiellen Gütern. Die Schwierigkeit für den Käufer besteht darin, richtig in die Zukunft zu kalkulieren, damit das zusätzlich aufgewendete Geld für den Goodwill nicht zu einer Vorbelastung wird, denn dieses Geld muss danach verdient werden – zusätzlich zu den anderen Kosten.

"Bei der Übernahme eines Betriebs einigen sich die beiden Parteien generell auf einen Gesamtpreis. Dieser umfasst materielle Güter, die detailliert aufgeführt werden, und immaterielle Güter", erklärt Remi Susset, Absolvent der Ecole Hôtelière in Lausanne und diplomierter Geschäftsberater bei Gastroconsult in Pully.

Remi Susset rät künftigen Käufern, insbesondere bei immateriellen Gütern Vorsicht walten zu lassen, denn die werden oftmals von den Verkäufern stark überbewertet. Denn wenn der Preis nicht dem ökonomischen Wert entspricht, ist es praktisch unmöglich, die zusätzlichen Investitionen für den Goodwill in einer vernünftigen Zeit zu amortisieren. Denn diese zusätzlichen Ausgaben sind innerhalb des künftigen Geschäftsgangs einzuspielen.

Wichtig ist heute die Nachfrage auf dem Markt. In Lausanne sind Cafés und Tearooms gefragt. In Städten wie Zürich und Genf ist die Nachfrage am grössten, was eine Preiserhöhung mit sich bringt. In Zürich ist das Schlüsselgeld bekannt.

"Den Inhabern raten wir, den Verkaufspreis des Geschäfts proportional vernünftig aus materiellen und immateriellen Gütern zu bilden", führt Remi Susset aus.

In der Praxis wird für den immateriellen Teil oftmals mehr bezahlt, als sich betriebswirtschaftlich rechtfertigen liesse. Das kann aus "emotionalen" Beweggründen geschehen, aber auch wegen einer strategisch speziellen Lage oder einer aussergewöhnlich hohen Betriebsrentabilität. Urbane Regionen oder Seegegenden sind sehr attraktiv", fährt der Gastroconsult-Berater fort: "Die Preise sind hier sehr erhöht und stehen mit der Geschäftstätigkeit in keinem Zusammenhang. Ausserhalb dieser Zonen werden die Preise wieder vernünftiger."

Nebst dem Preis ist bei einer Goodwillzahlung noch die Dauer des verbleibenden Mietvertrags sehr wichtig. "Zehn Jahre sind in der Regel zwingend, um eine Betriebsübernahme zu amortisieren", erklärt Susset. Auf diese Weise erleidet der Gastgeber keinen Verlust, falls der Vermieter am Ende des Mietvertrags die Räumlichkeiten umnutzen möchte.

Es kommt nicht von ungefähr, dass jedes Jahr ein Grossteil der neu eröffneten Betriebe innerhalb des ersten Jahres den Besitzer wechselt. Falls sich der Geschäftspreis nachweislich als zu hoch erweist, besteht für den Gastgeber die Gefahr einer finanziellen Krise. Vor allem ist er nicht mehr in der Lage, die Schulden zurückzuzahlen, selbst wenn das Geschäft gut laufen sollte.

"Jeder Fall ist einzigartig. Auch wenn es einige Basisregeln zu beachten gilt, ist eine individuelle, auf den Fall zugeschnittene Analyse äusserst wichtig. Auch muss beachtet werden, dass die Übernahme eines Tearooms nicht auf die gleiche Weise gehandhabt wird wie die Übernahme eines Spitzenrestaurants, wo insbesondere der Chef dem Betrieb seinen Stempel aufdrückt", sagt Remi Susset abschliessend.

Dem "perfekten Geschäft" auf Grund eines zu hohen Preises zu entsagen, ist nicht unbedingt schlecht. In einer Branche, wo die Margen immer dünner werden, ist es vielleicht besser, abzuwarten, um auf einer soliden Basis anderswo zu beginnen.

Romain Wanner, Marco Moser / GastroJournal


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