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15.10.2025
Pflanzliche Vielfalt, Functional Food und Co.
Trends und Innovationen von der Anuga 2025
Die Allgemeine Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung, kurz Anuga, ist weltweit die wichtigste und grösste Messe für Lebensmittel und Getränke. Sie findet alle zwei Jahre in den Kölner Messehallen statt. Die Anuga im Oktober 2025 war mit 8015 Ausstellenden aus 110 Ländern die grösste in ihrer Geschichte. 94 Prozent der Aussteller kamen aus dem Ausland.
Eine Messe dieser Grössenordnung ist nicht nur Schaufenster und Businessplattform, sie ist auch ein Stimmungsbarometer einer Industrie, die sich stetig verändert. Hier werden Produktinnovationen vorgestellt und Trends im Lebensmittelhandel sichtbar.
Ein Marktforschungsunternehmen hat für die Messegesellschaft diese Trends für die Entwicklung der Ernährung von morgen identifiziert:
Trend 1: Pflanzliche Vielfalt jenseits von Ersatzprodukten – die pflanzliche Ernährung etabliert sich als eigenständige Genusswelt. Sie ist ein dynamischer Markt, in dem kultivierte Proteine und mikrobiell fermentierte Alternativen besonders stark im Kommen sind.
Trend 2: Personalisierte Ernährung – Ziel ist Gesundheit und Funktionalität im Alltag zu verbinden. Functional Food ist zwar kein neuer Trend, aber einer mit steigender Tendenz. Insbesondere Produkte, die gezielt das Mikrobiom unterstützen sollen, stehen im Fokus. Angeführt wird dieser Trend von den USA. Das stärkste Wachstum unter den grossen Märkten verzeichnet indes Deutschland.
Trend 3: Clean Label – Immer mehr Verbraucher möchten genau wissen, welche Zutaten in ihren Lebensmitteln enthalten sind und welche nicht. Dabei bevorzugen sie natürliche und möglichst wenig verarbeitete Zutaten und vermeiden künstliche Farb-, Aroma-, Konservierungs- und Zusatzstoffe.
Trend 4: Genuss bleibt König – wenn Innovation und Geschmack Hand in Hand gehen. Produkte, die Genuss, Gesundheit und Nachhaltigkeit clever vereinen können, sind im Kommen.
Trend 5: Nachhaltigkeit als Voraussetzung – Nachhaltigkeit ist kein Zusatznutzen mehr, sondern Standard: Von der Produktauswahl über Möglichkeiten, Verpackungsmaterial zu sparen oder zu substituieren bis zur Optimierung von Prozessabläufen.
Trend 6: Eigenmarken (Private Labels) als Innovationstreiber – Produkte, die von spezialisierten Herstellern produziert, aber unter dem Markennamen eines Handelsunternehmens verkauft werden. Sie sind längst nicht mehr «zweite Wahl». Die neue Generation von Eigenmarken setzt auf «Premiumisierung», also hochwertige Rohstoffe, nachhaltige Verpackungen und eine klare Herkunftskennzeichnung.
Eine Reihe von Sonderveranstaltungen vermittelte tiefere Einblicke in Spezialthemen. Auf der «Anuga Organic on Stage» zum Beispiel standen Bio, pflanzliche Ernährung und Nachhaltigkeit im Fokus. Der Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Alois Rainer, hielt dort das Eingangsstatement mit Blick auf das politisch angestrebte Ziel «30 Prozent Bio-Fläche bis 2030».
Ein Highlight ist stets die «Anuga Taste Innovation Show». Eine internationale Jury aus den Bereichen Journalismus, Ernährungs- und anderen Wissenschaften und Marktforschung wählte aus über 1900 Bewerbungen 62 herausragende Innovationen aus, die durch Idee, Nachhaltigkeit, Marktpotenzial und kreative Umsetzung überzeugen.
Hier drei Beispiele, die es unter die Top 10 geschafft haben:
1. Eine Aprikosenkernpaste eines österreichischen Herstellers. Grundlage bildet der Aprikosensamen – ein bislang „übersehener“ Rohstoff, der normalerweise bei der Fruchtsaft- oder Trockenfruchtproduktion anfällt. In einem speziellen Prozess werden unverträgliche Stoffe extrahiert und der Kern damit für die Lebensmittelindustrie sicher gemacht. Der Ansatz verbindet Ressourcenschonung mit einem interessanten Nährstoffprofil.
2. Ein veganes pochiertes «Ei» eines deutschen Herstellers, welches wohl in erster Linie für die Gastronomie interessant sein könnte. Hauptsächlich auf der Basis von Hülsenfruchtproteinen und mit einer – für Ersatzprodukte nicht unüblich – langen Zutatenliste.
3. Ein thailändischer Hersteller bietet Nudeln auf Basis von 100 Prozent Bio-Kokosnusswasser an. Das Fruchtwasser wird mithilfe von Acetobacter Xylinum in einem 15-tägigen Fermentationsprozess in eine Faser umgewandelt, die in Geschmack und Textur Glasnudeln ähnelt; glutenfrei und ohne weitere Zusatzstoffe.
Die Anuga ist eine reine Fachmesse. «Normale» Verbraucher müssen abwarten, ob und wann neue Kreationen in den Handel kommen. Wobei am Ende des Tages der Markt entscheidet, was kommt, was bleibt und was geht: Rund 180’000 Artikel umfasse das Sortiment des deutschen Lebensmittelhandels, sagte Christoph Minhoff von der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie, anlässlich einer Pressekonferenz im Vorfeld der Anuga. «Jährlich kommen 40’000 Artikel dazu und 40’000 Artikel gehen.»
Bei der Kaufentscheidung spiele für das Gros der Verbraucher immer noch der Preis und der Geschmack die entscheidende Rolle. Wenn ein Produkt nicht schmeckt, wird es sich am Markt nicht durchsetzen, ganz gleich wie innovativ oder nachhaltig es ist oder welch positive Eigenschaften es haben mag.
Rüdiger Lobitz / bzfe
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Bild: Anuga / anuga.de
Dossiers: Ernährung | Marketing
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